Schwarzenbek. Präzision und Übung Zu Besuch bei den Steel-Dartern des TSV Schwarzenbek
Noch 86 Punkte Rest, jetzt arbeiten die Gehirnzellen auf Hochtouren. Aufgabe: 86 minus welche Zahl ergibt einen geraden Rest, der zwischen 2 und 40 liegt? 50 geht auch.
Spezielle Herausforderung für den Reporter: Um Eindruck bei den Darts-Spielern des TSV Schwarzenbek zu schinden, muss das Ergebnis schnell her. Laaaange Pause. „Wirf auf die Triple-18 und dann die Doppel-16“, rät Ralf Busch, der das große Fragezeichen auf der Stirn erahnt hat und gegen den ich ein Leg „501 Double Out“ spiele (siehe Info-Text). „Triffst du die einfache 18, wirf gleich noch eine. Dann bleibt das Bull’s Eye übrig“, ergänzt er, während ich noch nicht einmal die erste Rechnung nachvollzogen habe.
Erkenntnis Nummer eins: Steel-Darts übt Kopfrechnen. Wobei: „Ab einem gewissen Zeitpunkt rechnet man gar nicht mehr. Dann kennt man die Check-out-Wege“, berichtet TSV-Abteilungsleiter Ron Blumentritt. Erkenntnis Nummer zwei: Zwischen Theorie und Praxis liegen Welten. Der erste Wurf landet zwar in einem Feld mit dreifachem Wert, allerdings in der benachbarten 4 – nun beginnt das Rechenspiel von vorn.
Darts, das englische Wurfspiel mit den drei Pfeilen, zählt hierzulande zu den aufstrebenden Sportarten. Insbesondere durch Fernsehübertragungen – zuletzt verfolgten über zwei Millionen Zuschauer das Weltmeisterschaftsfinale auf Sport1 – boomt der Präzisionssport.
Die Abteilung beim TSV gibt es seit März 2016. Aus anfänglich 25 Mitgliedern sind inzwischen 44 geworden. Seit dieser Saison nehmen die Europastädter auch durchaus erfolgreich am Spielbetrieb teil. Mit acht Siegen und nur zwei Niederlagen führen die Schwarzenbeker die Landesliga-Tabelle an.
Punktspiele und Training bestreiten sie im Mehrzweckraum der Halle Buschkoppel, den sie binnen 20 Minuten in ihre Darts-Arena umbauen können. Dann stehen dort sechs Scheiben, nebst Brett zum Aufschreiben, Lampen für gute Sichtverhältnisse, Schutzwänden aus Holz und grünen Abstandshaltern – alles haben die Schwarzenbeker in Eigeninitiative gebaut.
Immer mittwochs (19 Uhr) und freitags (18 Uhr) trainieren sie, um besser zu werden. „Das Einzige was hilft, ist viel spielen“, sagt Schwarzenbeks Abteilungsleiter Blumentritt. „Und man muss seinen Bewegungsablauf automatisieren und aufpassen, dass man nur aus dem Ellenbogen heraus wirft“, ergänzt Sportwart Thomas Schmidt.
Bei Punktspielen liegt ihr Schnitt pro Aufnahme – wie ein Durchgang mit drei Pfeilen genannt wird – zwischen 45 und 60 Punkten. Zum Vergleich: Der neue Weltmeister Rob Cross aus England lag bei seinem WM-Triumph bei über 100 Punkten.
In der Landesliga sei es aber gar nicht so entscheidend, einen hohen Schnitt zu spielen. „Wichtig ist, die Doppel zu treffen“, betont Schwarzenbeks Jens Werner und zitiert einen beliebten Darts-Spruch: „Triple is funny, double makes the money.“ Das heißt sinngemäß: Triple sind schön und gut, aber mit Doppeln macht man das Geld.
Um Geld ging es bei den abschließenden Proberunden zwar nicht, aber beinah hätte der Reporter bei 58 Restpunkten dann doch noch Eindruck hinterlassen. Im Match gegen Abteilungsleiter Blumentritt waren sie nach einem Treffer auf die Einfach-18 da: zwei Match-Darts.
Jedoch: Anstatt der Doppel-20 zum Sieg wurde es die einfache 20, und anstatt der Doppel-10, die einfache 15 – war trotzdem „funny“. Der Fairness sei erwähnt, dass der Schwarzenbeker zuvor bereits drei Chancen zum Sieg ausgelassen hatte und danach kurzen Prozess machte.
Wer Lust hat, Darts zu spielen, kann einfach mal bei den Schwarzenbekern vorbeischauen oder spielt am 21. April beim „Schwarzenbek Cup of Darts“ mit, einem offenen Doppelturnier (zwei Spieler pro Team). In Bergedorf bietet der ASV Steels-Darts an (immer dienstags, 19 Uhr, im Vereinshaus Krusestraße 7).