Bergedorf. Arbeit, Kinderbetreuung, Wohnungssuche, Ehrenamt: Wer dem Statistikamt Auskunft gibt, bekommt Geld. So kann man mitmachen.

Der Wunsch nach mehr Zeit ist weit verbreitet – und doch oft unerfüllbar. Und während bei einem der Tag 25 Stunden bräuchte, sucht der andere noch nach neuen Hobbys. Doch wie genau verwenden die Deutschen ihre Zeit – und für was genau? Das ist eine Frage, die jetzt in der bundesweiten Zeitverwendungserhebung (kurz ZVE) untersucht werden soll. Denn nur vermeintlich ist der Zeitvertreib der Deutschen eine nebensächliche Frage – ließe sich doch manches in der Gesellschaft optimieren, wenn es dazu genaue Erkenntnisse gäbe.

Also soll es nun eine Art Quotenstichprobe geben, bei der Daten von den Landesämtern erhoben und dann auf das ganze Land hochgerechnet werden. Das Statistikamt Nord, zuständig für Hamburg und Schleswig-Holstein, sucht hierfür noch freiwillige Teilnehmer – vorrangig Eltern und Selbstständige – die gegen eine kleine Geldprämie an der Studie teilnehmen. Die Idee ist es, einen größtmöglichen Überblick über das Zeitmanagement der Bevölkerung zu bekommen. Daraus könnten Maßnahmen abgeleitet werden, die das Zusammenspiel verschiedener Lebensbereiche erleichtern. So fand die letzte Zeitverwendungserhebung 2012/13 heraus, dass Frauen noch immer fünfzig Prozent mehr Care-Arbeit wie Hausarbeit oder Kinderbetreuung erledigen. Das Bundesfamilienministerium reagierte mit einem Bericht zur gleichwertigeren Verteilung jener unbezahlten Sorgearbeit, samt Handlungsvorschlägen.

Aktuell kostet die Suche nach einer neuen Wohnung viel Zeit

Aber wie halten es denn nun die Bergedorfer mit ihrem Zeitmanagement? David Menn, Programmmanager für die Körber Stiftung im Haus im Park, meint etwa, dass neben einem Vollzeitjob meist nur wenig Zeit für anderes bleibe. Auch der Lockdown hätte bei ihm nicht zu mehr Freizeit geführt: „Ich habe dann abends nur noch für meine Frau und mich gekocht“, sagt der 30-Jährige. Aktuell koste die Suche nach einer neuen Wohnung in Bergedorf viel Zeit.

Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben war auch für Regina Uhlig aus Bergedorf nicht immer leicht. Als alleinerziehende Mutter hat die mittlerweile 74-Jährige die Erziehung ihrer Kinder zwar gut gewuppt. Es sei aber „ein ständiges Jonglieren gewesen“, sagt sie.

Interessierte können sich im Internet für die Teilnahme registrieren

Anders bei Johann Berz. Der 74-Jährige hatte auch immer viel zu tun, aber weniger daheim: In Zeiten seiner Erwerbstätigkeit hätten er und seine Frau sich entschieden, dass sie für die Kinder zu Hause bleibe, erzählt er. In der Rente sei er dann „rastlos“ gewesen. Schließlich übernahm er 2019 die Geschäftsführung des noch jungen Begegnungszentrums im Park. „Manchmal ist das doch viel Arbeit“, gesteht der Bergedorfer. Dennoch stört ihn der Stress des Ehrenamtes nicht: „Ich bin aber zufrieden, habe es mir ja so ausgesucht“.

Häufig sind es in Deutschland die jungen Menschen, die zeitlich sehr gefordert sind und neben Job oder Studium wenig Freizeit haben. Sie müssen sich oft genau überlegen, wie sie ihren Tag aufteilen – während ältere Menschen eher von einem Ehrenamt in Anspruch genommen werden. Oder ist es doch ganz anders? Die Zeitverwendungserhebung soll Klarheit bringen. Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich im Internet unter www.zve2022.de informieren. Dann erfolgt eine Registrierung über einen Link.