Lohbrügge. Bezirkspolitik beschließt Tempolimit, doch CDU und VHH äußern sich ablehnend – und auch aus der Polizei kommen kritische Stimmen.

Werden die Hoffnungen von vielen Anwohnern der Leuschnerstraße nach einer Temporeduzierung auf der Verbindung vom Lohbrügger Norden in den Süden erfüllt? Zumindest versucht das die Mehrheit des Hauptausschusses, der nun mit den Stimmen der Bergedorfer Koalition die Gesamtumwidmung der Leuschnerstraße auf Tempo 30 in Auftrag gegeben hat. Trotz positivem Echo aus Politik und Lohbrügge bleibt die Umsetzung des Beschlusses aber fraglich.

SPD, Grüne und FDP wollen auf der gut 3,5 Kilometer langen Straße, in deren Einzugsbereich nicht nur viele Familien mit Kindern leben, sondern auch Schulen und Altenheime angesiedelt sind, durchgehend eine 30er-Beschränkung einführen.

Fahrbahn und Gehwege sind sehr schmal

Dafür gebe es nach Angaben von Antragsschreiber Andreas Tilsner (SPD) genug Fürsprecher aus der Bevölkerung. Zudem sei Tempo 30 auch deshalb angemessen, weil für Autos, Busse, Radfahrer und Fußgänger nur eine schmale Fahrbahn beziehungsweise ein schmaler Gehwegstreifen zur Verfügung stünden.

Doch da geht nicht jeder mit. So etwa die CDU: Deren Verkehrsexperte Jörg Froh sieht die rechtlichen Grundlagen für eine Verkehrsberuhigung der Leuschnerstraße nicht erfüllt: „Ein politischer Fachsprecher wie Sie, Herr Tilsner, sollte schon die rechtlichen Voraussetzungen kennen und sich vorher bei Polizei, Tiefbauamt, Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) und der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende schlau machen, ob eine Umsetzung möglich ist“, sagte Froh im Hauptausschuss.

Bergedorfer Verkehrspolizei hatte sich bereits skeptisch geäußert

Der Charakter der Leuschnerstraße als Verkehrssammelstraße, um den Verkehr der umliegenden 30er-Zonen abfließen zu lassen, und die zu großen Abständen zwischen schützenswerten Einrichtungen sprächen eher dagegen.

Diesbezüglich hatte sich die Bergedorfer Verkehrspolizei bereits skeptisch geäußert, nun ziehen die VHH in einer Stellungnahme nach. Demnach sei insbesondere die viel frequentierte Buslinie 234 zu beachten, die so getaktet sei, „dass ÖPNV-Kunden am Bahnhof Bergedorf einen gesicherten Übergang zur S-Bahn“ erhalten.

CDU sieht falsches Signal für den öffentlichen Personennahverkehr

Ein Runterschrauben der Geschwindigkeit auf der Leuschnerstraße könne verlängerte Fahrzeiten von bis zu zwei Minuten pro Richtung nach sich ziehen, folglich verkürze sich die Anschlusszeit für Bahnfahrer. Gerade im Hinblick auf mobilitätseingeschränkte Menschen sei das keine Option für die VHH: „Von daher wird es von uns für Tempo 30 in der Leuschnerstraße keine Zustimmung geben.“

Jörg Froh geht da voll mit. Ein Ausbremsen der Busse könne aus seiner Sicht „das falsche Signal für ein hochwertiges Busangebot sein.“ Doch die Koalition setzte ihre Idee mit der Unterstützung der Linken klar durch.