Hamburg. Björn Beeken hat die neue Facebook-Gruppe „Plattdüütsch in Veerlannen gegründet, um die Sprache wieder alltagstauglich zu machen.

Wenn Björn Beeken an die Zukunft der plattdeutschen Sprache denkt, dann ist es seiner Ansicht nach nicht fünf, sondern bereits eine Minute vor Zwölf: „Wir müssen jetzt etwas tun, um Plattdeutsch am Leben zu erhalten. Sonst ist die Sprache bald ausgestorben“, sagt der 47-Jährige. Um dem Ganzen einen Anstoß zu geben, hat er nun eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen. Unter „Plattdüütsch in Veerlannen“ sollen Menschen zusammenkommen, die Platt beherrschen oder gern lernen möchten.

In sechs Wochen haben sich dort bereits mehr als 220 Mitglieder gefunden. Darunter einige, die mit Platt aufgewachsen sind und die Sprache noch beherrschen oder zumindest „im Ohr haben“, berichtet Björn Beeken. In der Mehrheit seien es aber Mitglieder, die Interesse an der Spache haben, sie aber nicht sprechen können - noch nicht, wenn es nach Björn Beeken geht. Denn er ist überzeugt: „Wenn die Sprache erhalten werden soll, dann muss sie auch gesprochen werden.“

Neue Facebook-Gruppe, um Plattdüütsch zu lernen

Daher soll es, sobald es wieder möglich ist, neben der virtuellen Zusammenkunft auch ein monatliches Treffen, eine Art „Plattdüütsch-Kroog“ (Plattdeutsch-Kneipe) geben. Dort sollen Interessierte in zwanglosem Rahmen zusammenkommen und bei einem Getränk schnacken oder einfach zunächst  nur zuhören und dadurch lernen.

Björn Beeken hat das Plattdeutsche von klein auf in Neuengamme gelernt. Gesprochen hat er es zu Hause aber tatsächlich nur mit den Großeltern, während die eigenen Eltern Hochdeutsch mit ihren Kindern redeten. „Sie waren die Generation, die häufig Ablehnung aufgrund ihrer Sprache erfahren hat“, weiß Björn Beeken. So war es nicht nur in der Schule nicht mehr gewollt, dass Plattdeutsch geredet wurde. Auch bei Ausflügen zum Feiern nach Hamburg wurden junge Landgebietler schnell als „doofe Bauern“ abgestempelt, wenn sie Plattdeutsch miteinander redeten. „Deswegen haben sie das unterlassen und haben auch mit uns Kindern gar nicht erst Platt gesprochen“, erklärt Beeken.

Björn Beeken versucht eigene, kleine Geschichte bereitzustellen

Er würde sich wünschen, dass im Alltag wieder mehr Platt gesprochen wird und schließt sich selbst ein: „Gerade erst habe ich einen Bekannten beim Einkaufen getroffen und mit ihm nur Hochdeutsch geredet, obwohl wir in der Facebook-Gruppe bereits stets auf Platt kommunizieren, das ließe sich ändern“, sagt Beeken.

Eine große Schwierigkeit sieht Björn Beeken darin, dass die vorhandene Literatur schon sehr in die Jahre gekommen ist. Junge Leute könnten mit den Geschichten nichts mehr anfangen, so Beeken. Darum versucht er, mit eigenen kleinen Geschichten - ob als Textstück oder Video - neues Material in der Facebook-Gruppe bereitzustellen. Sollte es weitere Plattsnacker geben, die Lust haben, dort Beiträge einzustellen, sind sie stets willkommen, so Beeken.

Insgesamt müsse das Platt modernisiert werden, um alltagstauglich zu sein, ist Beeken überzeugt. So gebe es beispielsweise für alltägliche Gegenstände wie das Handy keine Bezeichnung oder werde krampfhaft nach einer Übersetzung gesucht. Worte wie „Ackerschnacker“ seien dann aber häufig zu humoristisch und würden das Plattdeutsche in eine komödiantische Richtung drängen. „Dabei war es einst sogar offizielle Amtssprache“, sagt Beeken.

Die Gruppe ist zu finden auf Facebook unter „Plattdüütsch in Veerlannen“.