Ochsenwerder. Ehrenvorsitzender Bernhard Ennuschat (90) für langjährige Mitgliedschaft im SCVM geehrt
Als der SC Vier- und Marschlande jüngst langjährige Mitglieder für ihre Treue auszeichnete, erhielt Bernhard Ennuschat als einer von 13 Männern und Frauen eine Urkunde für 70-jährige Vereinszugehörigkeit. Wir haben mit dem Ehrenvorsitzenden auf ein bewegtes Sportlerleben zurückgeblickt. Beim TV Kirchwerder Nord, einem der Vorgänger-Klubs des SCVM, hat der 90-Jährige viele Jahre die Turnabteilung geleitet, und mit der Trachtengruppe ist er bei den Olympischen Spielen von München sowie mehrmals in der „Aktuellen Schaubude“ aufgetreten.
Genau genommen ist Bernhard Ennuschat sogar schon seit 72 Jahren dabei. „Ich bin 1946 eingetreten. Nach dem Krieg hat man es aber wohl nicht so eng gesehen. Wir hatten ja noch nicht einmal die D-Mark. Und der erste Beleg über mich stammt wohl aus dem Jahr 1948“, sagt Ennuschat, der ursprünglich aus Ostpreußen stammt.
Als britischer Kriegsgefangener kam er zu einem Bauern in Kirchwerder, lernte ein Mädchen – seine vor 18 Jahren gestorbene Frau Anneliese – kennen und blieb in den Vier- und Marschlanden hängen. Heute lebt Ennuschat in Ochsenwerder.
Sich selbst bezeichnet Ennuschat „als guten Durchschnittsturner. Ich war mit 1,82 Metern einfach zu lang.“ Bis 1954 turnte er selbst, baute nach seinem zwischenzeitlichen Umzug nach Schwarzenbek beim dortigen TSV die Turnabteilung auf, ehe er zurück beim TV Kirchwerder Nord „Schwung in die Abteilung brachte“, wie er sagt.
Höhepunkte waren die Wettkämpfe der Billerunde sowie die jährlichen Vergleiche mit den Turnern aus Lohbrügge, Geesthacht und Grünhof-Tesperhude. Ennuschat führte auch den Deutschen Abend im Gasthof Hitscherberg ein (heute SCVM-Turnschau), der jeweils am ersten Dezember-Wochenende abgehalten wurde.
Die Bedingungen für die Turner waren früher aber mitunter nicht einfach. „Wir hatten auf dem Boden der Schule Kirchwerder einen Barren stehen und unsere Bodenmatte war geschätzt nur einen mal einen Meter groß“, sagt Bernhard Ennuschat, der 1972 gemeinsam mit Erich Meyns (TV Zollenspieker) und Willi Suhm (VfL Kirchwärder) die Fusion zum TSV Kirchwerder vorantrieb, deren 2. Vorsitzender er rund zehn Jahre lang war.
Stolz ist er derweil immer noch darauf, dass die Trachtenabteilung als einzige Gruppe aus Norddeutschland im Rahmenprogramm der Olympischen Spiele von München Auftritte hatte. „Meine Bewerbung wurde zunächst abgelehnt, weil es nicht im Budget drin war. Ich sagte dann, dass es für uns eine Ehre wäre zu kommen und wir nur Kost und Logis bräuchten. Wir haben dann vor dem Stadion einen Tanz aufgeführt und einen Hut rumgehen lassen“, sagt Ennuschat. Der Anschlag auf israelische Sportler ereignete sich erst nach der Rückkehr nach Hamburg.
Bernhard Ennuschat kann noch viele Anekdoten erzählen – in 70 Jahren kommt ja auch so einiges zusammen.
Sohn Bernd Ennuschat schickt sich derweil an, die Familientradition im Vorstand fortzuführen. Seit Mai 2018 ist er beim SCVM Kassenwart.