Bergedorf. Schüler werden durch Corona vor neue Herausforderungen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz gestellt.
Die Pandemie hat auch auf dem Ausbildungsmarkt ihre Spuren hinterlassen, weiß Rolf Macele, Leiter der Agentur für Arbeit in Bergedorf, zu berichten. Eins hat sich jedoch nicht geändert: „Der Ausbildungsmarkt ist nach wie vor ein Bewerbermarkt.“ Die Zahl der angebotenen Stellen übersteigt wie in den Vorjahren die Zahl der Bewerber. Jedoch ist der Bewerbungsprozess schwieriger geworden.
Die Zahlen für ganz Hamburg und den Bezirk Bergedorf unterscheiden sich allerdings. Für den Stadtstaat kommen 1,4 Stellen auf einen Bewerber. Die Februar-Statistik weist 6838 freie Berufsausbildungsstellen und 5037 Bewerber aus. Anders sieht das Verhältnis für Bergedorf aus. Dort kommen zwei Bewerber auf eine Stelle. 289 gemeldete Ausbildungsstellen liegen der Arbeitsagentur vor, 622 Bewerbende sind registriert.
Wer in Zeiten von Corona sucht, muss noch beweglicher sein
Bergedorfer Schulabgänger sollten deswegen aber noch nicht pessimistisch in die Zukunft blicken. „Sie müssen allerdings beweglicher sein“, sagt Axel Ostenberg, Teamleiter in der Jugendberufsagentur. Sie sollten bereit sein, für einen Ausbildungsplatz täglich nach Hamburg oder ins nahe Reinbek zu fahren. Dabei würden sie sich in großer Gesellschaft befinden. Von den mehr als eine Million Arbeitnehmern in Hamburg pendeln etwa 300.000 aus dem Umland ein, rechnet Ostenberg vor.
Die Ausbildungssituation in Bergedorf hat für Macele auch etwas mit der hiesigen Wirtschaftsstruktur zu tun. Zwar gibt es große Ausbildungsbetriebe wie Hauni Maschinenbau und die Heinz Herenz Medizinalprodukte in Lohbrügge, doch die Mehrzahl der Azubi-Stellen werden von kleineren, hauptsächlich handwerklichen Betrieben gestellt. Und bei diesen Firmen sei die Unsicherheit groß, wie es weitergehe, so Macele.
Wer einen Ausbildungsplatz sucht, braucht auch einen „Plan B“
Der Leiter der Bergedorfer Agentur für Arbeit weist deswegen auf das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ hin. So gibt es für jeden Ausbildungsplatz 2000 Euro, für jeden zusätzlichen Platz 3000 Euro sowie Zuschüsse für Firmen, die Azubis aus insolventen Firmen übernehmen.
Corona erfordere eine größere Flexibilität von den Ausbildungsplatzsuchenden, erklärt Ostenberg. Wenn es mit dem ersten Wunsch nicht klappt, sollte ein „Plan B“ vorhanden sein. Nach wie vor oben auf der Wunschliste stehen die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, zum Tischler oder Verkäufer sowie Ausbildungen im Büromanagement, im kaufmännischen und medizinischen Bereich.
Per Handyvideo den zukünftigen Ausbildungsbetrieb kennenlernen
„Dort gibt es unheimlich viel Konkurrenz“, so Ostenberg. Weniger beliebt seien Hotellerie und Gastronomie. Das sei häufig eine Imagefrage. „Wichtig ist die Motivation des Bewerbers.“
Einen „digitalen Schub“ habe Corona für den ganzen Ausbildungsmarkt gebracht, sagt der Fachmann. Das beginnt bereits bei den digitalen Praktika, denn das Reinschnuppern in den Betrieb ist derzeit häufig nicht möglich. Ein Azubi geht etwa mit der Smartphone-Kamera durch den Handwerksbetrieb und erklärt.
Agentur für Arbeit hat digitales Informationsangebot massiv ausgebaut
Auch die Agentur für Arbeit hat ihr digitales Angebot ausgebaut (www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung). Dazu gehört auch, dass Influencer auf Youtube und anderen sozialen Netzwerken informieren. Während ältere Menschen mit dieser Form eher fremdeln, kommt das bei den Schülern gut an, weiß Rolf Macele.