Hamburg. Frustrierender Doppelspieltag: Die „Tontauben“ verlieren 1:12 gegen Rahlstedt und kaum 24 Stunden später 3:6 gegen Braunschweig.
Wie ein Häufchen Elend saß Julian Scholtysek nach der Auswärtspartie seines TTK Sachsenwald beim Rahlstedter HTC auf einer Turnbank in der Wandsbeker Sporthalle. Sein Gesicht vergrub der Mittelfeldakteur des Hockey-Zweitligisten im verschwitzten weißen Trikot. Ein paar Meter neben ihm hatte „Tontauben“-Kapitän Finn Dabelstein nicht minder frustriert Platz genommen, nachdem er zuvor seinen Schläger entnervt weggeworfen hatte.
Und wieder einige Schritte weiter verharrte Trainer Tobias Bremer wie zur Salzsäule erstarrt auf seinem Stuhl und blickte minutenlang regungslos ins Leere. Sie alle waren ob der desaströsen Vorstellung bei der 1:12-Pleite fassungslos. Sie waren vorgeführt worden von entfesselten Rahlstedtern, bei denen Stürmer Alexander Reek allein sechs Treffer erzielte.
Hallenhockey-Bundesliga: So wollte TTK Sachsenwald nicht absteigen
Was nun? „Wir haben uns am nächsten Tag zusammengesetzt und gesagt: Wenn wir schon absteigen, dann nicht so!“, schilderte Bremer. „Das war ganz schlimm: moralisch, spielerisch, konditionell und von der Art her, wie wir auf dem Feld miteinander umgegangen sind.“
Nur ein einziges Mal hatten die Wohltorfer in der 2. Bundesliga eine vergleichbare Blamage erlebt. Im Januar 2020 führten sie gegen den Braunschweiger THC mit 8:3 und verloren dann noch mit 8:13, nachdem sie innerhalb von 14 Minuten zehn Gegentreffer kassiert hatten.
Kurz vor Schluss gegen Braunschweig rauft sich das Team zusammen
Ironie des Schicksals, dass es für die Wohltorfer keine 24 Stunden nach der Rahlstedt-Partie ausgerechnet gegen diesen alten Angstgegner ging. Als Tabellenführer Braunschweig dann zehn Minuten vor Schluss in der Halle am Tonteich tatsächlich bereits mit 5:0 führte, musste es einem angst und bange um die Wohltorfer werden. Doch es war genau dieser Moment, in dem sich das Team endgültig wieder zusammenraufte.
„Wir haben mit allem dagegen gehalten, was wir können“, freute sich Bremer. Finn Dabelstein verkürzte mit zwei Treffern aus dem Feld heraus auf 2:5. Sechs Minuten vor Schluss nahm Bremer nun Torhüter Niklas Tanck vom Feld, und tatsächlich kamen die Hausherren mit einer Überzahl an Feldspielern durch ein Eckentor von Dabelstein auf 3:5 ran (57.).
Coach Bremer freut sich auf die Trainingswoche
So musste Braunschweig am Ende tatsächlich noch zittern. Doch in der Schlussminute laufen die Gäste bei einem Konter plötzlich aufs leere Tor zu. Da kommt Julian Scholtysek – ausgerechnet jener Julian Scholtysek, der am Tag zuvor noch ein Häuflein Elend gewesen war – und wirft sich ohne Rücksicht auf seine Gesundheit in den Schuss.
Er wehrt den Ball ab, aber natürlich irregulär. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Braunschweig zum 6:3-Endstand. Doch Coach Bremer ist das schon lange egal. „Wir haben bis zum Letzten gekämpft“, hebt er hervor. „Wir werden jetzt alles reinwerfen in diese Trainingswoche. Ich freue mich darauf, mit dieser Mannschaft zu arbeiten!“
So endete ein frustrierender Doppelspieltag für die Wohltorfer dann doch noch mit einem Happy End.