Hamburg. Kiebitze sind aktuell in Schwärmen zu erleben. Sie pausieren auf den Wiesen in Kirchwerder während ihres langen Flugs.

Kiebitze aus dem Norden ziehen in ihre Überwinterungsgebiete und pausieren auch auf den Wiesen in Kirchwerder. Dieses Jahr war ihr Einflug drei Wochen früher als vergangenes Jahr am 13. November. Mehr als 120 Kiebitze landeten auf demselben Feldstück, das vergangenes Jahr brach lag und dieses Jahr gerade geeggt wurde. Sobald der Traktor parallel an den Kiebitzen vorbeifuhr, flog der Schwarm auf und kehrte mit geringfügig größerem Abstand wieder auf den vorbereiteten Acker zurück.

Die Kiebitze schienen von ihrem langen Flug doch recht erschöpft und steckten ihren Kopf unter die Flügel, um zu ruhen. Den Kiebitzen folgten Stare, die sich am Rand der Rastenden niederließen. Einen Tag später folgte ein Schwarm von 25 Kiebitzen um die Mittagszeit am Fersenweg.

Vögel aus dem Norden machen Zwischenstopp in Kirchwerder

Die Landung des Schwarms gelang unmittelbar neben einer Vielzahl von grasenden Graugänsen. Wenig später gesellten sich Stare hinzu. Rückwanderungen der Kiebitze aus Nord- und Osteuropa konnten bereits kurzzeitig im August beobachtet werden. Sie werden möglicherweise an der Westküste der Niederlande, Spaniens oder auch in Großbritannien überwintern. Kiebitze, die sich noch im Osten gemausert haben, ziehen im Oktober und auch im November in südliche Gefilde um das Mittelmeer, ebenso in den Nahen Osten und nach Südwestasien.

Von Jahr zu Jahr weniger Brutpaare auf den Kirchwerder Wiesen

Dr. Ute Meede
Dr. Ute Meede © Unbekannt | meede

Auf den Kirchwerder Wiesen waren auch dieses Jahr weniger Brutpaare als in den Vorjahren. Die Kiebitzart gehört zu der Familie der Regenpfeifer und ist ein Watvogel, der in früheren Zeiten häufig auf Vordeichflächen, Marschwiesen und in unseren Weidelandschaften brütete. Bewundert werden die spektakulären Balzflüge der Kiebitze mit ihren Sturzflügen. Mit diesen Flügen festigen sie nicht nur die Partnerbindung, sondern verteidigen sie auch ihr Revier. Im Herbst, während der Anflüge auf die Rastplätze, sind Kiebitze bereits von Weitem zu erkennen: Die abgerundeten, paddelförmigen, breiten Flügel mit den schwarzen und weißen Anteilen des Gefieders und die recht gemächlichen Flügelschläge sind charakteristisch.

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22 Rastplätze für Kiebitze befinden sich in Deutschland

Der Kiebitz war im vorigen Jahrhundert so häufig, dass die Bodennester von Menschen teilweise oder gänzlich geplündert wurden. Die Eier galten als Delikatesse und fanden auch bei Ei-Sammlern noch in diesem Jahrhundert Interesse. Erst 2015, als der Kiebitz-Bestand global bedroht war, wurde die Art auf die internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt. Für den Rückgang in den Vierlanden brütender Kiebitze könnten häufige Mahd der Wiesen und damit zusammenhängende Bodenverdichtung verantwortlich sein.

Kiebitze suchen nach Insekten, deren Larven, Würmer, Schnecken und andere Wirbellose, selten nehmen sie auch Samen auf. In Westeuropa wird während der Zugzeiten die Anzahl der Kiebitze auf den Rastplätzen gezählt. Die 46 Rastplätze sind für die noch verbliebenen etwa 20.000 Kiebitze überlebenswichtig. 22 dieser Rastplätze befinden sich in Deutschland. Sie bilden einen Schwerpunkt in der Zugbewegung der Vögel. Ende Februar, Anfang März kehren Kiebitze zu ihren Brutplätzen zurück und bleiben dann vielleicht auch zum Brüten in den Vier- und Marschlanden.