Bergedorf. Mit dem Wegzug aus Lohbrügge zum Ende dieses Jahrzehnts will die HAW die Abschottung der Forschung und Lehre von den Nachbarn beenden.

Zur Mittagspause in die Hochschulmensa, nach Feierabend zum Tennis, Laufen oder Beachvolleyball auf die Anlagen des Gesundheitscampus und abends vielleicht einen Vortrag über gesunde Ernährung besuchen, gehalten von Norddeutschlands renommiertesten Lebensmittelexperten: So könnten die Bewohner des Zukunftsstadtteils Oberbillwerder ihren Alltag planen, denn mit ihnen zieht voraussichtlich Ende des Jahrzehnts der „Campus Bergedorf“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) von Lohbrügge in den Zukunftsstadtteil.

Professoren planen Öffnung schon jetzt aktiv mit

„Ich habe noch nie Professoren erlebt, die so aktiv an einer neuen Hochschule mitplanen und sie gezielt mit dem Stadtteil mit seinen Bewohnern vernetzen wollen“, beschrieb Manuela Dittrich, Projektkoordinatorin Oberbillweder der HAW die Resonanz im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung.

Fusion der wissenschaftlichen Bibliotheken mit der Bücherhalle

Obwohl noch mindestens sieben oder acht Jahre bis zum Umzug vergehen, sind bereits zahlreiche Ideen protokolliert. So sollen Gastronomie und Ausstellungen der Hochschule grundsätzlich öffentlich zugänglich sein, sämtliche Räume, Hallen und Außenanlagen den Bürgern zur Verfügung stehen, wenn sie gerade nicht von Stundenten genutzt werden. Auch die wissenschaftlichen Bibliotheken könnten mit der Bücherhalle Neuallermöhe/Oberbillwerder zusammengelegt und so öffentlich werden.

Studenten des Gesundheitscampus’ als Praktikanten in Oberbillwerders Arztpraxen

Und weil neben der Lohbrügger Fakultät für Life-Sciences – mit Bio-, Chemie- oder Verfahrenstechnik sowie Lebensmittelwissenschaft – auch die künftig akademisierten Gesundheitsberufe von Hebamme über Physiotherapeut bis Krankenpfleger als Gesundheitscampus in die 5000 Studenten große HAW Oberbillwerder integriert werden, geht die Öffnung in beide Richtungen: Bürger sind zu Vorträgen in der Hochschule eingeladen, die Studierenden sollen gleichzeitig praktische Erfahrung bei Ärzten, Fitnessclubs oder Physiotherapeuten im Stadtteil sammeln, sich hier auch mit Start-ups selbstständig machen.

Kanzler der HAW wirbt für „selbstverständliches Miteinander“

„Ziel ist ein selbstverständliches Miteinander. Die Zeiten des Abschottens zwischen dem wissenschaftlichen Innenleben der Hochschule und den Nachbarn im Wohnumfeld, wie es an unserem alten Standort in Lohbrügge bis heute der Fall ist, sind in Oberbillwerder endgültig vorüber“, betont HAW-Kanzler Dr. Wolfgang Flieger.

Hochschule auf zahlreiche Gebäude in Oberbillwerders Zentrum verteilt

Tatsächlich soll sich die Hochschule in Oberbillwerder auf rund zehn Gebäude verteilen, die sich überwiegend im zentralen Bahnquartier des neuen Stadtteils zwischen normale Wohn- und Geschäftshäuser mischen. Gleichzeitig ist nur rund 100 Meter weiter östlich, zwischen den Grünanlagen des Aktivitätsparks und der Bahnlinie, der eigentliche Campus geplant – ebenfalls als offene, auf mehrere Gebäude verteilte Anlage.

Städtische Sprinkenhof als Bauherr und Vermieter der neuen Hochschule

Gebaut und instandgehalten werden alle Gebäude der HAW voraussichtlich von der städtischen Sprinkenhof. Für die Nutzung mietet die HAW sie an.