SCVM-Stürmer: Dustin Siegmund führt Torjägerliste an

Der Mann hat Nerven wie Drahtseile, dabei sieht er aus wie ein Lausbub. Wie abgebrüht Dustin Siegmund trotz seines jungen Alters ist, das demonstrierte der 19-jährige Fußballer zwei Tage nach seinem Geburtstag im Spiel des SC Vier- und Marschlande gegen die TuS Dassendorf am vergangenen Sonntag. Drei Minuten waren noch zu spielen, der SCVM lag 2:3 zurück, als Siegmund zum Elfmeter antrat. Vorher aber legte Dassendorfs Deniz Herber den Arm um seine Schulter und flüsterte: "Verschieß' mal bitte. Wir wollen gewinnen." Doch der Youngster konterte den Ablenkungsversuch eindrucksvoll und erwiderte lässig die Geste, als ob es ihn nichts anginge. Anschließend verwandelte er sicher zum 3:3-Endstand.

"Es bringt doch nichts, wenn man sich durch so etwas verrückt machen lässt", sagt der in Nettelnburg wohnende Siegmund lapidar. Alle Tore gegen den Oberligaspitzenreiter gingen auf sein Konto. In der Addition kommt er damit auf zehn Saisontreffer und führt zusammen mit Ivan Sa Borges Dju vom SV Curslack-Neuengamme die Torjägerliste an. Und dies, obwohl er nur in neun der elf Partien mitgewirkt hat. Nicht schlecht für jemanden, der in der vergangenen Serie noch in der Bezirksliga beim MSV Hamburg spielte. Ohne Frage, Siegmund ist der Senkrechtstarter schlechthin. Schießt beim SCVM nicht nur die Elfmeter (schon fünf in den Punktspielen), sondern auch die Freistöße. "Ich bin immer heiß auf Tore. Dass es so gut läuft, freut mich", strahlt Siegmund.

Seine Spielweise musste er in der Oberliga allerdings erst einmal umstellen. Beim MSV reichte es meist, den Ball am Gegner vorbeizulegen und dann im Sprint vorbeizuziehen. "Dass die Gegenspieler jetzt genauso schnell sind, hat er in der Vorbereitung gemerkt", erinnert sich sein Trainer Olaf Poschmann und ergänzt: "Inzwischen trennt er sich schneller vom Ball, arbeitet viel nach hinten und ist beweglich."

Der erste Kontakt zum SCVM war schon unter Poschmanns Vorgänger Benjamin Scherner hergestellt worden. Trotz des Trainerwechsels und einer Probeeinheit bei Nachbarclub Curslack entschied sich Siegmund für die Vier- und Marschländer. "Mir war wichtig, dass ich auf viel Einsatzzeit komme."

Das Interesse anderer Vereine hat der schmächtige Youngster auch so geweckt. "Zur Regionalliga würde ich nicht ,Nein' sagen", betont Siegmund, der beim SV Nettelnburg/Allermöhe mit dem Fußballspielen angefangen hat. Für Poschmann geht das alles zu schnell. "Mir ist der Hype zu groß. Es werden auch Zeiten kommen, in denen es nicht so läuft." Siegmunds Qualität will er damit keineswegs schmälern. Zumal ihm gar nicht bewusst war, wie abgeklärt sein Youngster ist. Das hat ihm erst die Szene mit Herber verdeutlich. Poschmann: "Das hat mir imponiert."