Hamburg. Die Anlage des SV Bergedorf-West gehört bisher nicht zu millionenschweren Umgestaltungsplänen im Quartier. Gibt es eine Chance?
Der Grandplatz am Ladenbeker Furtweg mag nostalgischen Charme besitzen. Doch ist der Belag total heruntergespielt und mit fiesen Löchern durchsetzt. Vor allem auf der Seite der Trainerbänke sprießen Unkraut und Gras aus der roten Erde. Fußballspiele sind hier stark gesundheitsgefährdend.
Nicht viel besser sieht die sonstige Ausstattung des SV Bergedorf-West (BeWe) aus: Der Umkleide-Backsteinbau des SV BeWe bietet zwar „interessante“ Graffiti-Motive, gleicht aber einer Bruchbude, die häufiger von Randalierern angegangen wird. Und der Flachdachbau des Pavillon 5 („P5“) hinter dem Ballfangzaun wurde von vielen Vereinen und Institutionen genutzt. Der integrierte Gemeinschaftsraum galt bis zur Schließung wegen Corona als der Treffpunkt des Stadtteils.
SV Bergedorf-West: Sportanlage wird nicht umfangreich saniert
Ein Quartier verändert sich, die Sportler schauen bisher zu: Die BeWe-ler haben die Befürchtung, „dass wir vergessen werden“, bringt es der 1. Vorsitzende des Klubs Waldemar Meya, auf den Punkt. Denn ihre Sportanlage ist nicht Teil der umfangreichen Umgestaltung des neuen Quartierzentrums Bergedorf-West, die für 100 Millionen Euro zwischen S-Bahnstation über Werner-Neben-Platz bis hin zum Bille-Hochhaus realisiert werden soll. Das Architekturbüro KPW Papay Warnke und Partner hat dazu bereits erste Pläne gezeigt.
Schon vor Corona war die Sportplatzqualität schlecht und irgendwas am Umkleidehaus eigentlich immer kaputt. „Uns sind komplette Mannschaften abgewandert, der Platz ist viele Monate im Winter nicht bespielbar“, so Meya über die fehlende Attraktivität seines Vereins. Der Herzenswunsch wäre ein Kunstrasen, von dem viele der 5400 Bewohner von Bergedorf-West für verschiedene Arten der Freizeitgestaltung profitieren könnten.
335 Angler nutzen das P5 mit als Vereinsheim
Trotz allem Verfall: „Das hier ist jeden Freitagabend der Treffpunkt des Quartiers“, konkretisiert Meya abermals die Bedeutung des Sportplatzes und erinnert sich an die Heimspiele der 1. Fußball-Herren. An Freitagabenden kamen konstant 100 Zuschauer zusammen. Meya sagt mit großer Sorge: „Wenn es unseren Sportplatz nicht mehr gibt, dann verliert der Stadtteil seinen Charakter.“
Der Vorsitzende der Arge sowie Chef des Anglervereins Bergedorf-West/Allermöhe, Werner Kleint, ist der gleichen Meinung. 335 Angler nutzen das P5 mit als Vereinsheim – weshalb Kleint eine modernisierte Variante des Flachdachbaus begrüßen würde. Er erklärt aber auch, warum sich auch die Angler einen aufgewerteten Sportplatz wünschen: „Dann können wir hier das sogenannte „Casting“, den Zielwurf mit der Angel, umsetzen.“
Es muss schnell etwas geschehen - und es wird teuer
Nun holten sich Meya, Kleint und Peter Feyl (2. Vorsitzende des SV Bergedorf-West) mit dem CDU-Duo Karl Woller und Lars Dietrich zwei Vertreter aus der Politik zur Ortsbegehung der Anlage hinzu, um mögliche nächste Schritte zu besprechen und sich öffentlichkeitswirksam in Erinnerung zu bringen. Sie sind sich alle einig: Es muss schnell etwas geschehen – und es wird teuer werden.
Ein Neubau inklusive Kunstrasen dürfte die Eine-Millionen-Euro-Marke überspringen. Eine Co-Finanzierung ist durch Rise-Mittel (Rahmenprogramm Integrierte Stadtentwicklung) aber sehr sicher, weil dort viele Millionen Euro verfügbar sind.
Die Idee Dietrichs, den Platz um 90 Grad zu drehen, die alten Umkleiden ganz verschwinden zu lassen und sie neben anderen Einrichtungen „zeitgemäßer“ im sanierten P5 unterzubringen, kommt hingegen bei Anglern und Sportlern nicht gut an. Dietrichs Intention dabei: Mehrere Endverbraucher einer Gesamtanlage könnten definitiv mehr „Zusatznutzen“ vermitteln als ein einzelner Sportverein. Werner Kleint gibt den Zweckoptimisten: „Ich habe schon den Eindruck, dass man uns auf der Rechnung hat.“