Hamburg. Einen Nachfolger gibt es schon: Ronald Meyns (43) wird zum Jahresende neuer Wehrführer. Seit einigen Jahren ist er Gruppenführer.
Bernd Rieck verabschiedet sich zum Jahresende als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Kirchwerder-Süd. Rieck wird am 16. Januar 60 Jahre alt. Er steht seit zwölf Jahren an der Spitze der Wehr, engagiert sich künftig als "einfaches Mitglied" der 37 Mitglieder starken Einsatzabteilung, darunter zwei Frauen. Dies ist den Feuerwehrleuten inzwischen bis zum Alter von 63 Jahren möglich. Riecks Nachfolger steht fest: Die Kameraden wählten den 43-jährigen Ronald Meyns einstimmig zum neuen Wehrführer.
Rieck, gelernter Gas- und Wasserinstallateurmeister, ist seit Ende 2008 Wehrführer. Er löste damals Heino Goes ab. Der verheiratete Vater zweier Kinder, dessen Sohn sich ebenfalls in der FF Kirchwerder-Süd und hauptberuflich bei der Berufsfeuerwehr engagiert, brachte in seiner Amtszeit zahlreiche wichtige, arbeitsintensive Projekte mit voran. So wurde 2015 das neue Feuerwehrhaus In de Wisch nach vierjähriger Planung und Bauzeit eingeweiht. Seit 2016 gibt es eine Jugendfeuerwehr. Sie zählt heute 20 Nachwuchs-Feuerwehrleute.
Von der Jugendabteilung profitiert die Feuerwehr im allgemeinen, da nicht jede Wehr eine eigene Jugendabteilung hat und der Nachwuchs sich später, wenn er älter ist, auch andernorts in der Feuerwehr engagiert. Viele Nachwuchs-Retter dürften in den kommenden Jahren auch die FF Kirchwerder-Nord verstärken.
Bernd Rieck engagiert sich künftig als "einfaches Mitglied"
Vor vier Jahren wurde auch das 125-jährige Bestehen der Wehr groß gefeiert. "Wegen des Umzugs in das neue Feuerwehrhaus hatten wir die Feierlichkeiten um ein Jahr verschoben", sagt Rieck. 2014 und 2018 konnte die Wehr jeweils ein neues Löschfahrzeug entgegennehmen.
Rieck war bei zahlreichen Einsätzen dabei, darunter spektakuläre wie die Hochwasser-Einsätze 2002 und 2013 in Dresden. 2007, damals hatte er als Wehrführervertreter das Kommando, rettete er mit seinen Kameraden drei Kinder aus einem brennenden Haus. Sie blieben unverletzt, aber ein Nachbar starb.
FF Kirchwerder-Süd hat die höchste Einsatzzahl in Vierlanden
Die FF Kirchwerder-Süd fuhr in diesem Jahr bisher knapp 250 Einsätze. "Damit liegen wir im Schnitt. Es sind zwischen 250 und 280 pro Jahr", sagt der 59-Jährige. Die Wehr hat in Vierlanden stets die höchsten Einsatzzahlen: "Unser Einsatzbereich ist weitläufig, umfasst Hauptdeich und Süderquerweg, und ist dicht bewohnt", sagt Rieck. Seine Mannschaft rückt aus, wenn etwa ein Motorradfahrer verunglückt ist, leistet auch bei Herzanfällen und anderen Erkrankungen Erste Hilfe.
Brandbekämpfung und technische Hilfeleistungen - etwa das Sichern eines Autos in einem Graben, das Absägen eines Baums, der auf ein Gebäude zu stürzen droht oder das Öffnen von Haustüren mit schwerem Gerät, weil Gefahr im Verzug ist - umfassen ebenfalls den Aufgabenbereich der Wehr. Auch am Fähranleger Zollenspieker ist die Wehr regelmäßig im Einsatz: Jedes Jahr in der Sturmflutsaison zieht sie mit einer Bandschlinge, die am schweren Einsatzfahrzeug befestigt ist, zwei bis drei Autos aus dem überfluteten Parkplatz im Deichvorland ins Trockene.
"Der Verwaltungsaufwand ist hoch"
Rieck trat 1980, damals 19 Jahre jung, "auf Drängen meines Vaters" in die Feuerwehr ein, in die FF Kirchwerder-Süd. Der Junior verpflichtete sich für zehn Jahre bei der Wehr, brauchte deshalb keinen Wehrdienst zu leisten. Vater Werner Rieck, heute 86 Jahre alt und in der Ehrenabteilung der Wehr, hatte seinen Sohn in die richtige Richtung manövriert: "Ich hatte von Anfang an Spaß bei der Feuerwehr", sagt der Sohn.
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Schnell bildete Rieck andere junge Feuerwehrleute im Bereich Brandschutz zentral für die sieben Vierländer Wehren aus. 1990 stieg er in die Führungsgruppe seiner Wehr ein - als Hauptgerätewart. Von 2005 bis 2008 war Rieck stellvertretender Wehrführer. Als Wehrführer wuchs sein Arbeitspensum noch einmal deutlich: "Der Verwaltungsaufwand ist hoch."
Rieck lobt die Zusammenarbeit mit seinem Stellvertreter Sven Gerdau
Sven Gerdau, seit 1988 in der Wehr, bleibt stellvertretender Wehrführer. Der 48-Jährige, der sein Geld mit
dem Vertrieb von Landmaschinen verdient, arbeitet auch im Stab FF03 (Fahrzeuge und Geräte) der Feuerwehr Hamburg. Gerdau ist dort für Material und Geräte zuständig, organisiert Instandhaltung, Reparatur und Neuanschaffung technischen Equipments wie Motorkettensägen oder Generatoren. "Ich habe auch beruflich viel zu tun, bin im Außendienst in ganz Norddeutschland unterwegs und auch häufiger über Nacht weg", sagt er. Deshalb habe er sich nicht als neuer Wehrführer angeboten. Gerdau ist verheiratet. Sein Sohn ist in der Jugendfeuerwehr der FF Kirchwerder-Süd. Rieck lobt rückblickend die Zusammenarbeit mit seinem Stellvertreter: "Wir haben sehr vertrauensvoll, gut, eng und effektiv zusammengearbeitet. Ich habe über Jahre fast täglich mit ihm telefoniert, um die Feuerwehr betreffende Dinge abzuklären."
Ronald Meyns hat Elektrotechnik studiert und arbeitet für einen Softwareanbieter. Der 43-jährige Ehemann und Vater dreier Kinder ist seit 1994 bei der Wehr im Süden Kirchwerders und seit einigen Jahren Gruppenführer. Im vergangenen halben Jahr, als sich abzeichnete, dass Meyns neuer Wehrführer wird, wurde er von Rieck und Gerdau stärker in die Arbeit der Wehrführung einbezogen, quasi eingearbeitet. "Ich mag aktiv mitgestalten und lenken", sagt er.