Hamburg. An einem Tag im August geht die 86 Jahre alte „Nordstern“ in der Dove-Elbe unter – einfach so. Was ist die Ursache gewesen?
Die Schieflage der „Nordstern“ wirkt bedrohlich. Der Kutter hat sich weit auf die rechte Seite geneigt, Teile des Bootes sind unter der Oberfläche der Dove-Elbe verschwunden. Ein weißer Schlauch umgibt die „Nordstern“ an ihrem Liegeplatz im Yachthafen der Werft Allermöhe. Als Vorsichtsmaßnahme gegen austretende Flüssigkeiten hat die Feuerwehr diese Ölsperre errichtet. Auf dem gesamten Steg sind Pumpen, Schläuche und Taucherausrüstung verteilt.
Seit dem frühen Mittag des 4. Septembers ist eine Hamburger Tauchfirma dabei, zu retten, was noch zu retten ist. Den Kutter mit einfachsten Mitteln provisorisch wieder schwimmfähig zu machen. Drei Taucher sind unter Wasser im Einsatz. Ein vierter Mitarbeiter – ohne Neoprenanzug – steht dabei immer am Transporter des Teams, um so mit den Tauchern zu kommunizieren und die Bergung zu überwachen.
Dove-Elbe: Kutter sinkt in Allermöhe, Taucher bergen das Boot
Warum das Ganze? Ein Rückblick: Am Donnerstag, 22. August, sinkt der Kutter, Baujahr 1938, plötzlich. Ein Boot der Bergedorfer Schifffahrtslinie passiert den Yachthafen, die Besatzung bemerkt sofort, dass da etwas nicht stimmt. Dass der Kutter ein wenig tief im Wasser liegt. Claudia Ehlebracht, die seit 2011 Vermieterin der Liegeplätze ist, wird sofort kontaktiert. Sie fährt umgehend zum Liegeplatz. Zu diesem Zeitpunkt kann jedoch nichts mehr getan werden. Der Kutter befindet sich bereits in Schieflage.
Die Gründe sind bislang völlig unklar. Die „Nordstern“ liegt schon seit zwei Jahren an diesem Platz im Yachthafen. Nächste Woche hätte der 86 Jahre alte Kutter für Restaurierungsarbeiten in die anliegende Werft gebracht werden sollen. Eigner Klaus Odia, der die Bergung beobachtet, seufzt. „Tja, zu spät“, sagt er lakonisch. 2019 hat er das Boot in Dänemark gekauft, ist damit über die Ostsee und den Elbe-Lübeck-Kanal bis nach Allermöhe geschippert. Probleme habe es nie gegeben, sagt er. Bis jetzt.
Kutter sinkt in Allermöhe: Taucher dichten Türen ab
Die Taucher versuchen unterdessen, den Kutter auf verschiedenen Wegen zu bergen. Damit kein Wasser nachströmen kann, dichten sie zunächst die Tür ab. Zudem setzen sie Pumpen ein, um Wasser aus dem Inneren des Kutters zu befördern und das Boot aus dem Schlick herauszuheben. Für eine erfolgreiche Bergung müsse aber noch das verantwortliche Leck gefunden werden. Gegen 16.30 Uhr dann die erfreuliche Nachricht: „Das Schiff schwimmt wieder.“ Provisorisch von den Tauchern abgedichtet und von Grund gehoben.
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Auch für Claudia Ehlebracht, die als Kind auf der Werft aufgewachsen ist, ist es der erste Untergang eines Bootes im Yachthafen. „Wir freuen uns aber, dass das Boot jetzt so zügig geborgen werden konnte.“, sagt sie.
Wie es nach der Bergung weitergeht, ist für Klaus Odia noch nicht entschieden: „Erst mal müssen wir herausfinden, warum der Kutter untergegangen ist.“ Der Schiffsdiesel und die gesamte Technik waren unter Wasser. Wie stark sie beschädigt worden sind und ob sie repariert werden können, ist bislang nicht klar. Für den Besitzer ist jedoch eine Sache am wichtigsten: „Zum Glück gab es keine Umweltschäden, das wäre für mich schlimm gewesen.“