Hamburg. Krieg in Ukraine zeigt Abhängigkeit von anderen Ländern. Damit Getreide nicht knapp wird, fordert die GVM die Politik zum Handeln auf.
Die Preise für Diesel-Treibstoff und Lebensmittel sind in den vergangenen Wochen dramatisch gestiegen, Energiekosten ebenso, es gibt Engpässe bei Saatgut, Düngemitteln und Ersatzteilen für Landmaschinen sowie absehbare Ernteausfälle in der Ukraine, der „Kornkammer Europas“, stellt die Gemeinschaft Vier- und Marschlande (GVM) fest. „Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeichnet sich eine in ihrem Ausmaß unbekannte Versorgungskrise bei der Verfügbarkeit von Lebensmitteln ab“, ist die GVM überzeugt und fordert die Hamburger Politik nun zum Handeln auf.
Eine rechtzeitige Krisenplanung sei geboten, „denn wenn eine Versorgungskrise erst da ist, dauert eine Umstellung der Produktion viel zu lange“, sind GVM-Vorsitzende Marlis Clausen und ihre Mitstreiter aus dem Vorstand überzeugt. Sie haben nun ein Anregungspapier an Senat, Bürgerschaft und die Bergedorfer Bezirksversammlung verschickt.
Produktion von Lebensmitteln soll gesichert werden
Darin regen sie an, die Anbaufläche für landwirtschaftliche und gartenbauliche Erzeugnisse zu erhöhen. „Der heimischen Produktion kommt bei der Sicherung der Versorgung eine besondere Bedeutung zu“, sagt Marlis Clausen. Zudem sollte die Versorgung mit Maschinen, Ersatzteilen und Energie gewährleistet und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften für die Lebensmittelproduktion gesichert werden, so die GVM. Auch das der Landwirtschaft zuliefernde Handwerk, der Logistik und dem Groß- und Einzelhandel mit Lebensmitteln falle eine besondere Verantwortung zu. „Gemeinsam mit den Unternehmen der besagten Branchen in den Vier- und Marschlanden sollten Senat, Politik und die Bürger sich in diesen schwierigen Zeiten den Herausforderungen gemeinsam stellen und Verantwortung übernehmen“, betont Marlis Clausen.
Zuspruch von Bergedorfs Abgeordneten in der Bürgerschaft
Bergedorfs politische Vertreter und eine Vertreterin in der Hamburgischen Bürgerschaft stärken der GVM den Rücken: „Die Folgen von Putins Kriegsverbrechen in der Ukraine und den notwendigen Sanktionen sind zunehmend auch bei uns zu spüren. Deshalb ist es richtig, schnell alles zu tun, um Versorgungsengpässe zu vermeiden und Preissteigerungen aufzufangen“, sagt CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Dennis Gladiator. Aus Sicht des Christdemokraten seien die regionale Produktion und Versorgung dabei unverzichtbar. „Die Vorschläge und Forderungen der GVM sind deshalb richtig und müssen von allen Beteiligten umgesetzt werden“, sagt Dennis Gladiator.
„Die Stabilität von Lebensmittelpreisen ist wichtig für den sozialen Frieden in unserem Land“, ist Alexander Mohrenberg, Energie- und Agrarpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft überzeugt. Es sei gut, dass die Vier- und Marschländer Betriebe bereit seien, ihren Beitrag dazu zu leisten. In einem Stadtstaat wie Hamburg hätten die wichtigen Agrarbetriebe jedoch nur begrenzte Ausbreitungsmöglichkeiten. „Umso wichtiger ist es, den gut laufenden Betrieben auch langfristige Flächenperspektiven zu geben“, so Mohrenberg.
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Steigende Energiepreisen belasten die heimischen Betriebe
Ebenso sei es wichtig, dass die Energieversorgung der ländlichen Betriebe mehr Aufmerksamkeit erhalte, da steigende Energiepreise insbesondre Gartenbaubetriebe belasten würden. „Die Hamburger Politik muss den Aufschlag der GVM nun prüfen und schauen, was wie schnell umgesetzt werden kann. Dafür will ich in der Bürgerschaft werben“, sagt Alexander Mohrenberg.
Dem Ansatz, die Wertschätzung für die Lebensmittelproduktion zu erhöhen, stimmt Jennifer Jasberg, Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion der Grünen zu und begrüßt, dass sich die GVM direkt an die Politik wendet. „Es liegt in unserer Verantwortung, unsere regionalen Produzentinnen und Produzenten so zu unterstützen, dass sie in der Lage sind, weiterhin qualitativ hochwertige Erzeugnisse zu Preisen anzubieten, die die Mehrheit der Menschen sich leisten können, während die Betriebe wirtschaftlich bestehen können“, betont Jasberg.
Verschiedene Krisen nicht gegeneinander ausspielen
Über die Reaktivierung von Flächen werde zu reden sein, erklärt Jasberg. Bei der Fraktionsvorsitzenden würden sich dabei allerdings auch rechtliche Fragen ergeben. Um welche Flächen handelt es sich? In welchem Zustand sind diese Flächen derzeit? „Wir haben es aktuell mit verschiedenen Krisen zu tun, die wir nicht gegeneinander ausspielen sollten, dazu zählen die Klimakrise und der Verlust der Artenvielfalt“, betont die Grüne.