Hamburg. Investitionskosten von 17,5 Millionen auf 26,6 Millionen Euro gestiegen. Bezirksamtsleiter verteidigt „zu frühe Kostenschätzung“.

Ein glattes „Mangelhaft“ für die Ermittlung der Investitionskosten, dazu eine „unzureichende“ Wirtschaftlichkeitsuntersuchung und „keine nachvollziehbare Prüfung der Mietpreisberechnung“. Der Rechnungshof lässt kein gutes Haar am Körber-Haus in Bergedorf, dem mittlerweile mindestens 26,6 Millionen Euro teuren Bergedorfer Prestigeprojekt, das Bezirksamtsleiter Arne Dornquast als wichtigstes seiner zweiten Amtszeit bezeichnet hatte.

Körber-Haus in Bergedorf: Investitionskosten drastisch erhöht

Auf zehn der 252 Seiten des Jahresberichts knöpfen sich die Hamburger Finanzkontrolleure das Körber-Haus vor – und listen ernüchternde Zahlen und Fakten auf. So haben sich die Investitionskosten gegenüber der ersten Festlegung im „Letter of Intent“ aus dem Mai 2017 von 17,5 Millionen Euro allein bis bis zu den jüngsten geprüften Zahlen vom November 2019 um 37 Prozent erhöht, wobei der vorherige Abriss des Lichtwarkhauses gar nicht erst auftaucht.

Besonders drastisch ist die Preisentwicklung der Fassade: Entgegen der Kostenvorgabe des Auslobers, also Bezirksamt und städtischer Sprinkenhof als Bauträger, gibt es hier ein sattes Plus von 140 Prozent. Grund sind raumhoch verglaste Flächen hinter den vertikalen Kupferlamellen, die im Siegerentwurf die Visitenkarte des Körber-Hauses sind.

Besondere Fassade verdoppelt Aufwand für Fensterreinigung

Die daraus resultierenden Folgekosten, etwa für die Fensterreinigung, seien im Vorprüfbericht des Bezirks für die Jury-Entscheidung von 2017 erst gar nicht bewertet worden, monieren die Rechnungsprüfer, die nun mit verdoppelten Reinigungskosten rechnen. Aber ohnehin sei ja nie die anfangs betonte „unbedingte Einhaltung der Kostengrenze“ beachtet worden.

Weiterer Kritikpunkt ist die Verrechnung der 11,1 Millionen Euro Investitionskostenzuschuss von der Körber-Stiftung als Mietkostenvorschuss. Das sei mindestens unüblich und verzerre die Mietkalkulation. So könnten die Maßstäbe des Senats zu Wirtschaftlichkeitsberechnung von Baumaßnahmen hier nicht angelegt werden.

Dornquast: „Keine typischen DIN-Maßstäbe des Rechnungshofes anlegen“

Bezirksamtsleiter Arne Dornquast.
Bezirksamtsleiter Arne Dornquast. © Michael Zapf | Michael Zapf

Deutliche Kritik der Zahlenexperten, die Bezirksamtsleiter Dornquast dennoch ruhig lässt: Er habe schon länger damit gerechnet, dass der Rechnungshof das Körber-Haus durchleuchtet. Und es sei ihm auch klar gewesen, dass dann diese Kritik komme. „Es ist eben kein Wohnhaus oder Wirtschaftsgebäude, an dem die typischen DIN-Maßstäbe des Rechnungshofes angelegt werden können. Es handelt sich um ein Haus der Kultur, das an diesem zentralen Ort auch wirken soll.“

So sei die besondere Fassade sein Wiedererkennungswert. Und auch ein zusätzlicher Aufzug oder gläserne Wände im Innern seien nachgerüstet worden, um das Haus für seine vielfältigen Mieter von Bücherhalle über Theater und Haus im Park der Körber-Stiftung bis zur Awo besser nutzbar zu machen. „Wir haben den Fehler gemacht, schon 2017 konkrete Investitionskosten zu benennen“, so Dornquast. „Realistisch war der Wert vom April 2018 mit 24,6 Millionen Euro. Der hat sich bis heute um kaum mehr als die üblichen Preissteigerungen auf dem Bau erhöht.“