Bergedorf. Anstoß ist zurück: In den drei Wochen bis zum Punktspiel-Beginn stellen wir die Vereine von der Oberliga bis zur Kreisliga vor.

Sie spielen wieder! Drei Worte nur, doch für die Amateurfußballer im Heimatgebiet bedeuten sie die ganze Welt. Nach monatelanger Pause wegen der Corona-Pandemie beginnt am kommenden Wochenende der Pokalwettbewerb. Mitte August folgt dann der Start in den Ligabetrieb. Der Heimatfußball ist zurück im Rampenlicht!

Dassendorf-Coach Richter: „Aufgabe schwerer denn je“

Auf ein Neues also! Doch wie im vergangenen Herbst, als nach wenigen Wochen mit dem „Wellenbrecher-Lockdown“ alles schon wieder vorbei war, schwingt auch dieses Mal die bange Frage mit: Wird der Neustart des Amateurfußballs von Dauer sein? Werden die ausgetragenen Spiele auch tatsächlich zählen, oder müssen die Wettbewerbe erneut abgebrochen werden?

Es ist nicht leicht, sich als Sportler unter solchen Umständen zu motivieren, zumal nicht alle die Zwangspause gleichermaßen fit überstanden haben dürften. „Die Aufgabe für uns als Trainer ist schwerer denn je“, ist sich Jean-Pierre Richter, Coach des Oberliga-Serienmeisters TuS Dassendorf, bewusst. „Bis Ende März haben wir uns praktisch gar nicht gesehen“, führt Richter weiter aus. „Da gab es natürlich viele zwischenmenschliche Themen, mit denen wir zu kämpfen hatten. Aber die meisten unserer Spieler haben ihr Kapital – ihren Körper – sehr gut auf Stand gehalten.“ Angesichts der Unsicherheit rund um die Pandemie drängt der Dassendorfer Übungsleiter auf einen möglichst dichten Zeitplan in den kommenden Wochen: „Wir sollten alles ausschöpfen, was möglich ist.“

Nach 498 Tagen sind wieder Pflichtspiele vor Zuschauern erlaubt

Genau 274 Tage ist es her, dass im Heimatgebiet zuletzt ein Punktspiel ausgetragen werden konnte. Noch sehr viel länger, nämlich 498 Tage, haben die meisten Clubs kein Pflichtspiel mehr vor Publikum abhalten dürfen. Nun hat sich die Lage entspannt. Momentan sind bis zu 650 Zuschauer pro Partie erlaubt, was für die Clubs im Heimatgebiet natürlich locker ausreicht. Entsprechend groß ist nach den ersten Testspielen nun die Vorfreude auf die Saison. Auch bei uns. Deshalb wollen wir in den kommenden drei Wochen bis zum Punktspiel-Start in unserer „Anstoß“-Serie die Vereine von der Oberliga bis zur Kreisliga vorstellen. Den Anfang macht in der morgigen Ausgabe der SV Curslack-Neuengamme. Wie haben die Teams die lange Zeit des Wartens überstanden? Welche personellen Veränderungen hat es gegeben? Wie soll die neue Spielzeit ablaufen? Mit welchen Zielen gehen die Mannschaften in die Saison, und wer soll künftig dabei den Ton angeben? Die Antworten gibt es in den kommenden Wochen in unserer „Anstoß“-Serie. Und keine Sorge: Natürlich finden auch zweite und dritte Mannschaften, sofern sie mindestens in der Kreisliga spielen, dabei Berücksichtigung.

Lauftraining am Sonntagmorgen um halb acht

Ihren größten Sieg haben die Aktiven dabei wohl schon erreicht. Monatelang drängten sie gegenüber der Politik auf eine größere Wertschätzung des Sports. Einzelne Protagonisten wie der Glinder Jugendtrainer Jörg Bremer wurden darüber so bekannt, dass sie sogar von Radiosendern zu Interviews eingeladen wurden. Jetzt kehrt die Normalität zurück. Gerade steht der 2005er-Jahrgang des TSV Glinde, den Bremer trainiert, vor seinem traditionellen Trainingslager in Dänemark. „In erster Linie bleibt es unsere Aufgabe, unseren Jungs und Mädels überhaupt wieder eine Perspektive zu bieten“, bleibt Bremer vorsichtig.

Auch Thorsten Beyer, Herren-Trainer beim Bezirksligisten SC Vier- und Marschlande, hat ein sehr junges Team und war daher während der Pandemie sehr darauf bedacht, die Gruppe zusammen zu halten. Einzeltraining mit Abstand, aber das gemeinsam, so lautete das Konzept. „Wir haben uns zum Teil sonntags morgens um halb acht im Öjendorfer Park zu Laufeinheiten getroffen, weil dort erst ab 10 Uhr die Maskenpflicht galt“, schildert Beyer. Er vermutet, dass in den kommenden Wochen viele Clubs, die das Soziale vernachlässigt haben, stark zu kämpfen haben dürften. „Ich bin beispielsweise erschüttert, wie viele Testspiele zuletzt abgesagt wurden“, führt Beyer aus.

Auch für Dassendorf-Coach Richter ist die soziale Seite des Sports von zentraler Bedeutung. „Oft ist man doch in einem Hamsterrad“, erinnert er. „Es geht morgens zur Arbeit, danach folgt der übliche Tagesablauf. Ich hoffe, dass die Abwechslung, die der Sport dabei bietet, künftig angemessen berücksichtigt wird.“