Hamburg. Am Sonntag endet die Saison im Freilichtmuseum mit freiem Eintritt. Aber schon jetzt laufen die Vorbereitungen für das Jahr 2023.

Die Saison im Rieck-Haus geht mit großen Schritten dem Ende entgegen: Am Sonntag, 31. Oktober, öffnet das Freilichtmuseum am Curslacker Deich 284 ein letztes Mal in diesem Jahr. Von 11 bis 17 gibt es dann sogar freien Eintritt: Unter dem Motto „see for free“ öffnen am Tag der Reformation insgesamt 31 Museen der Stadt. Einen Überblick über alle teilnehmenden Häuser und geltende Regeln gibt es unter www.seeforfree.de.

Auch wenn beliebte Aktionen wie das Erdbeerfest oder auch die Handarbeitstage in diesem Jahr erneut ausfallen mussten, blieben die Besucherzahlen im Rieck-Haus im Vergleich zu 2020 stabil: „Die Besuchszahlen lagen trotz dreimonatiger Schließzeit bei 2000 Besuchern, das entspricht in etwa der Besuchszahl des Vorjahres“, bilanziert Dr. Schanett Riller, Leiterin der Bergedorfer Museumslandschaft.

Im kommenden Jahr geht es im Rieck-Haus um Aberglaube

Bis Sonntag gibt es noch die Gelegenheit, die Ausstellung „Wasser.Marsch“ in der Scheune zu sehen. Kuratiert von Naturfotograf Hermann Timmann aus Kirchwerder stellt sie das umfassende und ausgeklügelte Ent- und Bewässerungssystem der Vier- und Marschlande dar.

Im kommenden Jahr geht es an der Stelle dann um Aberglaube und christliche Erklärmuster auf dem Land, die der Kunsthistoriker Dr. Torkild Hinrichsen zusammenstellen wird.

2023 geht es um Fliesen mit Bibelmotiven in den Bauernhäusern

Schanett Riller hat aber nicht nur das kommende Jahr, sondern auch schon 2023 im Blick. Dafür bereitet sie bereits jetzt gemeinsam mit Altengammes Pastor Martin Waltsgott die Ausstellung vor, die dann in der Scheune gezeigt werden soll. Ihr Titel lautet „Die Bibel an der Wand: Fliesengeschichten in den Vier- und Marschländer Bauernhäusern“.

Auf Initiative von Martin Waltsgott sollen die für Norddeutschland typischen blau-weißen Fliesen, die die Lütt und Grot Döns im Rieck-Haus, aber auch andere Wohnstuben der wohlhabenden Bauernhäuser in den Vier- und Marschlanden zieren, genauer betrachtet werden.

Selbst profane Motive haben oft einen christlichen Hintergrund

In der Lütt Döns vom Rieck-Haus gibt es zahlreiche der blau-weißen Fliesen zu entdecken, ebenso in der Grot Döns des Bauernhauses.
In der Lütt Döns vom Rieck-Haus gibt es zahlreiche der blau-weißen Fliesen zu entdecken, ebenso in der Grot Döns des Bauernhauses. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Die Fliesen haben nicht nur die ganz praktische Funktion, dass sie das Kondenswasser an den Außenwänden ableiten. Sie sind vor allem dekorativ und informativ. Und manche der Fliesen erzählen Geschichten. Nicht irgendwelche, sondern Bibelgeschichten. In der Wohnstube im Rieck-Haus etwa finden sich gleichermaßen Szenen aus dem ­Alten und dem Neuen Testament unter den Motiven.

Da sind die Kundschafter Josua und Kaleb, die aus dem Land Kanaan eine Riesentraube mitbringen, da kämpft Jakob mit dem Engel, oder es finden sich die Kreuzigungsszene oder Jesu Auferstehung. Selbst vermeintlich profane Motive wie eine Windmühle mögen einen christlichen Hintergrund haben, wenn sie in der Ikonografie für die Verwandlung Christi stehen.

Bürger sollen sich schon jetzt melden und die Ausstellung bereichern

Die Ausstellung wird in Kooperation mit dem Norder Bibelfliesenteam gezeigt, das in einem großen Forschungsprojekt knapp 100 Fliesenmotive zusammengetragen und recherchiert hat. Die Bibelfliesen stammen ursprünglich aus den Niederlanden, haben ihren Weg aber unter anderem nach Norddeutschland und eben auch in die Vier- und Marschlande gefunden.

Die Ausstellung soll auch die Geschichte der Fliesen beleuchten: Wie wurden die Fliesen einst her­gestellt, wo haben die Vierländer sie gekauft? Woher kommen die grafischen Vorlagen und welche Geschichten erzählen sie?

Museum sammelt und dokumentiert die Fliesenmotive

Und dabei hofft das Ausstellungsteam auf Unterstützung der Vier- und Marschländer und fragt: Wer hat in seinem Bauernhaus Fliesen mit Bibelmotiven an den Wänden? Welche Motive sind dort abgebildet? Gibt es eventuell Familien­geschichten im Zusammenhang mit diesen Fliesen? Darf das Museum die Motive einmal dokumentieren und für die Ausstellung abfotografieren?

Wer sich angesprochen fühlt und mitwirken mag oder jemanden kennt, der Bibelfliesen an den Wänden hat, meldet sich bitte schon jetzt per E-Mail bei Schanett Riller unter museum@bergedorf.ham burg.de oder telefonisch bei Pastor Martin Waltsgott 040/723 61 54.