Hamburg. „Jesus, die Milch ist alle“ heißt das Werk des Lohbrügger Pastors Jonas Goebel. Humorvolle Kurzgeschichten mit theologischem Ernst.

Jonas Goebel liebt die Gedankenexperimente. Wie wäre es, wenn die beiden wichtigsten Personen der christlichen Welt heute leben würden? Was würde passieren, wenn der Pastor der Lohbrügger Auferstehungskirche und seine Partnerin zusammen mit Jesus und Martin Luther in einer Wohngemeinschaft leben würden?

Herausgekommen ist ein Buch mit zwölf Kurzgeschichten, das am 18. Februar erscheint. Der 31-Jährige kombiniert in „Jesus, die Milch ist alle“ theologischen Ernst, literarische Unterhaltung und augenzwinkernden Humor.

Pastor schreibt Buch: Vom Abenteuer einer WG mit Jesus

Der Ausgangspunkt ist eine Predigtserie, die der Pastor in der Auferstehungskirche gehalten hat. „Einen unterhaltsamen und kreativen Zugang“ wollte er zu Jesus und Luther finden. „Was ich schon immer mal fragen wollte“ – so der zentrale Gedanke. Und Jonas Goebel bewegte die Frage, was Jesus und Luther wohl zu den heute großen Problemen sagen könnten.

Seine evangelisch-lutherische Gemeinde kennt es schon, wenn ihr Pastor gern ungewöhnliche Wege geht. Er postet auf Facebook, schreibt auf Instagram und Twitter. Seine Predigten produziert er als Podcast, damit ihn auch die hören können, die keine Zeit oder keine Lust haben, zu den Gottesdiensten in die 1970 eingeweihte Kirche zu kommen. „Das hat den Leuten gefallen“, berichtet der gebürtige Eidelstedter.

Mit einem Predigt Slam beim Kirchentag fing alles an

Der Kontakt zum Verlag entstand bereits 2017. Damals nahm Goebel beim Kirchentag das erste Mal an einem Predigt-Slam-Wettbewerb teil – und gewann. Die Poetry-Slam-Szene hatte ihn immer angezogen, er wollte den Sprung auf die Bühne jedoch nicht wagen. Ein Vertreter des Verlages sprach ihn nach dem Wettbewerb an.

Es wurde dann ein deutlich längerer Weg von den Predigten bis zum fertigen Buch, als es sich der Lohbrügger vorgestellt hatte. Erst einmal wurden die Geschichten komplett umgeschrieben. Es sollten keine Predigten mehr sein, sondern Shortstorys.

Einflüsse des deutschen Autors Marc-Uwe Kling erkennbar

Vom Lektorat des Verlages gab es dann noch einige Hinweise, die von Goebel in einer zweiten Überarbeitung berücksichtigt wurden. Schriftstellerisch hat er sich stark von den „Känguru-Chroniken“ des deutschen Autors, ­Liedermachers und Kabarettisten Marc-Uwe Kling beeinflussen lassen.

Bei den Schilderungen der alltäglichen Probleme der vier Protagonisten hat er sich von Erfahrungen in seiner eigenen WG-Zeit inspirieren lassen. Ein immer wiederkehrendes Problem im alltäglichen Miteinander gab dem Buch den Titel.

Mahnende Worte: „Vergiss die Alten nicht!“

Natürlich prallen auch die unterschiedlichen theologischen Meinungen aufeinander. Jesus gibt sich dabei deutlich resoluter als Luther und der Pastor, der in einem Einzelpfarramt die Interessen aller seiner Schäfchen im Blick haben muss.

Bei seinem Ausflug in die Welt der Literatur kann sich Goebel der Unterstützung der Kirchenoberen genauso sicher sein wie bei seinen Experimenten im Digitalen. Und seine Gemeinde lässt ihn wohlwollend machen. „Vergiss die Alten nicht“, hört er zwar manchmal die mahnenden Worte. Dem will er mit einem vielfältigen Kirchenangebot begegnen. Er sieht die Auferstehungskirche als Profilgemeinde. „Wir liefern ein buntes Programm“, so der Pastor selbstbewusst.

„Jesus, die Milch ist alle“, Jonas Goebel, Verlag Herder, 160 Seiten, ISBN: 978-3-451-38957-3, 16 Euro