Nettelnburg. Austauschschüler spielt in der C-Regio

So hatte sich Gianfranco Ganguzza seinen Neuzugang nicht vorgestellt. „Asiaten sind ja eher klein“, weiß der C-Junioren-Trainer des SV Nettelnburg/Allermöhe, „und schmächtig“. Doch damit kann Achitpol Keereerom, den alle nur Mike nennen, nicht dienen. Mit 1,73 Meter ist der 13-jährige Thailänder genauso groß wie sein Trainer. Und vor allem ist er körperlich robust. Bis zum Ende des Schuljahres besucht er das Gymnasium Allermöhe. Vor allem Deutsch will der Austauschschüler hier lernen. Und Fußballspielen.

Wie viele Jungen seines Alters hat Mike einen Traum: Er möchte Fußball-Profi werden. Gegen einen großen Klub hat der junge Thai bereits gespielt. Am vorletzten Spieltag wurde er in der Regionalligapartie bei Werder Bremen beim Stand von 0:2 eingewechselt. „Wir haben noch versucht zu gewinnen“, sagt Mike. Doch daraus wurde nichts. Der SVNA verlor 1:5. Sein Trainer war dennoch mit der Leistung seines neuen Schützlings, der seit Mitte September dabei ist, zufrieden. „Für mich war er unser Bester“, sagt Ganguzza.

Zur Belohnung fand sich Mike gegen Flensburg 08 in der Startelf wieder. Zwar blieb der Stürmer ohne Torerfolg. Doch dafür trafen seine Mitspieler. Maximilian Zoch (18.), Luc-Noah Klasen (42.) und Arian Khodabakhshian Hessar (47., 57.) schossen den 4:1-Sieg heraus. „Auch wenn er sich nicht selbst belohnt hat, hat Mike einen guten Job gemacht“, lobt ihn Co-Trainer Rico Baltruschat.

Mike lebt in der Familie von Michael Denker, einem Jugendkoordinator des SVNA. „Wir waren schon in Thailand. Und als dann die Anfrage nach einer Gastfamilie kam, haben wir nicht lange überlegt“, sagt Denker. Mike sei sehr unkompliziert, auch an die deutsche Küche habe er sich gewöhnt. Groß war allerdings die Freude, als sie ihr Familienmitglied auf Zeit eines Abends mit Tom Kha Gai, einer Hühnersuppe mit Kokosmilch, und Laap Namtok, einem Fleischsalat, überraschten.

Seine Zukunft sieht Mike eher in Europa als in seinem Heimatland. Auch wenn er es dort zum Jugendnationalspieler gebracht hat. „Fußball ist hier viel professioneller und schneller“, sagt er. Auch gefalle ihm Hamburg sehr gut. „Im Vergleich zu Bangkok ist es sehr grün und es gibt weniger Verkehr“, weiß Mike. Ob sein Traum vom Fußball-Profi in Erfüllung geht, ist noch völlig offen. An fehlendem Engagement wird es jedenfalls nicht liegen. Mit 13 seine Heimat für ein Jahr zu verlassen, dazu gehört eine Menge Mut.