Dassendorf. Die TuS Dassendorf führt die Tabelle der Fußball-Oberliga an. Doch ein Aufstieg ist angeblich nicht in Sicht.

Jan Schönteich weiß, wie es geht. Der 45 Jahre alte Fußballtrainer des Oberliga-Primus TuS Dassendorf stieg nicht nur vor dieser Saison in die Hamburger Beletage auf, sondern schaffte dieses Kunststück in den vergangenen Jahren auch mit dem SC Vier- und Marschlande und dem FC Voran Ohe. Macht die TuS so weiter, könnte am Saisonende über die Aufstiegsrunde die Regionalliga winken. Schönteich stapelt aber im Interview mit unserer Zeitung weiter tief.

Vor einem Jahr sagten Sie, Umbrüche funktionieren nicht von allein. Warum läuft's aber gerade jetzt mit einer runderneuerten Mannschaft in der Oberliga so gut?

Schönteich: Das fragen wir uns auch, denn das hätte ich in der Form nicht erwartet. Ich bin da sehr selbstkritisch, was den Umbruch vor der vergangenen Saison betraf. Da hatte ich nicht in Gänze ein glückliches Händchen. Das ist in diesem Jahr anscheinend anders. Wir haben Volltreffer im Personal. Aber auch und gerade Spieler, die schon länger dabei sind, haben einen Riesenschritt nach vorn gemacht. Wir sind sehr schnell ein tolles Team geworden.

Was ist diesmal anders gelaufen bei der Kaderzusammenstellung?

Schönteich: Die bisherigen Spieler kannte ich ja nun ein Jahr, konnte schon sehr gut sehen, wer uns in der Oberliga weiterhelfen kann. Ansonsten gehört auch Glück bei den Personen dazu, die man holt.

Die TuS hat 22 von 24 möglichen Punkten geholt. Wie lange lässt sich Ihr Understatement noch aufrecht erhalten?

Schönteich: Ich halte das so lange aufrecht, wie ich das für angemessen halte. Ich stehe ja auch zu dem, was ich sage, und muss mir nicht jede Woche auf die Lippe beißen. Wir müssen uns jede Woche beweisen. Es ist nach wie vor so, dass wir unsere Spiele knapp und nicht 6:0 oder 7:0 gewinnen – wobei wir das auch nicht müssen. Wir müssen nur gewinnen.

Mit relativ prominentem Personal wie Agyemang, Tornieporth, Sudbrak oder Herber. Was die Frage aufwirft: Kann man Erfolg kaufen?

Schönteich: Kann man nicht, wie im professionellen Fußball immer wieder feststellbar ist. Die mit dem meisten Geld holen die Champions League noch lange nicht. Geld macht natürlich einiges einfacher. Gerade wir Dassendorfer wissen aber aus den vergangenen Jahren, dass ein veritabler Etat keinen Erfolg garantiert – und übrigens auch alle Hamburger, die dem HSV mit dem drittgrößten Liga-Etat die Treue halten.

Wer hat Sie bisher am meisten überzeugt aus Ihrem Kader?

Schönteich: Das möchte ich eigentlich nicht sagen, aber dass ein Stefan Murrins alle acht Partien über die volle Spielzeit macht, das überrascht jeden – inklusive mich und Stefan selbst. Dass er als Linksverteidiger nicht wegzudenken ist, hätte ich vor Kurzem nicht für möglich gehalten.

Bisher weist Dassendorf die Regionalliga weit von sich. Wann könnte das Thema realistisch werden?

Schönteich: Es ist genau dann realistisch, wenn Mäzen Michael Funk es vorgibt. Dafür gibt es aber keine Anzeichen. Mit mehr muss ich mich nicht beschäftigen. Meine Ambitionen richten sich auf die Oberliga, damit bin ich glücklich. Ich bin gern Trainer in dieser Spielklasse, das ist ein tolles Hobby. Die Regionalliga wäre für mich aber mindestens ein Nebenjob und kein Hobby mehr.