Bergedorf. Wir schreiben das Jahr 1860. Am Abend des 1. März treffen sich ein Dutzend Männer in Bergedorf, um einen Klub zu gründen: die Geburtsstunde des Bergedorfer Männerturnvereins.
Die Gründerväter hätten sich bestimmt nicht träumen lassen, dass ihr Verein 150 Jahre später einer der größten in ganz Deutschland sein würde.
Geturnt wird damals noch im Schießtal, in dem sich heute das Billtalstadion mit seinem neuen Kunstrasenplatz befindet. Wenn es kalt wird, ziehen die Sportler in den Saal des Gasthofs „St. Petersburg“ um, der, so schreibt der stellvertretende TSG-Geschäftsführer Thorsten Wetter in seiner Vereinschronik, sich vermutlich in der Straße Hinterm Graben/Holzhude befand.
Im September 1880 wird ein weiterer Verein aus der Taufe gehoben: die Bergedorfer Turnerschaft. Beide Vereine fusionieren schließlich 1921 zur BT 60. Auf der Marienburg bekommen die Aktiven eine neue Heimat. Wie schon der Vereinsname beinhaltet, steht Turnen im Mittelpunkt, obgleich auch Handballer, Fußballer oder Judoka bei der BT 60 ihrem Sport nachgehen. Der Begriff „Gemeinschaft“ hat einen viel größeren Stellenwert als heute. „Wir sind kein Warenhaus der Leibesübungen“, schreibt Willy Eckl in einer Festschrift zum 100. Geburtstag des Vereins. Wogegen sich der Oberturnwart vor 50 Jahren noch wehrte, ist heute Realität geworden.
Ein anderer großer Klub im Heimatgebiet ist Spiel und Sport Bergedorf von 1902. Das Gründungsjahr geht auf den Bergedorfer Fußball-Club (BFC) zurück, der 1918 mit dem Bergedorfer Spielverein zu SuS Bergedorf fusioniert. Vor allem die Leichtathleten dieses Klubs sorgen in den 50er- und 60er-Jahren unter Trainer Horst Seifart für Furore. Einer seiner Schützlinge, Jürgen Kühl, läuft mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne auf Platz vier.
Die eigentliche Geburtsstunde der TSG schlägt aber erst 1965: die BT 60 und SuS Bergedorf schließen sich zusammen. Zwei Jahre später gelingt den Handballern des neuen Klubs beinah der große Coup. Als Hamburger Meister nimmt die TSG in der Sportschule Sachsenwald an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teil. Zu den Gegnern gehört kein geringerer als der THW Kiel. Auch wenn es nichts mit dem Aufstieg wird, erlernt von 1979 bis 1983 ein Junge bei der TSG das Handball-ABC, der später einmal einer der weltbesten Kreisläufer werden sollte: Christian „Blacky“ Schwarzer.
In den 90er-Jahren machen vor allem die Basketballer auf sich aufmerksam. In der Hochzeit nehmen mehr als 30 Mannschaften am Spielbetrieb teil. Für den vielleicht größten sportlichen Erfolg sorgt jedoch ein Leichtathlet. Am 6. August 2001 gewinnt Ingo Schultz bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton/Kanada über 400 Meter die Silber.
An der Zukunft des Vereins werkelt seit 1986 Boris Schmidt. Mit ihm als Geschäftsführer eröffnet die TSG das Fitness-Studio am Bult (1990), baut auf dem ehemaligen Kasernengelände in Wentorf ein Trendsportzentrum (1997) und für 17,4 Millionen Mark das TSG-Sportforum (1998).
Zwar gerät der Verein im Jahr 2002 in eine finanzielle Schieflage, verliert nach einer größeren Beitragserhöhung fast 1000 Mitglieder. Doch die TSG und ihr Geschäftsführer Schmidt setzen weiter auf Expansion. Heutzutage ist der Verein mit 9853 Mitgliedern (Stand: Februar 2010) der viertgrößte in Hamburg. Keine Frage, beim Festakt zum 150. Geburtstag, am Donnerstag, 22. April, im Haus am Park können die Haupt- und Ehrenamtlichen der TSG Bergedorf auf eine Erfolgsgeschichte zurückschauen.