Hamburg. Die Bergedorfer haben viel Erklärungsbedarf zum autonomen Bus-Shuttle, der von August bis Ende Oktober fahren soll.

Das Bergedorfer Villengebiet ist in Aufruhr: Hunderte Nachfragen, teils bissige Kommentare aber immerhin auch ein paar mit ehrlicher Begeisterung – so lautet die Bilanz des Bürgerdialogs der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) am Donnerstag. Knapp zwei Stunden nahmen sich Experten Zeit, um live per Video-Schaltung auf alles einzugehen, was das Online-Publikum wissen wollte zu den drei autonomen Minibus-Shuttles, die ab August für drei Monate im Villengebiet verkehren – und auch das Sachsentor und den Bahnhof ansteuern.

Erstmals wird ein ganzes Viertel per autonomem Bus-Shuttle erschlossen

Das Forschungsprojekt ist Teil des Weltkongresses ITS der Mobilitätsentwickler, der für Mitte Oktober in den Hamburger Messehallen geplant ist. Über zehn sogenannte Reallabore zur Mobilität der Zukunft soll es im Vorfeld geben. Darunter sind auch die Shuttle-Busse vom Villengebiet, genannt „emoin“ als Abkürzung für „Mobility-on-Demand im Norden“.

Betrieben von den VHH und entwickelt unter anderem von Continental, dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum sowie dem Berliner Mobilität-Programmierer EasyMile sind sie bis 31. Oktober im Einsatz. Kostenlos per App oder Handy zu bestellen sammeln sie Daten, wie ein ganzes Viertel mit autonomen Bussen an Bahnhof und Fußgängerzone angebunden werden kann. Es ist weltweit das erste Projekt dieser Art.

Kritik an erforderlichen Einbahnstraßen und Parkverboten

Für Kritik im Plenum sorgte das ausgedehnte Einbahnstraßennetz und die vielen Parkverbote rund um die 51 Haltestellen der Shuttles. Beides ist nötig, damit die Kleinbusse ohne Fahrer unterwegs sein können. „Werden Ersatzparkplätze geschaffen?“, wollte ein Teilnehmer des Bürgerdialogs wissen.

Andere beklagten sich, dass die Bewohner des Villengebiets nicht um Erlaubnis gefragt werden, bevor das Projekt vor ihrer Tür startet: „Wir wollen nicht Ihre Versuchskaninchen sein! Behalten Sie Ihre unsinnigen Fahrzeuge für sich“, lautete ein Kommentar, der eine rhetorische Frage provozierte: „Kann ich noch mit meinem dicken SUV ungehindert durchs Villengebiet fahren?“

117 Parkplätze fallen ab August für drei Monate weg

Tatsächlich, so berichtete VHH-Betriebsleiter Patrick Fischer, werden für die drei Monate des Shuttle-Einsatzes insgesamt 117 Parkplätze wegfallen – an sieben Tagen pro Woche während der täglichen Einsatzzeiten von 8.30 bis 19.30 Uhr. „Über das gesamte Villengebiet verteilt eine vertretbare Größe“, so Fischer.

An welchem Tag im August das Projekt startet, steht noch nicht fest. Letzter Tag wird aber in jedem Fall der 31. Oktober sein. Anschließend werden sämtliche Einbahnstraßen und Halteverbote aufgehoben. Dass der Service später zurückkehrt, gilt als unwahrscheinlich – dient er doch allein der Forschung.

Die autonomen Minibusse fahren maximal 18 km/h

Sicher ist, dass das erste „emoin“- Shuttle schon im Juni zum Einmessen der Strecken das Villengebiet erobert. Aus Sicherheitsgründen werden die fahrerlosen, für maximal zwölf Personen zugelassenen Minibusse maximal 18 km/h langsam fahren. Wer sie in der offiziellen Betriebszeit sieht, kann übrigens auch spontan zusteigen. Wie lange die Wartezeit bei einer Buchung per App oder Telefon ist, steht noch nicht fest. „Wir schätzen 20 bis 30 Minuten“, so Patrick Fischer.