Bergedorf. Der Traum vom Profi-Fußball schien bereits zum Greifen nah zu sein. Nach seinem Wechsel von Bergedorf 85 zum VfL Wolfsburg II Anfang des Jahres 2008 saß Marvin Karow gleich zweimal in der Bundesliga auf der Bank.
Der harte Weg in den Profi-Fußball: Die Karrieren der früheren Bergedorfer Marvin Karow, Dennis Theißen und Ali Moslehe sind bei ihren neuen Vereinen ins Stocken geraten.
Doch danach wurde es ruhiger um den 19-Jährigen, den "85"-Manager Rüdiger Schwarz als den "talentiertesten Spieler in meiner zehnjährigen Amtszeit" bezeichnet. Zuletzt kam Karow nicht mal mehr in der "Zweiten" in der Regionalliga zum Zug.
Disziplinarische Gründe sollen dafür verantwortlich sein. Doch kurz vor Weihnachten wendete sich das Blatt. Neu-Trainer Lorenz-Günther Köstner löste den bisherigen Coach Bernd Hollerbach ab, der sich wieder auf seine Aufgabe als Kotrainer der Profis konzentrieren soll. Köster nahm Karow gleich mit ins Trainingslager in die Türkei, wo der Innenverteidiger in allen Partien des Wolfsburger Nachwuchses zum Einsatz kam.
Auf der Route aus Bergedorf in den Profi-Fußball ist Karow nicht allein. Mit ihm kämpfen zwei weitere ehemalige "Elstern" bei zweiten Mannschaften von Bundesliga-Vereinen um eine Zukunft im Profifußball: Dennis Theißen (FC St. Pauli) und Ali Moslehe (Hannover 96).
Theißen muss sich aber vorerst in Geduld üben. Nachdem er in der Hinrunde wegen großer Verletzungssorgen der "Kiezkicker" in der 2. Bundesliga viermal auf der Bank Platz nehmen durfte, ist der Kader nun wieder nahezu komplett. Die Vorbereitung absolviert er nur in der "Zweiten", der Flieger nach Zypern ins Trainingslager der Profis flog ohne ihn ab. "Ich hatte natürlich gehofft, dabei zu sein. Aber es hat sich nicht ergeben", gesteht der 20-Jährige enttäuscht.
Doch der Verein sendet positive Signale. In der kommenden Woche trifft Theißen mit seinem Berater auf Jugendkoordinator Joachim Philipkowski, der um einen Termin gebeten hat. "Es haben sich wohl einige Klubs bei St. Pauli gemeldet und sich nach meiner Vertragssituation erkundigt", sagt Theißen schmunzelnd, "Herr Philipkowski verrät uns aber nicht, wer angefragt hat." Theißen würde jedoch ohnehin am liebsten bleiben. "Auch wenn jetzt wieder alle fit sind, so kann ich doch immer noch mit Leistung auf mich aufmerksam machen." Das Beispiel Jan-Philipp Kalla, der zuletzt den Sprung aus der U 23 zu den Profis schaffte, macht ihm Mut.
Auch bei Hannover 96 bekommt die Jugend ihre Chance. Während aber bereits viele Eigengewächse den Weg zu den Profis gefunden haben, verbuchte Ali Moslehe bisher nur fünf Einsätze in Freundschaftsspielen. Ganz zufrieden war Profitrainer Dieter Hecking dabei nie. "Ich muss einfach am Ball noch ruhiger werden. Ich gebe immer alles - das finden die Trainer auch gut. Aber manchmal ist eben nicht der Traumpass, sondern ein ganz einfacher Pass gefragt", analysiert Moslehe.
Einmal hätte beinahe seine große Stunde des 21-Jährigen geschlagen. Vor der DFB-Pokalpartie zwischen Schalke 04 und Hannover sollte Moslehe zum ersten Mal in den Profikader berufen werden. Doch weil er sich tags zuvor mit seinem Coach, Andreas Bergmann, gestritten hatte, schickte der Übungsleiter kurzerhand ein anderes Talent "nach oben".
Vor den anstehenden Vertragsverhandlungen stellt Moslehe eines klar: "Ich bleibe nur in Hannover, wenn ich auch einen Profivertrag bekomme." Andere Interessenten gäbe es zur Genüge: "Aus der ersten, zweiten und dritten Liga."
Alle drei haben den großen Traum vom Profitum längst nicht aufgegeben - den Widrigkeiten zum Trotz.