Schwarzenbek. Es gibt auch mal schwere Kost bei den Spielen zu sehen. Aber wann kann das Vereinsheim genutzt werden?

Schwarzenbek. Eigentlich wollte der 56-jährige Hans-Jürgen Hansen am vergangenen Sonntag selbst gegen den Ball treten. Seine Senioren-Fußballer des SC Schwarzenbek hatten ein Auswärtsspiel beim SVNA. Stattdessen („Macht ja sonst keiner“) steht der 1. Vorsitzende der Europastädter am Sportplatz an der Schützenallee und verkauft Eintrittskarten für die Bezirksliga-Partie der 1. Herren gegen Glinde. „Was Süßes?“, fragt er jeden der gut 50 Zuschauer und bietet ein Stückchen Schokolade an. Gut möglich, dass es für die anstehenden knapp zwei Stunden das letzte Schmankerl ist.

Der Verein hat schon bessere Zeiten erlebt. Nach dem Abgang des Hauptsponsors konnte das Durchreichen von der Landes- in die Kreisliga nur knapp abgewendet werden. Und auch in diesem Jahr ist Abstiegskampf angesagt. Doch langsam scheint die Talsohle durchschritten. Am besten zu erkennen ist das am neuen Vereinshaus, bei dem die Innenarbeiten abgeschlossen sind. Beim SCS hoffen sie darauf, es auch bald nutzen zu können.

„Wir sind aus der Phase des Wehklagens heraus. Die Zuschauer haben akzeptiert, dass es bei uns auch mal schwere Kost zu sehen gibt. Neulich sind sogar 30 bis 40 Leute auswärts zum TuS Hamburg mitgefahren“, freut sich Erste-Herren-Trainer Sven Reinke. In Schwarzenbek setzen sie auf Identifikation mit dem Verein – Geld gibt es nicht. Reinke, selbst ein Kind des Klubs, ist da das beste Beispiel. Jahrelang coachte er die „Zweite“ und blieb seinem Verein selbst in den schwersten Stunden treu.

Abgebranntes Vereinshaus

Mit dem abgebrannten Vereinshaus (28. Oktober 2015), dem Streit zwischen altem und jetzigem Vorstand (2016 bis Anfang 2017) und dem Abgang fast der kompletten ersten Mannschaft (Anfang 2017) war es binnen kurzer Zeit knüppeldick gekommen.

Jetzt spielen vor allem Schwarzenbeker oder solche, die in der Europastadt aufgewachsen sind, für den SCS. Auch die Mitgliederzahlen sind um etwa zehn Prozent auf aktuell 420 gestiegen. Und das alles, obwohl drei Winter lang keine adäquaten Umkleide- und Duschmöglichkeiten zur Verfügung standen.

Doch inzwischen schockt die Schwarzenbeker selbst die Tatsache nicht mehr, dass, wenn es dumm läuft, ein vierter Winter mit Behelfsumkleiden droht. „Ich würde die neuen Duschen gern ab Mitte Dezember nutzen können“, sagt der Vorsitzende Hans-Jürgen Hansen. Dafür müssten die Außenarbeiten jedoch soweit fortgeschritten sein, dass ein Betreten auch von der Versicherung abgedeckt ist.

Was das Sportliche betrifft, besteht auch wieder Hoffnung. Gegen Glinde gab es zwar keine fußballerischen Leckerbissen, dafür aber ehrliche Hausmannskost, sprich Kampf, Leidenschaft und Einsatz. Die Belohnung: ein verdienter 1:0-Sieg nach einem Tor von Kapitän Viktor Schner. Und das, obwohl Reinke mit zwei 18- und drei 19-Jährigen in der Startelf begonnen hatte.

Vier Spiele ungeschlagen

Nach fünf Pleiten aus den ersten sechs Partien sind die Schwarzenbeker nun seit vier Spielen ungeschlagen. Auch weil das anfänglich zu offensive System inzwischen einem defensiveren 4-5-1 gewichen ist. „Wir müssen uns weiterentwickeln und gleichzeitig sind wir gezwungen zu punkten. Dieser Spagat ist nicht ganz leicht“, weiß Reinke.

Ein Vorteil ist natürlich, dass es in dieser Saison nach den Rückzügen des FC Bergedorf und SV Curslack-Neuengamme II nur noch einen sportlichen Absteiger gibt. Dennoch gehen sie ihren Schwarzenbeker Weg auch weiter, sollte es letztlich nicht zum Klassenerhalt reichen. „Aktuell müssen wir die Spielweise den vorhandenen Spielern anpassen. Ziel ist, irgendwann einen Stil zu entwickeln und dann gezielt Spieler dafür dazuzuholen“, sagt Trainer Reinke. Bis es soweit ist, akzeptieren die treuen Fans aktuell auch, dass mitunter das einzig Süße am Schwarzenbeker Fußballspiel die Schokolade ist, die es zur Eintrittskarte gibt.