Allermöhe. Die Euphorie bei den SVNAquaglidern ist riesengroß. Das Drachenboot-Team des SV Nettelnburg/Allermöhe hat sich beim 2. Taiwan-Cup in Allermöhe über 250 Meter durch den Vorlauf und den Hoffnungslauf gekämpft. Jetzt geht es im Zwischenlauf um Alles oder Nichts.

"Wir sind sechs Sekunden schneller als vor einem Jahr", rechnet Trainer Lutz Heinze vor, "jetzt wollen wir auch ins Finale."

Ein paar Meter weiter herrscht dagegen schlechte Stimmung. Die Sun Dragons haben sich zum Krisengespräch versammelt. Es wird laut. Im Gegensatz zu den Gelegenheits-Drachenbootfahrern vom SVNA starten die Sun Dragons nicht mehr im Fun-Bereich, sondern in der Sport-Klasse, also bei den ambitionierteren unter den rund 50 Teams. Doch im Zwischenlauf kommt das Aus. Es mangelt an Durchhaltevermögen. "Wir haben ein Loch bei 180 Metern", hat Schlagmann Michael Nagorsnik erkannt.

Alles sind erfahrene Athleten, die zum Teil seit zehn Jahren Drachenboot fahren. Dadurch heben sie sich aus der Masse der über 1000 Paddler ab. Sie trainieren zweimal pro Woche, stemmen im Winter Eisen und feilen in der Alsterdorfer Sporthalle im Wasserbecken an ihrer Technik. Für den 2. Taiwan-Cup hatten sie extra etwas Neues einstudiert: Vor jedem Paddelzug machen die Sun Dragons einen Sekundenbruchteil lang Pause, um anschließend mit mehr Schub durchziehen zu können. Bei der herkömmlichen Technik wird die Pause am Ende eines Zuges eingelegt, weil das bequemer ist. Doch wenn der Schweiß in Strömen rinnt, dann kommen auch Routiniers schon mal durcheinander.

Details, um die sich bei den SVNAquagildern niemand einen Kopf macht. Sie sind froh, wenn sie das Grobmotorische hinbekommen. Denn Drachenbootfahren ist tückisch, wie sie im Zwischenlauf feststellen müssen. Ein Paddler verpasst seinen Einsatz, bremst das Boot aus, das sich dadurch fast auf die Seite legt. "Da war der Start natürlich im Eimer", sagt Heinze frustriert.

Die SVNAquaglider sind ausgeschieden. Doch am zweiten Tag revanchieren sie sich, werden überraschend Zweiter über 500 Meter.

Die Überraschung des Wochenendes aber sind die Dragon Eyes. Dabei handelt es sich um Bergedorfer Augenärzte aus der Praxis Bunse-Elsner-Pörksen, die mit chirurgischer Genauigkeit durch die Dove-Elbe stechen. Ganze viermal hatten die Mediziner vorher zusammen trainiert. Jetzt gewinnen sie gleich ihren Vorlauf und belegen im Zwischenlauf über 250 Meter einen respektablen dritten Rang. Für das Finale reicht das zwar nicht, das gewinnt das Team Tobias Grau. Aber: "Wir sind mächtig stolz auf uns", freut sich Dr. Hanno Elsner, "immerhin ist Augenarzt kein Beruf, bei dem es auf Kraft ankommt, sondern auf präzise Bewegungen." Die Idee zum Mediziner-Boot hatte die Arzthelferin Ines Steinberg. "Wir haben im Frühjahr bei null Grad und Regen angefangen", erinnert sie sich. Aber sie sind dabei geblieben. Der gemeinsame Sport sorgt für ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Und die Chance, die Ärzte schwitzen zu sehen, ist ja auch nicht zu verachten. Steinberg: "Das ist überhaupt das Beste daran."