Oststeinbek. Nach einer guten Vorbereitung will der OSV trotz seiner Schwäche bei Standardsituationen mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Nach dem ersten Pflichtspiel seit Monaten klang Simon Gottschling genervt. „Wir haben es nicht gut gemacht. Es war ein Muster ohne Wert, eher eine weitere Trainingseinheit“, urteilte der Trainer des Oststeinbeker SV über das glanzlose 3:0 in der ersten Runde des Lotto-Pokals bei der vier Ligen tiefer spielenden Lauenburger SV (Kreisklasse B).

Doch auch wenn die Vorstellung nicht dazu angetan war, vor dem Saisonstart in der Fußball-Landesliga Euphorie am Meessen zu entfachen, zeigt sich Gottschling in diesen Tagen durchaus zuversichtlich. Trotz aller Probleme, die diese Zeit halt so mit sich bringt. „Wenn ich höre, was bei anderen Vereinen los ist, kann ich noch froh sein“, ist er überzeugt. „Man muss sagen, dass es eine gute Vorbereitungsphase war.“

Gute Jungs, die sich beim OSV gemeldet haben

Vor allem das Trainingslager in Scharbeutz habe das Team zusammengeschweißt. Gottschling, der in der Vergangenheit nicht selten eigene Spieler kritisierte, lobt nun die Gemeinschaft, die hohe Trainingsbeteiligung und seine charakterlich „feinen Jungs“.

Das gelte auch für die nun doch in den Kader zurückgekehrten Brüder Youness und Youssef Sbou, betont er. „Nachdem sie weg waren, ist zu viel Negatives auf uns eingeprasselt. Aber es sind gute Jungs, die sich bei uns gemeldet haben und zurück wollten. Sie sind immer da und immer engagiert.“ Manko: Es fehle schon fast „ein Drecksack“ im Team.

Neben den Sbou-Brüdern ist auch Argetim Kaba zurück am Meessen

Neben den zuletzt bei Fatihspor aktiven Sbous ist auch Argetim Kaba an die alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Vom ASV Hamburg brachte er Rathwan Al-Radi mit. Alle vier sind in Normalform eine klare Verstärkung für den OSV, der im Gegenzug nur wenige Leistungsträger abgab. Kevin Lauppe etwa schloss sich der HT 16 an, der offensivstarke Techniker Idris Alioua wechselte zum FSV Geesthacht.

Zwischen den Pfosten hat sich nichts verändert. Nachdem beide Keeper in der Vorbereitung zwischenzeitlich fehlten und beide ihre Einsätze bekamen, dürfte den Kampf um die Nummer eins wie im Vorjahr Shahin Ahmadi gewonnen haben. Der 30-Jährige strahlt fußballerisch und in der Strafraumbeherrschung mehr Sicherheit aus als der deutlich jüngere Jan Daniel Niedwetzki, dessen Stärken eher auf der Linie liegen.

Beim eigenen Turnier den Oberligisten Meiendorfer SV geschlagen

Die Mannschaft um Kapitän Dave Fehlandt zeigte in den Tests mehrfach geschlossene Mannschaftsleistungen, bei denen kaum einmal einzelne Spieler herausstachen oder abfielen. Beim eigenen Turnier gewannen die Stormarner gegen Oberligist Meiendorfer SV, später eine Partie gegen den Büchen-Siebeneichener SV aus der Landesliga Schleswig-Holstein.

Sogar das 0:4 gegen den Rahlstedter SC machte Mut. „In der ersten Halbzeit war es das Spiel, das ich sehen wollte, und das gegen den Titelfavoriten der Landesliga“, sagt Gottschling. Seine Schützlinge hatten zunächst auf Augenhöhe agiert. Erst nach zehn Wechseln fielen die Gegentore.

Trainer Gottschling: „Wir kreieren zu wenig Torchancen“

Doch es gibt auch Probleme. Im Kader fehlen Gottschling ein echter Linksverteidiger, ein hochgewachsener Innenverteidiger und ein Knipser. In den Tests und auch im Pokalspiel gegen Lauenburg offenbarte das Team noch hinten wie vorn Defizite. „Wir kreieren zu wenig Torchancen“, bemängelt der OSV-Trainer. „Es fehlt zu oft der letzte Pass, auch die Entschlossenheit Richtung Tor.

Wir wählen immer wieder die komplizierte Variante.“ Über die Schwäche bei gegnerischen Standardsituationen spricht der Coach gar mit Galgenhumor: „Die Ecken gehen bei uns wie durch Butter. Aber da haben wir ja immer Probleme. Vielleicht muss ich das auf meine Kappe nehmen.“

Zum Auftakt fordert der Trainer sechs Punkte

Als Saisonziel ruft der OSV den Klassenerhalt aus. „Darum geht es mit dieser jungen Truppe in erster Linie“, sagt Gottschling. „Denn Platz fünf oder sieben ist kein Ziel für mich, und Meister werden wir nicht.“ Das Auftaktprogramm könnte in der wegen Corona verkleinerten Staffel eine wichtige Rolle spielen.

Gegen Vorwärts-Wacker Billstedt und den Klub Kosova fordert der Trainer ohne Wenn und Aber zwei Siege. „Dann können wir mit sechs Punkten und mit breiter Brust gegen Staffelfavorit ASV Hamburg antreten“, blickt er voraus. „Bei den wenigen Saisonspielen wird man dann schnell sehen, wohin die Reise geht.“