Hamburg. Noch ist die Wasserqualität des beliebten Badesees gut. Damit das so bleibt, müssen laut Umweltbehörde Maßnahmen her.
Der Hohendeicher See ist ein beliebter Badesee in Hamburg. Nun braucht er Hilfe. Zu dieser Erkenntnis kam die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) im vergangenen Jahr durch die Ergebnisse einer Untersuchung, die die Behörde beim Büro KLS Gewässerschutz in Auftrag gegeben hatte. Denn auch wenn die Wasserqualität des beliebten Badesees nach wie vor als gut zu bewerten sei, brauche es Maßnahmen, damit dies so bleibe, ist die Umweltbehörde überzeugt.
Vor allem die Vielzahl wilder Badestellen ist der Behörde ein Dorn im Auge. Schließlich stehe die starke Nutzung durch Badegäste in direktem Zusammenhang mit dem Wachstum der Fadenalgen im See. Um die Besucher mehr zu lenken, sollen nun diverse wilde Zugänge geschlossen und geduldete Badestellen geschaffen werden, wie Stefanie Schäfermeyer-Gomm von der Bukea am Dienstagabend im Regionalausschuss vorstellte.
Badesee in Hamburg soll neue geduldete Badestellen bekommen
Dabei geht es ausschließlich um das Westufer des Sees, an dem sich der Overwerder Hauptdeich entlangzieht. Dort sollen bis zur nächsten Badesaison zahlreiche wilde Zugänge geschlossen werden. Dafür sollen Badegäste und auch Wassersportler künftig an offiziellen oder auch geduldeten Badestellen ins Wasser gelangen: So sollen kleinere Badebuchten mit einer Breite von bis zu zehn Metern geschaffen werden. Höhe der Container von Windsurfing Hamburg und der Badestelle West beim Kiosk sollen die bestehenden Zugänge zum See zudem verbreitert werden. Die entnommenen Pflanzen könnten eventuell genutzt werden, um sie in die wilden Zugänge zu pflanzen und diese zu renaturieren.
Die Maßnahme soll vom Bergedorfer Bezirksamt umgesetzt werden. Da es sich um einen Eingriff in ein gesetzlich geschütztes Biotop handelt, muss zuvor ein Antrag nach Paragraf 30 Bundesnaturschutzgesetz gestellt werden, erläuterte Bergedorfs Grünchef Wolfgang Charles. Der Antrag werde vorbereitet und solle möglichst Ende des Monats an die Bukea zur Prüfung übergeben werden. Wenn der Antrag positiv beschieden wird, soll in der zweiten Februarhälfte gerodet und gepflanzt werden.
Surfer fürchten um den Wind, doch die Bäume werden nicht weichen
Auch ein Angelsteg, der gleichzeitig einen barrierefreien Zugang zum See ermöglicht, sei angedacht, bekräftigte Wolfgang Charles. Da es zeitlich aber nicht möglich sei, diesen bis zur nächsten Badesaison zu bauen, will der Grünchef mit Nutzern, die darauf angewiesen sind, mit dem Rollstuhl an den See zu gelangen, das direkte Gespräch suchen und erfahren, welche Badestelle ihnen derzeit einen Zugang ermöglicht. Diese solle in jedem Fall erhalten bleiben, bis es einen Steg gebe, so Charles. Ob der Antrag genehmigt wird und welche Arbeiten demzufolge letztlich am Ufer bis zur nächsten Badesaison konkret umgesetzt werden, könne das Bezirksamt im nächsten Regionalausschuss im Februar berichten.
Auf einen umfangreichen Rückschnitt von Bäumen dürfen Wassersportler wie Surfer und Segler jedenfalls nicht hoffen: Sie hatten den starken Uferbewuchs in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert, da ihnen dadurch zunehmend der Wind zur Ausübung ihrer Sportarten fehle. Karsten Schütt (FDP) stellte klar, dass seine Fraktion sich nicht für einen Hohendeicher See ohne Ufervegetation einsetzen werde, wie er einst kurz nach seinem Entstehen ausgesehen hatte. Viel mehr gehe es darum, einen vernünftigen Kompromiss zwischen Gewässer und Badegästen zu finden, betonte Schütt.
"Wenn die Nutzung weiter steigt, wird der See irgendwann umkippen"
Jörg Froh (CDU) zeigte sich enttäuscht von den Ausführungen der Bukea. Von einem „Pflege- und Entwicklungsplan“ hatte er sich konkretere Angaben zu den Breiten der neuen Badestellen und mehr Perspektive erhofft, wollte erfahren, was auch in den kommenden Jahren für Pflegemaßnahmen am See notwendig seien. Der Christdemokrat fürchtet, dass die geplanten Badestellen zu wenig Platz für die zahlreichen Badegäste bieten.
Stefanie Schäfermeyer-Gomm konnte seinen Unmut nicht verstehen. Schließlich sei es auch bei einer Begehung, an der alle Fraktionen des Regionalausschusses im Oktober teilnahmen, nie darum gegangen, möglichst viele Badestellen zu schaffen, sondern den Erhalt der Wasserqualität in Einklang mit der Nutzung zu bringen: „Wenn die Nutzung noch weiter steigt, wird der See irgendwann umkippen“, warnte sie.
Um die Stickstoffzufuhr in den See zu reduzieren, hatte ein interfraktioneller Antrag von CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke im Dezember mehr Toiletten am See gefordert. Doch da musste Stefanie Schäfermeyer-Gomm den Hoffnungen einen Dämpfer erteilen, da nicht abzusehen sei, dass die finanzielle Lage dies hergebe. Sie wolle das Anliegen aber erneut mit in die Behörde nehmen mit der Hoffnung, eine „andere kreative Lösung“ zu finden.