Dassendorf. Im gestandenen Fußballer-Alter von 26 Jahren ist Amando Aust, Kapitän der TuS Dassendorf, in den Nationalmannschaftskader von Gambia berufen worden.

Den Traum vom Fußballprofi hat Amando Aust nie wirklich geträumt. In jungen Jahren fiel der Kapitän von Fußball-Oberligist TuS Dassendorf in seiner hessischen Heimat Vellmar bei Sichtungslehrgängen für die Kreis- oder Bezirksauswahl regelmäßig durch. „Erst mit 18, 19 hat das ein bisschen Fahrt aufgenommen“, erinnert sich Aust.

Während des Studiums der Volkswirtschaftslehre in Kiel spielte er schließlich insgesamt 34 Mal in der Regionalliga für Holstein. Über die Stationen Neumünster und Neustrelitz landete er 2015 schließlich in Dassendorf und der Hamburger Oberliga. „Höher möchte ich wegen meiner anstehenden Bachelor-Arbeit gar nicht spielen“, sagt der 26-Jährige.

„Das klingt komisch, wenn man es hört“

Und doch steht er im gestandenen Fußballer-Alter vor dem größten Erlebnis seiner Laufbahn: Gestern ist Aust zu einem achttägigen Lehrgang der Nationalmannschaft Gambias in Casablanca/Marokko samt Länderspielen gegen Marokko und die Zentralafrikanische Republik aufgebrochen. „Das klingt komisch, wenn man es hört“, findet der Dassendorfer, dessen in Berlin lebender Vater Ousainou aus dem kleinsten Land des afrikanischen Kontinents stammt. Gambia liegt in Westafrika, hat rund zwei Millionen Einwohner. Zum Vergleich: Schleswig-Holstein ist rund ein Drittel größer

Beinahe wäre es jedoch gar nicht zu der Reise gekommen. Mehrere Wochen schlummerte eine Anfrage des gambischen Verbands, der seine Nationalelf derzeit neu aufstellt, im E-Mail-Postfach der Dassendorfer Geschäftsstelle. Doch der für Deutschland zuständige Scout blieb am Ball, landete über die Homepage bei Zweite-Herren-Trainer Jörg Willhöft (Kreisklasse), der schließlich den Kontakt herstellte. Das war vor acht Tagen. „Das kam sehr spontan, aber ich habe natürlich zugesagt. Es ist ein großes Abenteuer“, freut sich Aust.

Einmal in Gambia gewesen

Aus Deutschland saßen neben ihm im Flieger: Baboucarr Gaye, Ersatztorwart von Zweitligist Arminia Bielefeld, und Bibie Njie von Regionalligist Hamburger SV II. Doch wie kam der Scout auf Aust? „Weil es in Deutschland eine gute fußballerische Ausbildung gibt, hat man mir gesagt. Aber es gibt auch ein paar ordentliche Bolzer aus Gambia“, berichtet der angehende Nationalspieler und meint Omar Colley vom belgischen Europa-League-Viertelfinalisten KRC Genk.

Selbst war Aust einmal in Gambia – vor drei Jahren. Doch er weiß natürlich einiges über die Heimat seines Vaters, auch wenn der Kontakt zu ihm lange abgerissen ist. „Die letzten Präsidentschaftswahlen sind zum Glück nicht so blutig abgelaufen. Und Gambia hatte mal eine gute U20-Mannschaft“, zählt Aust auf, der im Spiel gegen Marokko als Innenverteidiger auf Aziz Bouhaddouz vom FC St. Pauli treffen könnte – und das klingt wiederum wie ein Traum.