Escheburg. Arnold Lechler hat mal so eben im Handumdrehen vier Spielklassen übersprungen. In der vergangenen Saison spielte der Escheburger in der Kreisliga beim SC Wentorf. Jetzt ist er der Mann der Stunde beim Regionalligisten SV Eichede.
In dieser Situation hätten nur die wenigsten Fußballer aufs Tor geschossen. Doch Arnold Lechler hielt einfach mal drauf und versetzte mit seinem 30-Meter-Hammer ein ganzes Dorf in Ekstase. „ Mein Trainer Oliver Zapel hat mir hinterher gesagt, ich sei verrückt“, berichtet der Escheburger.
Denn der Ball des 22-Jährigen in Diensten des SV Eichede zappelte im Netz. Es war das Tor zum 2:1 gegen die zweite Mannschaft des FC St. Pauli. Später legte Lechler noch den Treffer zum 3:1-Endstand nach.
Der 800-Seelen-Ort aus dem Kreis Stormarn rockt als Aufsteiger derzeit die Regionalliga. In der vierthöchsten Spielklasse liegt der als Absteiger Nummer eins erwartete SVE auf Platz acht.
Vier Spielklassen übersprungen
Fast noch bemerkenswerter ist allerdings Lechlers Werdegang. Er hat mal so im Handumdrehen vier Ligen übersprungen. In der vergangenen Saison kickte er noch in der Kreisliga beim SC Wentorf. Jetzt ist der Deutsch-Russe mit vier Toren – alle als Joker – der zweitbeste Schütze seines Teams.
„Im Verein und außerhalb haben viele angesichts seiner Verpflichtung die Nase gerümpft“, erinnert sich Zapel. Doch der SVE-Coach, der früher unter anderem für Bergedorf 85 am Ball war, wusste gleich, dass er einen Rohdiamanten entdeckt hatte. Zapel sagt: „Als Aktiver und Trainer habe ich nie einen Spieler gesehen, der so eine Dynamik, so einen Drang zum Tor hat wie Arnold.“
In der A-Jugend-Zeit nur Eishockey gespielt
Dabei wäre sein Talent beinahe verloren gegangen. Mit 14 tauschte Lechler die Fußballschuhe gegen Kufen ein, spielte nur noch Eishockey. „Ich hatte keine Lust mehr auf Fußball“, sagt er. Die Zeit auf dem Eis prägte ihn nachhaltig. „Arnold ist ein Brecher, geht mit Urgewalt zum Tor“, sagt Zapel. Das machte sich im Herrenbereich bezahlt.
14 Tore in einem Spiel
Als Lechler in der Kreisklasse wieder beim SC Wentorf anfing, schoss er sein Team fast im Alleingang zum Aufstieg. Im Spiel gegen Lauenburg II traf er allein 14 Mal. Auch in der Kreisliga machte er Tore nach Belieben. Zu den 42 Buden für die „Erste“ kommen laut Lechler „Pi mal Daumen“ 25 für die zweite Mannschaft.
Diese beeindruckende Quote entging auch Zapel nicht, und er sah darum selbst über die „ unglaublichen Defizite im technischen und taktischen Bereich“ hinweg. „Ich habe mich dort sofort wohl gefühlt“, wischte Lechler alle Bedenken schnell beiseite.
Von der Baustelle direkt zum Training
Während andere Fußballer in seinem Alter nun alles auf eine Karte setzen würden, um doch noch Profi zu werden, ist sein Weg erfrischend anders. Obwohl die Eicheder semi-professionelle Strukturen aufgebaut haben, arbeitet der Escheburger weiter in seinem Beruf als Maurer. Meist fährt er direkt vom Bau die rund 40 Kilometer zum Training – und das sechsmal in der Woche.
Auch bei seinem Regionalliga-Debüt in Wilhelmshaven reiste er der Mannschaft erst am Sonntag hinterher, weil er sonnabends arbeiten musste. „Und dann schießt er zwei Minuten nach seiner Einwechslung gleich das Netz kaputt“, kommentiert Zapel Lechlers Tordebüt. „Das ist Arnold Lechler. Da passieren einfach wundersame Dinge.“