80. Geburtstag: Hartmut Weinert, legendärer Torhüter vom Düneberger SV, im Porträt

Auf Hartmut Weinerts Esstisch stapeln sich die Aktenordner. Darin enthalten sind alte Zeitungsausschnitte und Fotos von Fußballspielen aus der großen Zeit des Düneberger SV. Akkurat in Klarsichtfolien verpackt und mit den Emblemen der jeweiligen Gegner verziert. Zu jeder Seite hat Weinert eine Geschichte parat. Und eigentlich müsste der Geesthachter die Ordner dafür gar nicht wälzen.

Was Fußball beim DSV angeht, ist Weinert ein wandelndes Lexikon. Über seinen Verein weiß niemand besser Bescheid als er. Vor nunmehr 66 Jahren im Alter von 14 trat der pensionierte Schlosser in den Klub vom Silberberg ein, ist inzwischen Ehrenmitglied.

In der glorreichen Zeit der Düneberger stand Weinert selbst auf dem Feld, war Torwart der Wunderelf, die 1958 in die damals zweithöchste Spielklasse Deutschlands, die Amateurliga Hamburg, aufstieg. "Mein schönstes Spiel war aber wohl das am Millerntor. Da mussten wir sogar Autogramme schreiben, das waren wir gar nicht gewohnt", erinnert sich Weinert an die "Sonnenschlacht am Millerntor" wie die Bergedorfer Zeitung am 3. Juni 1957 martialisch berichtete.

Vor 15 000 Zuschauern traf der Düneberger SV bei 40 Grad im Aufstiegsspiel zur Amateurliga auf den Ahrensburger TSV (Endstand 2:2 nach Verlängerung). Bei der Wiederholung unterlag der DSV in letzter Sekunde 0:1, machte aber ein Jahr darauf den Aufstieg perfekt. In der Amateurliga traf Weinert auf den Hamburger SV II, wo ein gewisser Gert Dörfel, genannt "Charly", gerade am Anfang seiner Laufbahn stand.

Auf ein Jahr Amateurliga folgten zwei Abstiege, später kehrte der DSV zumindest in die Verbandsliga zurück und gewann zweimal den legendären Sachsenwaldpokal (1960 und 1962). Immer im Kasten stand Hartmut Weinert. "Ich hätte auch zum ASV Bergedorf 85 gehen können. Aber ich war Düneberg dankbar, dass sie mich als 18-Jährigen freigeholt haben und dann gleich mit auf eine Schwedenreise genommen haben", erklärt er seine Vereinstreue. Über 500 Spiele hat er für den DSV gemacht. An jene Fahrt nach Perstrup im Jahre 1953 erinnert sich Weinert ebenfalls gern zurück. "Diese schönen Dinge bleiben", sagt er.

"Hartmut war als Torwart eine Kanone und ist auch als Mensch super. Er war immer das Sprachrohr der Mannschaft", erinnert sich sein ehemaliger Mannschaftskollege Wolfgang Svensson. Erst 1972, mit 38 Jahren, beendete Weinert, der erst bei den Jungmannen (heute A-Jugend) im Tor angefangen hatte, seine Laufbahn. Später war er Jugend- und Damentrainer beim DSV und eine kurze Zeit auch Platzwart. "Fußball ist sein Leben", sagt seine zweite Frau Rosemarie. Beide sind seit 1973 verheiratet.

Und wäre er nicht Sportler gewesen, Weinert hätte seinen schwersten Kampf wohl verloren. Vor drei Jahren lag er nach einem Herzinfarkt eine Woche im Koma. "Im Krankenhaus haben sie mir gesagt, dass er nur überlebt hat, weil er Sport getrieben hat. Er war ein Kämpfer", sagt Rosemarie Weinert. Am Montag wird ihr Hartmut ("Der war ein flotter Kerl.") 80 Jahre alt. Die Sportredaktion wünscht alles Gute.