Curslack. Zehn Jahre trägt Patrik Papke das Trikot der „Blauen“ aus Curslack. Nach 290 Oberliga-Spielen beendet der 31-Jährige seine Karriere.

Am vergangenen Sonnabend hatte Oliver Schubert den Fußballern vom SV Curslack-Neuengamme gute Neuigkeiten zu verkünden. Bevor sich die Vierländer Oberliga-Kicker zum Warmmachen für die Partie gegen Barmbek-Uhlenhorst (3:4) aus der Kabine aufmachten, teilte der Manager ihnen mit, dass Keeper Gianluca Babuschkin und Julian Künkel dem SVCN über die Saison hinaus erhalten bleiben und Benjamin Bambur vom Ligarivalen Concordia an den Alten Bahnhof wechselt. „Damit haben wir einen 25-Mann-Kader plus ‚Paddy‘“, sagte Schubert. Der von ihm angesprochene „Paddy“, der mit vollem Namen Patrik Papke heißt, saß nicht weit entfernt von ihm auf einer Holzpritsche und lächelte verschmitzt.

Natürlich wusste Curslacks Kapitän Schuberts Andeutung richtig einzuordnen. Schließlich hatte ihn der Manager wie auch andere Vereinsverantwortliche schon einige Male zuvor belatschert, seine Entscheidung zu revidieren, die Stiefel an den Nagel zu hängen. Bis dato vergebens. Stand jetzt wird Papke nach dem Derby am Freitagabend gegen die TuS Dassendorf seine Karriere beenden (19 Uhr, Gramkowweg).

Ex-Coach Henke: „Er hört fünf Jahre zu früh auf – mindestens“

„Das ist für alle ein Riesenverlust. Er ist nicht zu ersetzen. Er hört fünf Jahre zu früh auf – mindestens“, sagt Torsten Henke. Die SVCN-Trainer-Legende hatte den Edeltechniker von 2009 bis zum vergangenen Jahr unter seinen Fittichen. „Er war einer der besten und wertvollsten Fußballer, die wir hier in Curslack hatten. Und auch in der Oberliga“, adelt Henke den Mann, der sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld war. „Und als Mensch war er immer loyal und zuverlässig – eine Eins mit drei Sternchen“, erklärt der 52-Jährige.

Nun sagt Patrik Papke nach zehn Jahren bei den „Blauen“ tschüs. Die Prioritäten im Leben des früh ergrauten Allrounders werden sich sehr bald verschieben. In einigen Wochen erwarten er und seine Frau Marta-Maria Nachwuchs. Ein Töchterchen wird das in Bergedorf lebende Paar dann gewiss fortan mächtig auf Trab halten. Zudem stehen berufliche Veränderungen für den bei einem Hamburger Software-Unternehmen angestellten Papke an.

All dies hat ihn dazu bewogen, einen Schlussstrich unter seine Laufbahn zu ziehen. „Dabei ist er meiner Meinung nach in der Blütezeit seines Fußballerlebens“, bedauert Manager Schubert den Entschluss des 31-Jährigen.

In einem Team mit Harnik und Kruse

Apropos Zeit. In der Jugend spielte Papke gemeinsam mit den heutigen Bundesliga-Profis Martin Harnik und Max Kruse bei den A-Junioren des SC Vier- und Marschlande. Papke, sagt sein damaliger Trainer Thorsten Beyer heute, hatte auch das Potenzial, diesen Weg einzuschlagen: „Er war nicht weit weg von den Anderen. Ihm hat nur etwas Glück gefehlt.“

Sein persönliches Glück hing für Papke mit dem Erwachsenwerden irgendwann nicht mehr allein vom Fußball ab. Länder, Menschen, Abenteuer begannen ihn zu interessieren. Mit seiner Marta-Maria bereiste er die Welt. Zuweilen sehr zum Leidwesen seines langjährigen Trainers Henke, der wegen Papkes Fernweh häufiger mal auf seinen Führungsspieler verzichten musste.

Passmaschine ohne Torgefahr

2009 hatte er den hochveranlagten Kicker vom Nachbarn Bergedorf 85 an den Gramkowweg gelockt. Seinerzeit ähnelte Papke äußerlich noch einem dieser Helden aus den US-Fernsehserien der 1980er Jahre. Er trug sein Haar vorne kurz und hinten recht lang. Bei den Vierländern ist Papke seit geraumer Zeit das Gehirn ihres Spiels. Zumeist unprätentiös gab der 31-Jährige den Takt vor.

Doch eines ging dieser „Passmaschine“ in all den Jahren ab: Torgefahr. In 289 Oberliga-Partien durfte der Edeltechniker nur 19 eigene Treffer bejubeln (Quelle: „Transfermarkt.de“). Das letzte in seiner Laufbahn könnte sein Strafstoß gegen die Barmbeker zum 3:4-Endstand gewesen sein.

Es sei denn, er lässt sich doch noch zum Weitermachen überreden. Von Schubert oder vielleicht Jugendtrainer Beyer, der im Sommer die 1. Herren des SCVM übernimmt. Für Papke würde sich mit einem Wechsel nach Fünfhausen der Kreis schließen. Doch eine Rolle rückwärts ist von diesem geradlinigen Menschen und Fußballer eigentlich nicht zu erwarten.

Er hört fünfJahre zu früh auf – mindestens.
Torsten Henke,