Kirchwerder. Holger Heitmann füttert seine Heizungsanlage mit China-Schilf, das er selbst anbaut. Das hat viele Vorteile.

Vor acht Jahren ließ Holger Heitmann auf seinem Grundstück am Kirchwerder Hausdeich 136 eine Heizungsanlage installieren, die mit klein gehacktem Miscanthus (China-Schilf) betrieben wird. So kann er ordentliche Energiekosten sparen. Das Schilf baut der 51-Jährige auf acht Hektar Ackerland gegenüber und hinter seinen Hof-Gebäuden an. Er hat die vier Meter hohen Pflanzen gerade geerntet, seine Scheune ist voll. Heitmann entschied sich damals für eine spezielle, in der Anschaffung besonders teure Hackschnitzel-Heizungsanlage (40.000 Euro), um seinen modernen Ofen nicht nur mit Baumholz, sondern eben mit Miscanthus befeuern zu können. Schon damals sei das Heizen mit China-Schilf deutlich günstiger als mit Heizöl für ihn gewesen. Mehr noch heute, wo die Preise für Erdöl durch die Decke gehen.

Mit dem China-Schilf werden zwei Häuser beheizt: Die Wohnung von Heitmanns Eltern, die auf dem Hof des Landwirts im Altenteil leben, und sechs Ferienwohnungen profitieren von der mit Schilf produzierten Wärme.

Heizen mit China-Schilf ist günstig, spart Energiekosten

Die 600 Kubikmeter Miscanthus, die Heitmann nun mit einem Häcksler geerntet hat, würden 40.000 Liter Heizöl entsprechen, weiß der 51-Jährige. Heute liegt der Preis für einen Liter Heizöl bei fast 1,50 Euro. Das Schilf ist also knapp 60.000 Euro wert. Er habe alle Kosten durchgerechnet, die bei seinem Miscanthus-Projekt zu berücksichtigen seien, betont Heitmann, und komme nach deren Abzug auf einen Liter-Preis von 25 Cent, also einem guten Sechstel des Heizölpreises. Vor acht Jahren, als die Heizung montiert wurde, habe der Liter Heizöl nur etwa die Hälfte gekostet, erinnert sich Heitmann, „zeitweise auch weniger“.

Den Löwenanteil nutzt er selbst, die knappe Hälfte verkauft er an zehn Kunden, die das China-Schilf als Mulchersatz gegen Unkraut auf dem Feld verwenden. Miscanthus habe nur ein Drittel des Heizwerts von Baumholz, weiß Heitmann. Es verbrennt also wesentlich schneller. „Dafür wächst es aber viermal schneller als Holz. Es kommt viel schneller auf mehr Volumen. Dadurch ist es unterm Strich effektiver.“ Durch das schnellere Wachstum habe er auch früher mit Brennstoff aus eigenem Anbau starten können. Miscanthus habe Holzhackschnitzeln aus Bäumen gegenüber noch weitere Vorteile, betont Heitmann: „Das China-Schilf ist sofort verwendbar, muss nicht erst trocknen. Auch seine Ernte gestaltet sich weniger aufwendig als die von Holz.“ Miscanthus brauche auch keinen speziellen Dünger, „denn der ist in den Blättern enthalten, die im Herbst von den Pflanzen fallen“. Allerdings würde Miscanthus nicht überall wachsen, sondern guten Marschboden benötigen.

Nicht für jeden lohnt sich eine Umstellung auf Miscanthus

Doch egal, ob China-Schilf oder Holz: „Beides ist in vielen Fällen zum Heizen günstiger als Öl. Und beides wächst vor Ort, regional, vom Weltmarkt unabhängig.“ Holger Heitmann ist nach eigener Auskunft der einzige Landwirt in den Vier- und Marschlanden, der Miscanthus anbaut. „Der nächste ist in Stemwarde.“ Seine Berufskollegen würden die nährstoffreichen Marschflächen dringender für den Anbau anderer Kulturen benötigen. Da geht es um den Anbau von Gemüse und nicht von Energiemasse.

Miscanthus sei in der Anschaffung nicht billig gewesen und lohne nur als Investition über Jahrzehnte, betont Heitmann, „dafür wachsen diese Wurzelpflanzen aber jedes Jahr neu“. Anfangs, als die Miscanthus-Ernte noch geringer ausfiel, habe er Holzhackschnitzel zukaufen müssen. In seiner Anlage kann er auch Holz verbrennen.

Am 30. April informiert Heitmann bei „Querbeet“ über China-Schilf

Den Hof hat der 51-Jährige von seinen Eltern übernommen. Der gelernte Betriebswirt, der 28 Jahre lang in einer Bank arbeitete, führt ihn nun in der 16. Generation. Heitmann verfügt über weitere 30 Hektar Weideland in den Kirchwerder Wiesen. Auf dieser Fläche, die er an einen anderen Landwirt verpachtet hat, wird in Kooperation mit der Stadt Hamburg Vertragsnaturschutz betrieben. „Dort stehen Rinder, wird Heu geerntet“, sagt Heitmann.

Heitmann ist am Sonnabend, 30. April, 10 bis 17 Uhr, bei „Vier- und Marschlande Querbeet“ dabei. Dann informiert er Interessierte über seine Miscanthus-Energie und über seine Ferienwohnungen, gibt es auch Kaffee und Kuchen.