Lohbrügge. 270 Gäste werden zum Jubiläum der Lohbrügger Jugendwehr erwartet. Hartmut Hoemke und seine drei Kinder sind natürlich dabei.
Er hätte reichlich Geschichten erzählen können am Sonntag, 21. August, wenn die Lohbrügger Jugendfeuerwehr ihr 50-jähriges Bestehen im Forum des Gymnasiums am Binnenfeldredder feiert. Doch leider ist Wolfgang Koschlig in diesem Jahr gestorben. Unter seiner Leitung als damaliger Wehrführer wurde die Jugendfeuerwehr am 1. Oktober 1971 gegründet.
Aktuell treffen sich jeden Dienstag 25 Elf- bis 18-Jährige in der Wache am Lohbrügger Markt. „Wir haben sogar eine Warteliste“, sagt Jugendfeuerwehrwart Jonas Bodewig (32), der mit 270 Gästen beim großen Fest kalkuliert. Er ist froh darüber, dass trotz Corona-Verzögerungen immerhin noch im Geburtstagsjahr gefeiert werden kann – und hat für alle Currywurst und Franzbrötchen bestellt. Natürlich auch für Familie Hoemke, die längst eine Institution in der Wehr ist – mit Vater Hartmut und seinen drei Kindern, die alle „Feuer gefangen“ haben.
Jubiläum: Jugendfeuerwehr Lohbrügge besteht seit 50 Jahren
Gerade mal zwölf Jugendwehren gab es in Hamburg, als Hartmut Hoemke am 1. Dezember 1975 der Lohbrügger Jugendwehr beitrat. „Ich hatte keine Lust mehr auf Fußball und freute mich über die maßgeschneiderte Uniform“, erzählt der 59-Jährige, der nach fünf Jahren in die Einsatzabteilung wechselte. Im vergangenen Jahr leisteten die 34 Erwachsenen immerhin 106 Brandeinsätze: „Zu 70 Prozent piepen Rauchmelder, weil Essen auf dem Herd qualmt. Das hat der müde Schichtarbeiter vergessen oder ein Betrunkener“, sagt der Einkäufer, der auf dem VHH-Betriebshof in Glinde arbeitet.
„Mein größtes Feuer war 2019 am Schillerufer, bei dem italienischen Restaurant Locanda Riva“, erinnert sich seine älteste Tochter Charlotte. Die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin ist heute 21 Jahre alt, begann aber „mit fast elf Jahren“ bei der Lohbrügger Jugendwehr, die damals bloß zwei Mädchen zählte. „Große Autos und Geräte“ haben sie stets fasziniert, aber auch der gute Zusammenhalt, wenn geübt wurde, Schläuche zu rollen, Löschangriffe aufzubauen (vom Fahrzeug bis zum Verteiler, von dem drei Schläuche abgehen) oder Hebekissen so zu platzieren, dass ein Auto gut angehoben werden kann, um etwa einen eingeklemmten Menschen darunter zu retten. Dazu kommen mehr spaßige Geschichten: Laternenumzüge, Seminare und Zeltlager, auch Treffen mit den drei Partner-Wehren in Bamberg, Berlin-Staaken und Suderburg bei Uelzen.
Teamaufgaben in der Lohbrügger Jugendfeuerwehr werden geschätzt
Bruder Jakob war erst zehn, als er zur Jugendwehr kam, weil er „mit Wasser matschen und große, rote Autos bestaunen“ wollte, sagt der heute 19-Jährige, der inzwischen auch Ausbilder für die einjährige Grundausbildung ist. Zuletzt freute sich der Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik über eine Übung in Moorfleet: „Da kamen der Spreizer und die hydraulische Schere zum Einsatz, weil wir auf einem Schrottplatz ein altes Auto zerschneiden durften.“
Etwas länger hat Johanna gebraucht, um ihre Leidenschaft für die Jugendwehr zu entdecken, sagt die angehende GSB-Abiturientin: „Ich war fast zwölf und wurde sowieso immer mit zu den Wettkämpfen genommen. Irgendwann habe ich halt mitgemacht“, sagt die 18-Jährige, die natürlich ebenso den Unterschied von Klappleiter, Schiebe- und Steckleiter lernen musste. Vor allem aber schätzt sie die Teamaufgaben in der Lohbrügger Jugendfeuerwehr, wenn etwa gemeinsam mit Wasser über Hindernisse balanciert werden muss – mal im angrenzenden Leuschnerpark oder auch beim Ausflug mit dem Schlauchboot zur Krapphofschleuse.
„Feuerwehr ist halt ein Familientreffen“, meint Hartmut Hoemke, dessen Frau Elke allerdings lieber daheim backt und liest. Unterdessen sind ihre Kinder in einem der beiden Löschfahrzeuge unterwegs, hieven das Schlauchboot auf den Anhänger, rüsten den Kastenwagen für die ABC-Gefahrenabwehr oder sitzen im neuen Mannschaftswagen.