Hamburg. Wer wenig fährt, für den lohnt sich die Nutzung eines Nachbarschaftsautos. In Lohbrügge gibt es jetzt mit dem E-Auto bereits zwei.

Mal eben mit dem Auto zum Möbelhaus, über Weihnachten zur Familie oder in den Urlaub – wer meint, das gehe nur mit dem eigenem Wagen, liegt nicht ganz richtig: Mit Carsharing-Angeboten, wie in Lohbrügge oder am Bahnhof Bergedorf, möchten Politik und Unternehmen auf eine nachhaltigere Alternative aufmerksam machen. Und mit mehr „Nachbarschaftsautos“ vom Fokus auf den eigenen Wagen ablenken. So wurde am Dienstagvormittag der neue Renault Zoeam Binnenfeldredder 30 eingeweiht. Mit etwas Verspätung – denn eigentlich ist er schon seit sechs Wochen im Einsatz.

Carsharing jetzt auch mit einem Elektroauto

Es ist bereits das zweite Carsharingauto in dem Quartier – und sogar mit Elektroantrieb. Vor allem die Menschen in den Wohnungen der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille sollen das Angebot gemeinsam nutzen können. 350 Wohneinheiten hat die Baugenossenschaft derzeit im Umkreis des Binnenfeldredders vermietet.

„Mit dem Neubau in der Sterntwiete kommen noch 86 weitere hinzu“, so Markus Tanne, Vorstand der Genossenschaft. Für sie alle soll das zweite „Nachbarschaftsauto“ eine Erleichterung in puncto Mobilität sein. Aber auch andere Menschen, die im Umkreis von einigen Kilometern wohnen, können das Auto nutzen.

Lohnt bei einer Fahrleistung von weniger als 10.000 Kilometern pro Jahr

„Ein Elektrowagen, der von mehreren Haushalten genutzt wird, das ist wirklich nachhaltig “, meint Tanne. Das Ziel sei es, so mehr Menschen zu motivieren, sich per ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß fortzubewegen und das Auto nur noch zu nutzen, wenn es wirklich nötig ist. „Die meisten Orte sind mit den ­öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, aber eben nicht alle“, meint Carsten Redlich, Prokurist der cambio Hamburg CarSharing.

In diesem Fall komme das Gemeinschaftsauto ins Spiel. Und auch im Portemonnaie sei der Unterschied zu spüren: „Es lohnt sich auf Carsharing umzusteigen, wenn man mit dem eigenen Auto weniger als 10.000 Kilometer im Jahr fährt“, so Redlich. Die Pkw in Lohbrügge kosten zwischen 50 Cent und 4,40 Euro die Stunde – je nach Modell und Tageszeit. Dazu kommt ein Kilometerpreis, der bei knapp 30 Cent liegt. Wer monatlich drei Euro Grund­gebühr zahlt, fährt etwas günstiger.

Angebot wird bereits gut genutzt

Bisher wird das Angebot gut genutzt: Mit den beiden Autos am Binnenfeldredder – vorwiegend natürlich mit dem älteren – seien innerhalb der vergangenen zwölf Monate bereits 41.000 Kilometer zurückgelegt worden, weiß Carsten Redlich. 91 Fahrer seien angemeldet, pro Tag würden ein bis drei Fahrten notiert.

Schließlich ist das Angebot recht flexibel: Das Auto kann schon bis zu einem Jahr im Voraus und für einen Zeitraum bis zu drei Wochen gebucht werden. „Ein Anwohner ist mit dem größeren Wagen über 2000 Kilometer in den Urlaub gefahren“, so Redlich. Aber auch spontane Ausflüge seien natürlich möglich. „Wenn die Nachfrage steigt, werden wir auch mehr Angebote in Bergedorf schaffen“, meint Redlich.

Mobilitätsprojekte regen Bürger zum Nachdenken an

Für den Bezirk sei das ein weiterer Schritt in Richtung Verkehrswende, so Sebastian Kloth, Leiter Stabsstelle für Klimaschutz im Bezirksamt Bergedorf. „Wie der Versuch mit den autonomen E-Moin-Bussen zeigt, probieren die Menschen so etwas aus und werden dazu angeregt, vielleicht ihr Verhalten zu ändern.“

Das neue E-Auto ist ein Kooperationsprojekt: Neben der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille und dem Carsharing-Anbieter sind auch die VHH und das Bezirksamt daran beteiligt.

Wer eine Fahrt wagen möchte, muss sich mit seinem Führerschein anmelden. Zum Beispiel im VHH-InfoShop im Bahnhof Bergedorf oder auf der Website www.cambio-CarSharing.de. Reserviert werden kann der Wagen über die Cambio-App oder per Telefon unter 0421/794 66 43. Anschließend kann der Mieter mit einer zuvor erhaltenen Karte sowie einem PIN das Auto öffnen.