Wentorf. Seinen Traumverein SC Wentorf fand Marc Mauersberger über „Google Maps“. Es ist eine erfolgreiche Verbindung.
Mit 16 Treffern bei nur neun Einsätzen führt Marc Mauersberger vom SC Wentorf die Torschützenliste in der Fußball-Bezirksliga an. Dabei ist es purer Zufall, dass der frühere Oberliga-Spieler bei den Gelb-Schwarzen gelandet ist. „Als ich 2017 nach Bergedorf zog, habe ich auf Google Maps geschaut, welcher Verein am nächsten liegt“, erinnert sich der 29-Jährige schmunzelnd, „ich habe beim SVNA angefragt, aber die hatten ihren Kader schon voll. Als ich dann mit Wentorfs Trainer Slavec Rogowski telefonierte, war meine erste Frage: ,Was zahlt ihr?’, und als er antwortete: ,Nichts!’ habe ich gesagt: ,Dann können wir weiterreden.’“
SC Wentorf zahlt Spielern gar nichts
Punkteprämien und Aufwandsentschädigungen sind im Hamburger Amateurfußball bis hinunter in die Kreisliga üblich. Der SC Wentorf ist eine Ausnahme. „Seit zweieinhalb Jahren bekommt bei uns kein Spieler etwas“, betont Rogowski. Auch Ablösen fordern und zahlen die Wentorfer nicht, akzeptieren lieber die Halbjahres-Sperren für Spieler ohne Freigabe vom abgebenden Verein. Will ein Akteur nicht so lange warten, muss er sich selbst mit seinem Ex-Klub einigen. „Wir leben unseren Sport so, wie es einem Breitensport entspricht und wollen anderen Klubs ein Beispiel geben“, sagt Rogowski.
In einem Team mit Toni Kroos
Eine Einstellung, mit der er bei Mauersberger ins Schwarze traf. Der Linksaußen, der als C-Jugendlicher zusammen mit dem späteren Nationalspieler Toni Kroos bei Hansa Rostock kickte, wurde durch eine bittere Erfahrung im ersten Herrenjahr beim Oberligisten FSV Bentwisch (bei Rostock) geprägt. „Dem Klub ging damals das Geld aus. Ich habe als einer der Ersten gesagt: ,Dann verzichte ich.’ Das fanden die anderen Spieler nicht so gut. Da habe ich mir geschworen, nie wieder für Geld Fußball zu spielen.“
Von der Oberliga in die Kreisklasse
Mauersberger ging zum neu gegründeten FC Förderkader René Schneider (siehe Kasten) in die Kreisklasse und marschierte dort mit einer Mannschaft, die über sechs Jahre praktisch unverändert blieb, durch bis in die Oberliga.
Zwei Jahre lang Golf statt Fußball
Nach dem beruflichen Wechsel nach Berlin wurde es für den Bundesbeamten im Außendienst dann aber schwer, seine Prinzipien durchzuhalten. „Bei den ambitionierten Vereinen dort stehen alle Spieler als Bauarbeiter oder Türsteher auf dem Papier“, beklagt er, dass in der Hauptstadt das Geld im Amateurfußball allgegenwärtig sei. Mauersberger blieb konsequent, pausierte lieber zwei Jahre als zu solchen Konditionen anzuheuern, und frönte seinem zweiten Hobby, dem Golfspiel (Handicap 3), bevor er 2017 zum SC Wentorf kam.
Am Freitag gegen Krösus Oststeinbek
Am heutigen Freitag geht es für die Gelb-Schwarzen nun gegen Spitzenreiter Oststeinbeker SV (19.30, Am Sportplatz). Der OSV, der mit großem Aufwand versucht, den Durchmarsch in die Landesliga zu schaffen, bildet gewissermaßen den Gegenpol zu den Wentorfern und ihren Idealen, was der Partie eine zusätzliche Brisanz verleiht.