Bergedorf. Vom Jugendfußball bis zum Herren-Handball tut sich wieder etwas auf den Sportplätzen. Doch nicht alle dürfen ran.

Auf der Homepage des Sportvereins SC Vier- und Marschlande werden die Besucher durch einen kurzen Film begrüßt. Darin erzählen Vereinsmitglieder, wie sehr sie den Sport, ihren Verein, ihre Mannschaften und das gemeinschaftliche Training vermissen und wie sehr sie sich eine Rückkehr auf den Sportplatz wünschen. Mit den Lockerungen des Lockdowns hat das Warten nun ein Ende. Aber nicht für alle.

Jugendliche unter 14 Jahren dürfen ab sofort wieder in Gruppe zu 20 Kindern gemeinsam ohne Kontakt trainieren. Dies gilt sowohl in Hamburg als auch in Schleswig-Holstein. Unterschiede gibt es hingegen bei den Jugendlichen ab 14 Jahren und Erwachsenen. In Hamburg, wo die Inzidenzzahlen höher sind, dürfen nur fünf Personen aus zwei Haushalten gemeinsam kontaktlos Sport treiben. In Schleswig-Holstein ist für diese Personengruppe hingegen wieder kontaktloser Sport mit bis zu zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten möglich.

TSV Reinbek teilt Fußballplätze auf

Vereine wie beispielsweise die TSV Reinbek reagierten umgehend und öffneten am Montag wieder ihre Anlagen. Duschen und Umkleidekabinen bleiben allerdings geschlossen, die Sportler sollen bereits fertig umgezogen zum Sport erscheinen. „Jeden unserer beiden Fußballplätze haben wir in insgesamt vier Felder unterteilt“, erläutert Fußball-Abteilungsleiter Peter Nikolaus. „Die Trainer müssen sich beim Verein anmelden, wenn sie eines dieser Felder nutzen wollen.“ Die Resonanz der Übungsleiter sei gemischt. „Es gibt viele Trainer, die sofort wieder mit ihren Mannschaften loslegen wollen“, berichtet Nikolaus. „Auch bei den Erwachsenen wollen unsere 1. Herren und Senioren schon in dieser Woche wieder trainieren. Es gibt aber auch Trainer, denen reichen die Lockerungen nicht. Die wollen lieber noch zwei Wochen abwarten.“ Entwickeln sich die Inzidenzzahlen günstig, soll ab dem 22. März in Schleswig-Holstein im Freien wieder Kontaktsport – also auch richtiger Fußball – erlaubt sein.

Aumühles Handballer legen los

Darauf hoffen auch die Handballer des TuS Aumühle-Wohltorf, die sich in dieser Woche zu einem ersten kontaktlosen Mannschaftstraining treffen wollen. „Wir wollen die quälende Zeit der Challenges beenden“, betont Trainerin Antje Kasemeyer-Strzysio, die der Einheit allerdings fernbleiben wird: „Ich wäre ja dann die Elfte.“ Prinzipiell wäre in Schleswig-Holstein auch schon wieder kontaktloses Training in der Halle möglich, mit einer Person pro 80 Quadratmeter Fläche. In der Sporthalle Ernst-Anton-Straße würden sich folglich mindestens acht Aktive tummeln können. „Darauf werden wir aber noch verzichten“, sagt Kasemeyer-Strzysio. „Vor Ostern hat das keinen Sinn.“

SCVM-Jugend darf am Mittwoch anfangen

In Hamburg hingegen sind die Möglichkeiten für Erwachsene so weit eingeschränkt, dass von einem Mannschaftstraining keine Rede sein kann. In Geduld fassen müssen sich beim SCVM allerdings auch noch die Jugendfußballer. Denn auch wenn es rechtlich wieder möglich ist, in Gruppen mit bis zu 20 Kindern Sport zu treiben, tritt Fußball-Abteilungsleiter Jens Adler auf die Bremse. Der Fall des TSG-Vorsitzenden Boris Schmidt hat ihn aufgeschreckt. Der soll bis zu 5000 Euro Strafe wegen Verstoßes gegen die Corona-Auflagen zahlen, weil Jugendliche während des ersten Lockdowns auf dem Skatepark Allermöhe angetroffen wurden. Auf der Anlage gibt es keine Zäune, lediglich Zettel hatten auf die Sperrung hingewiesen.

SCVM: Zahlenschlösser gegen Vandalismus

Beim SCVM verwehren nun Zahlenschlösser an den Eingang den Zugang zur Sportanlage. „Bei uns wurde vor einiger Zeit ein Zelt, das unsere Wirtin aufgestellt hatte, komplett zerstört“, hat auch Adler schon Erfahrungen mit ungebetenen Gästen gemacht. Die Trainer sollen künftig verantwortlich dafür sein, wer während ihrer Übungszeiten die Anlage betritt. Für Montag hatte Adler daher extra eine Online-Konferenz mit allen Übungsleitern angesetzt. „Wir lassen uns von jedem Trainer schriftlich geben, dass er an der Einweisung teilgenommen hat“, betont der Fußball-Abteilungsleiter. Von Mittwoch an soll dann auch auf den Sportplätzen des SCVM der Ball wieder rollen, beziehungsweise sich in der Gruppe fit gehalten werden.

Regelmäßige Tests könnten teuer werden

Sorgen bereitet Adler hingegen die Aussicht, dass Kontaktsport in den kommenden Wochen an tägliche Tests aller Beteiligten geknüpft sein könnte. „Wir haben das für uns mal durchkalkuliert“, erläutert Adler. „Zieht man alle Sportarten im SCVM in Betracht, würde das den Verein pro Woche 50.000 bis 60.000 Euro kosten.“ Aumühles Handball-Trainerin Antje Kasemeyer-Strzysio glaubt daher auch nicht, dass eine solche Verordnung jemals in Kraft tritt. „Das ist doch völlig unrealistisch“, findet sie. „Solche Vorgaben passen auf den Profisport, aber nicht auf uns Amateure.“ So oder so erscheint sicher: Die Rückkehr zur Normalität dürfte für den Amateursport ein beschwerlicher Weg werden.