Geesthacht. 40 Jahre lang hinterließ der Geesthachter Gerd Radzuweit als Spieler und Trainer bei diversen Vereinen seine Fußstapfen. Am heutigen Freitag wird er 80 Jahre alt.
„Guten Morgen, Trainer!“ Gerd Radzuweits Augen leuchten, als er diesen Satz hört und in Cavit Ulusoy einen alten Weggefährten in einem Café in der Geesthachter Fußgängerzone trifft. Beim FC Geesthacht (heute FSV) war Ulusoy Obmann auf Radzuweits letzter Station in seiner langen Laufbahn als Amateurcoach.
„Einer der besten Trainer, die ich hatte“
17 Jahre ist das nun schon her. Aber noch immer ist der Übungsleiter bei den Elbestädtern wohl gelitten. Unter Radzuweit gelang mit dem Aufstieg in die Landesliga der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Für Radzuweit war es der letzte Titel unter vielen, die der gebürtige Königsberger (Ostpreußen) als Spieler und Trainer sammelte.
Im Heimatgebiet ist er bekannt wie ein bunter Hund. Als Aktiver kickte er beim VfL Geesthacht, Düneberger SV, SuS Bergedorf (Vorläufer der TSG Bergedorf) und der TSV Reinbek. In Reinbek, Düneberg, Börnsen, bei der TSG, der Lauenburger SV und schließlich beim FCG wirkte er als Coach. Heute, am 6. September, feiert der große Gerd seinen 80. Geburtstag.
Vor 15.000 Zuschauern am Millerntor
„Er war einer meiner besten Trainer, die ich je hatte. Er hat immer Übungen mit Ball gemacht und mir viel beigebracht. Nicht umsonst bin ich nach einem Jahr unter ihm vom FC Geesthacht zum VfL 93 (damals 3. Liga, die Red.) gegangen“, schwärmt etwa Burhan Öztürk, heute selbst Trainer des FSV Geesthacht.
Rechter Läufer der Düneberger Wunderelf
Hartmut Weinert hat in der Wunderelf des Düneberger SV noch selbst mit Radzuweit auf dem Platz gestanden. Gemeinsam erlebten sie die „Sonnenschlacht“ am Millerntor“ (bz/LL vom 3. Juni 1957). Vor über 15.000 Zuschauern spielten Torhüter Weinert und der rechte Läufer Radzuweit im Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Amateurliga Hamburg, damals die zweithöchste Spielklasse.
„Das waren noch Zeiten für Amateure. Das hat ganz schön gekribbelt vor so vielen Leuten“, beschreibt Radzuweit sein größtes Spiel als Spieler. Er traf per Elfmeter zum 1:2 (Endstand 2:2). Im Wiederholungsspiel verloren die Düneberger 0:1, schafften aber ein Jahr später den Aufstieg.
„Gerd war technisch überragend“, erinnert sich Weinert. Doch fußballerisch stieß selbst Radzuweit an seine Grenzen, als er 1977 den SV Börnsen übernahm. „Die beste Mannschaft, die ich je trainiert habe. Die brauchten eigentlich keinen Trainer“, sagt Radzuweit. Er hielt das Ensemble aus Hochkarätern wie Rainer Wysotzki oder Klaus „Buffy“ Muruszach bei Laune und stieg von der Bezirks- bis in die Verbandsliga auf.
Dabei charakterisiert sich Radzuweit selbst als harter Hund. „Trainer müssen geliebt und noch ein bisschen mehr gehasst werden“, sagt das Geburtstagskind. Wobei für die meisten alten Weggefährten eher ersteres zutrifft.