Bergedorf. CDU übt Kritik: Auf Lohbrügger Hauptverkehrsstraße ist zu wenig Platz für Autos und Radfahrer. Grünen teilen Sorge nicht.
Prinzipiell verlief die jährliche Fahrradausfahrt des Verkehrsausschusses harmonisch. Doch Teile der Bergedorfer Politik werden nicht müde, den aktuellen Umbau auf den Lohbrügger Hauptverkehrsstraße Habermannstraße/Am Beckerkamp zu kritisieren. Primärer Kritikpunkt: die unzureichende Sicherheit der Zweirad-Nutzer.
Denn Radfahrer sollen nach Planungen des Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) runter vom Gehweg und rauf auf die Straße, wo sie einen 2,25 Meter breiten Radfahrstreifen inklusive Trennlinie erhalten. Autofahrer fahren deshalb künftig nicht mehr auf vier, sondern zwei Spuren. CDU-Verkehrspolitiker Jörg Froh, Teilnehmer der Radtour, sieht darin – wie auch einige Bürger – einen klaren Planungsfehler.
CDU hält Lohbrügger Hauptverkehrstraße für Radfahrer nicht sicher
Verschärfend käme eine Novellierung der Straßenverkehrsordnung vom 28. April 2020 hinzu: „Dadurch, dass demnach Radfahrer innerorts mit mindestens 1,50 Meter Abstand überholt werden dürfen, fürchten wir dort ein Verkehrskollaps. Denn dann müssten Autofahrer, wenn ein Radler auf der Trennlinie fährt, die ganze Zeit hinter diesem her fahren. Fakt ist: Es ist zu wenig Platz.“ Das Problem sei umso virulenter bei breiteren Gefährten wie Lkw und Bussen. „Das kann man doch so nicht machen bei so einer wichtigen Straße“, findet Froh.
Tatsächlich sind die Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr 3,25 Meter breit, also stehen pro Richtung insgesamt 5,50 Meter zur Verfügung. Demzufolge dürften Pkw- (im Durchschnitt über zwei Meter breit) oder Busse und Lastwagen (maximale Breite 2,55 Meter) Radfahrer, die auf der Trennlinie fahren, nicht überholen. Die CDU wünscht sich eine klarere Abgrenzung, etwa durch einen um 50 Zentimeter erhöhten Kantstein für Radfahrer. Doch das ist laut LSBG aus Kostengründen nicht drin.
Erste Infos zum geplanten Radschnellweg
Die Grünen teilen die Sorge um zu enge Platzverhältnisse auf besagtem Straßenzug nicht. Norbert Fleige, verkehrspolitischer Sprecher seiner Partei und Chef des Verkehrsausschusses, nennt einen simplen Grund dafür: „So weit ich weiß, gilt auch für Radfahrer das Rechtsfahrgebot.“ Sicher: Wenn ein Radfahrer einen anderen überholen würde, könne es eng werden, „doch in diesen seltenen Situationen müssen die Autofahrer eben noch mehr Rücksicht nehmen.“ Fleige sieht eher den entschärfenden Charakter des großen Umbaus, weil Radfahrer und Fußgänger nun klar voneinander distanziert würden.
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Außerdem ging es bei der Rundfahrt der Politik mit Gästen von Bergedorfs Verkehrspolizei und ebenfalls Tiefbauchef Lars Rosinski unter anderem um mehr Fahrradbügel auf dem Bahnhofsvorplatz sowie erste Infos zum geplanten Radschnellweg am Knotenpunkt Weidenbaumsweg auch um eine fahrradfreundlichere Schaltung der Ampel an der Bergedorfer Straße an der ehemaligen Einmündung zur Kurt-A.-Körber-Chaussee. Die vor der Bahnbrücke gelegene Lichtzeichenanlage liegt im Verlauf der Veloroute 9 und sollte Radlern höheren Komfort auf ihrer Tour geben.
Politiker tagen am 19. Oktober in Bergedorf
Doch in der Praxis warten Radfahrer an der Bedarfsampel sehr lang, da die wenige Meter vorher platzierte Ampel zum Parkhaus synchron mitschalten muss. „Eine bessere Lösung wäre es aus Sicht aller Fraktionen, wenn die Ampel in einem bestimmten Intervall immer auf Grün schalten würde“, regt Norbert Fleige zu der erst vor vier Jahren installierten Anlage an. Ein entsprechender interfraktioneller Antrag ans Bezirksamt, sich dafür beim LSBG einzusetzen, soll bis zur nächsten Sitzung am 19. Oktober formuliert sein.