Hamburg. Drei Flächen hatten Politik und Verwaltung in den vergangenen Monaten in die engere Auswahl gefasst. Nun gibt es einen Favoriten.

Das im bestehenden Bebauungsplan Moorfleet 16 als Gewerbefläche ausgewiesene Grundstück am Brennerhof soll seit Jahrzehnten bebaut werden, doch immer wieder sind Interessenten, die als sogenannte potenzielle „Ankermieter“ mit der Stadt in Verhandlungen getreten waren, abgesprungen. Nun hat nach Informationen unserer Zeitung erneut ein Unternehmen einen Rückzieher gemacht. Der weltweit agierende Logistiker hätte dem Bezirk rund 1200 neue Arbeitsplätze beschert.

Immer wieder scheiterte die Ansiedlung eines „Ankermieters“ und damit auch weiterer, kleinerer Betriebe auf der insgesamt 7,3 Hektar großen Fläche zwischen Andreas-Meyer-Straße, Autobahn 1 und Brennerhof auch daran, dass für die Schausteller, die auf einem Teil des Areals leben, keine Ersatzfläche gefunden worden war. Nun hat die Politik eine bestimmte Fläche für sie im Blick.

Hamburgs Schausteller schätzen Lage und den Schnitt der neue Fläche

Die Einfahrt zu dem Platz der Schausteller am Brennerhof.
Die Einfahrt zu dem Platz der Schausteller am Brennerhof. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Es werde angestrebt, „einen zukunftsfähigen Standort für die Schausteller zu finden, der ihnen Planungs- und Standortsicherheit bietet“, heißt es in der Beschlussvorlage. Drei Flächen hatten Politik und Verwaltung in den vergangenen Monaten in die engere Auswahl gefasst. Doch für zwei der Flächen, so stellte sich heraus, hat die Wirtschaftsbehörde eine andere Nutzung geplant.

„Für eine mögliche Umsiedlung“ sei nun eine Fläche am Dweerlandweg/Nördlichen Bahngraben in Moorfleet, zwischen S-Bahnstation und Justizvollzugsanstalt, zum Wunschkandidaten Nummer eins ernannt worden. „Die Fläche am Dweerlandweg weist nach dieser ersten Grobbewertung die beste Eignung auf“, heißt es in der Vorlage weiter. Sie sei groß genug, für eine Erschließung „mit geringfügigen Anpassungen geeignet“, liege „in der Nähe des bisherigen Schaustellerplatzes“ und sei grundsätzlich städtebaulich und landschaftsplanerisch geeignet. Zudem seien „keine Konflikte mit benachbarten oder vorhandenen Nutzungen“ zu befürchten, denn die Fläche befindet sich weit entfernt von Bebauung.

Am Brennerhof gibt es 45 Parzellen auf denen meist Wohnwagen stehen

Laut Beschlussvorlage im Stadtentwicklungsausschuss soll der Hauptausschuss „während der gremienfreien Zeit einen Beschluss über die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zur Herstellung einer Ersatzfläche für den Schaustellerplatz am Dweerlandweg“ fassen und den Bezirksamtsleiter ersuchen, ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten.

Die Schausteller haben bereits Hinweise aus der Politik erhalten, dass die Fläche am Dweerlandweg nun als neuer Standort für sie im Fokus steht. „Im Gegensatz zum engen Brennerhof ist die Fläche am Dweerlandweg gerade und gut geschnitten. Sie hat ebenfalls eine gute Lage“, sagt Wilhelm Hemberger. Der Vizepräsident des Landesverbands des ambulanten Gewerbes und der Schausteller wohnt selbst am Brennerhof. Dort gibt es etwa 45 Parzellen, auf denen meist mehrere Wohnwagen einer Familie stehen.

"Wir wollen ein vernünftiges Miteinander mit unseren Nachbarn"

Hemberger will nun, da der Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden soll, mit den anderen Schaustellern sprechen und „alle Mieter fragen“, was sie von dem neuen Standort halten. Auch mit den Anwohnern vom Alten Landweg möchte Hemberger ins Gespräch kommen, möglichst bei einer Versammlung, auf der Schausteller und Anwohner „sich kennenlernen und alle Fragen klären“ können. Der Verband arbeite darauf zu, „aber leider ist so etwas in Corona-Zeiten schwer zu planen“.

Der Vizepräsident des Schaustellerverbandes sorgt sich, dass die Anwohner sich daran stören könnten, wenn die neuen Nachbarn mit ihren Lkw mit Anhängern nachts über die Straßen rollen. „Wir wollen natürlich niemanden stören, sondern ein vernünftiges Miteinander – auch mit den benachbarten Kleingärtnern.“

Ein erstes positives Signal aus der Bergedorfer Politik

Bis die Schausteller an den Dweerlandweg umziehen können, dürften allerdings „noch mindestens zwei, drei Jahre vergehen. So lange dauert erfahrungsgemäß das Erstellen eines neuen Bebauungsplans“, schätzt Bernd Capeletti, der für die CDU im Regionalausschuss sitzt und als Wirtschaftsexperte seit den ersten Vermarktungsbemühungen vor 14 Jahren mit dem Projekt befasst ist. Der Christdemokrat freut sich über den Vorschlag für die neue Fläche in Moorfleet: „Nun scheint nach so vielen Jahren eine Lösung in Sicht zu sein.“

Die Gewerbefläche am Brennerhof wurde mit Millionenaufwand saniert und 2013 von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt offiziell abgenommen. Es kam aber nicht zu einer Betriebsansiedlung. Immer wieder sprangen Unternehmen ab, etwa BMW.