Bergedorf. Sören Deutsch ist „Strähne“, Jens Andorf „Sugar“ – wir lösen auf, wie es dazu kam und erzählen die Geschicht zu kuriosen Spitznamen im Heimatfußball.

Lang ist es her, da war Peter Marks mit den B-Junioren des TSV Kirchwerder auf Mannschaftsausfahrt. Eines Abends probierten sich die jugendlichen Fußballer im Spiel „Wer bin ich?“. Ein jeder bekam einen Zettel auf die Stirn geklebt, auf den seine Kameraden einen Prominenten geschrieben hatten. Markus Prahl verpasste seinem Freund Peter den Zettel mit „Beate Uhse“. Doch Marks kam einfach nicht drauf. „Das war das Problem“, weiß der heute 31-Jährige. Seinen Spitznamen hatte er fortan weg: „Beate“. „Den bin ich nie wieder losgeworden.“ Damit ist auch die Mär ausgeräumt, an die Marks’ Teamkollege Marco Mydlach – beide spielten bis zum Ende der vergangenen Saison beim SC Vier- und Marschlande – glaubte. Nämlich, dass Marks den Kosenamen wegen seiner roten Badelatschen trüge.

Spitznamen sind besonders unter Fußballern weit verbreitet – beinahe jeder hat einen. Neben Verniedlichungsformen und Namensableitungen gibt es auch Beinamen, die beinahe zu einem Pseudonym geworden sind und hinter denen sich wie bei Marks eine kleine Geschichte verbirgt.

Mydlach zum Beispiel wird beim SCVM stets nur „Mörtel“ gerufen. Als der 32-Jährige vor acht Jahren aus Buxtehude zum Verein stieß („Da war ich ,Bomber’, weil ich noch Tore geschossen habe“), stand als Erstes eine Vatertagstour mit den neuen Kollegen auf dem Programm. Zu fortgeschrittener Stunde konnte sich Malte Motullo nicht mehr genau an den Name des Neuen erinnern und nannte ihn kurzerhand „Mörtel“.

Björn Hamdorf, Torhüter bei Voran Ohe, trägt seinen Kosenamen aufgrund seiner lockigen Haarpracht. Die Frisur erinnerte Betreuer Alexander Knull an „Tingle Tangle Bob“, den Bösewicht aus der Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Einer seiner Teamkollegen klebte ihm ein Bildnis der Zeichentrickfigur an den Spind. Neuen Mitspielern wird Hamdorf nur noch als „Tingle“ vorgestellt.

Ähnlich ist es bei Sören Deutsch, dem Stürmer des SV Börnsen, den alle Welt nur „Strähne“ ruft. „Nur meine Eltern sagen Sören zu mir“, sagt der 33-Jährige lachend. Seinen Spitznamen bekam er vor gut zehn Jahren verpasst, als er ein ziemlich erfolgreicher Kartenspieler beim TSV Kirchwerder war. „Die Jungs führten das auf eine Glückssträhne zurück“, erinnert sich der Angreifer.

Und Jens Andorf, Trainer der TSG Bergedorf, wird nicht etwa wegen seines süßen Lächelns „Sugar“ (englisch Zucker) gerufen. In seinem ersten Herrenjahr weilte der heute 43-Jährige mit seinen TSG-Teamkameraden beim Spiel Wentorf gegen Rahlstedt. „Da stand ein unglaublich blasser Junge auf dem Feld. Seine Mitspieler nannten ihn ‚Sugar’. Weil ich auch bleich war, wurde der Name kurzerhand auf mich übertragen“, blickt der heute gar nicht mehr so blasse Andorf zurück. „Ende der 1980er-Jahre hat ein sechswöchiger Venezuela-Urlaub meiner Pigmentierung einen Schub gegeben“, sagt er schmunzelnd. Doch sein Spitzname hat die Zeit überdauert. Außerdem, wie sagt es „Mörtel“ Mydlach so treffend: „Beim Fußball gehört ein Spitzname dazu.“