Hamburg. Aktuell acht Corona-Intensivpatienten und 14 weitere auf der Isolierstation. Bergedorfs Inzidenzwert bleibt der höchste in Hamburg.
Corona hat Bergedorf weiter fest im Griff – und sorgt für einen traurigen Rekord im Agaplesion Bethesda Krankenhaus: Erstmals seit Beginn der Pandemie vor fast einem Jahr wurden am Dienstag acht Corona-Patienten auf der Intensivstation behandelt. Weitere 14 lagen auf der Isolierstation. Sie alle sind zwischen Anfang 50 und fast 90 Jahre alt.
Bethesda-Krankenhaus in Bergedorf: „Die Lage ist sehr angespannt“
„Die Lage ist sehr angespannt“, bestätigt der ärztliche Direktor Prof. Dr. Marco Sailer mit Blick auf die Intensivstation. Dort sind jetzt mehr als die Hälfte der Betten, deren Kapazität gerade erst auf 14 erhöht wurde, mit schweren Corona-Fällen belegt. Teils müssen die Patienten künstlich beatmet werden.
Klinik reduziert Operationen um 40 Prozent
„Wir haben die Zahl der Operationen um 40 Prozent heruntergefahren, um Personal für die Betreuung der Corona-Patienten frei zu bekommen“, sagt Sailer. Es benötige vor allem Intensivpflegekräfte, die unter hohen Schutzvorgaben die Betreuung der Corona-Erkrankten übernähmen. Die Umschichtung habe Auswirkungen auf das gesamte Personal der Klinik. Allen werde seit Monaten viel Flexibilität abverlangt. Das zehre an der Motivation.
Bergedorfs Sieben-Tage-Inzidenz jetzt bei 95,2
Einen Lichtblick gibt es für Bergedorf und seine Klinik vorerst kaum. Die am Dienstag für die Hamburger Bezirke veröffentlichten Inzidenzwerte für die vergangene Woche zeigen Bergedorf hamburgweit weiter an der Spitze – wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als noch Anfang Februar.
Konkret registrierte das Gesundheitsamt vom 8. bis zum 15. Februar 124 Neuinfektionen. In der Woche zuvor waren es 159, nach dem Spitzenwert von 186 Ende Januar. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank damit von zuletzt 122 auf jetzt 95,2 Neuinfizierte pro Woche je 100.000 Einwohner.
Bergedorf liegt damit wieder fast gleich auf mit dem Bezirk Mitte (94,5), ist aber noch immer weit stärker vom Infektionsgeschehen betroffen als Eimsbüttel (49,8), Nord (53,7), Wandsbek (58,2) und Altona (67,2). Einen deutlichen Anstieg verzeichnet Harburg, das es auf eine Inzidenz von 78,5 bringt, gegenüber 62,5 Anfang Februar.
Britische Corona-Variante als Ursache der hohen Zahlen
Bezirksamtsleiter Arne Dornquast sieht die sehr hohen Werte in Bergedorf als Folge des Corona-Ausbruchs der britschen Virus-Variante beim Flugzeughersteller Airbus: „Einmal von den Mitarbeitern in ihre Familien getragen, breitet sie sich gerade in Bergedorf sehr stark aus, weil es in unserem Bezirk vergleichsweise viele Familienhaushalte gibt.
Und Familien haben in Summe nun mal mehr Kontakte, als Menschen, die in Single-Haushalten leben.“ Das Gesundheitsamt habe die Entwicklung genau im Blick: „Wir sind personell sehr gut aufgestellt. Die Kontaktnachverfolgung klappt, auch die Überwachung der angeordneten Quarantäne.“
Doch Dornquast ist weit davon entfernt, Entwarnung zu geben: „Die Lage ist sehr ernst. Aber wenn alle sich an die Vorgaben halten, können wir auch die ansteckende Variante in den Griff bekommen.“
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Sorge vor Corona-Spätfolgen für 30- bis 50-Jährige
Das unterstreicht auch Prof. Sailer: „Von unserem Klinikpersonal sind jetzt mehr als die Hälfte geimpft – vor allem die, die eng mit den Patienten zu tun haben. Das hat noch mal einen Motivationsschub gegeben, jetzt weiter durchzuhalten.“
Sorgen machen ihm allerdings die noch nicht erforschten Corona-Spätfolgen: „Wir sehen hier 30 bis 40 Prozent der genesen Patienten einige Wochen nach ihrem Klinikaufenthalt wieder, dann vor allem mit Atemwegserkrankungen oder chronischer Erschöpfung. Darunter sind erschreckend viele 30- bis 50-Jährige.“