Hamburg. Revierförster muss Tausende Bäume robuster Arten nachpflanzen. Aber: Noch vergleichsweise wenig Klimaschäden in Bergedorf.
Diese Einsätze tun Bergedorfs Revierförster Tim Laumanns persönlich weh: Zehn riesige Eichen, jede zwischen 200 und 300 Jahre alt, mussten in diesem Winter im Bergedorfer Gehölz gefällt werden. Obwohl im für Eichen besten Alter, wurden sie Opfer des klimabedingten Wassermangels. „Hochgerechnet auf zehn Jahre sind das schnell 150 imposante und für den Wald wichtige Bäume“, sagte der 54-Jährige im jüngsten Umweltausschuss der Bezirksversammlung.
2020 gab es in Bergedorf mal genug Niederschlag
Bisher sei die Lage im Gehölz und in Bergedorfs anderen Waldflächen, wie den Sander Tannen und dem Elbhang, allerdings noch vergleichsweise entspannt: „Nach drei trockenen Jahren gab es 2020 im Bezirk mal ausreichend viel Niederschlag“, sagt Laumanns. „Auch haben wir kaum Probleme mit dem Borkenkäfer und profitieren davon, dass viele unserer Waldareale schon sehr alt sind. Allen voran das Bergedorfer Gehölz, das seit über 500 Jahre durchgängig bewaldet ist.“ So sei eine pflanzliche Vielfalt samt nährstoffreichen Böden entstanden, die Bergedorfs Wald viel widerstandsfähiger mache als die sonst verbreiteten Kiefer- und Fichten-Monokulturen aus der Zeit der Wiederaufforstung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Weiter Wassermangel in der wichtigen Wurzel-Tiefe von zwei Metern
Laumanns Fazit: „Schreckensbilder von komplett braunen, abgestorbenen Waldflächen gibt es in Bergedorf nicht, zumindest vorerst. Aber das Sterben der Eichen, Buchen und Eschen ist auch bei uns längst ein Thema.“
Denn selbst wenn Bergedorf 2020 Glück hatte, dass hier – und zwar lokal nur hier – vergleichsweise viel Regen fiel, so sei der Boden in zwei Metern Tiefe, wo das Wurzelwerk vieler Baumriesen liege, weiter viel zu trocken.
14.000 Jungbäume im Bergedorfer Gehölz nachgepflanzt
Ein Problem, das Tim Laumanns und sein vier Forstwirte kleines Team viel Arbeit beschert. Denn neben der Beobachtung der Klimafolgen in Bergedorf und den weiteren betreuten Wäldern in Großensee, Ohe und am Geesthachter Elbhang wird mit Baumarten aufgeforstet, die Klimawandel trotzen sollen. „Im Bergedorfer Gehölz haben wir nach dem verheerenden Sturm vom Oktober 2017 großflächig Kirsche, Esskastanie, Douglasie und Roteiche angepflanzt. Insgesamt 14.000 Bäume“, rechnete Laumanns dem Umweltausschuss vor. Ob die das in sie gesetzte Vertrauen erfüllen, „müssen nun die kommenden 20 bis 30 Jahre zeigen“.
Förster Laumanns: „Jetzt Chance zur Aufforstung nutzen“
Ähnlich große Aufforstungen empfiehlt er für die besonders unter dem Klimawandel leidenden Kiefer- und Fichten-Monokulturen: „Sie waren vor 70 Jahren die einzige Chance, die weiten sandigen Brachen in Deutschland neu zu bewalden. Das ist ausgezeichnet gelungen und es war ohnehin absehbar, dass jetzt die Zeit ist, sie in Mischwald zu verändern“, sagt Bergedorfs Revierförster. „Einerseits machen die Folgen des Klimawandels diese Aufgabe unübersehbar. Andererseits ist jetzt aber auch die Sensibilität und nicht zuletzt das Geld vorhanden, das auch umzusetzen.“
150.000 Eichen und Buchen haben sich selbst ausgesät
Das Bergedorfer Gehölz hilft sich neben Laumanns Aufforstung übrigens in großen Teilen selbst: Überall sprießen unzählige junge Buchen und Eichen. „Sie haben sich selbst ausgesät und sind Zeichen, wie vital bis heute unsere Wälder sind“, freut sich der Förster, der diesen Nachwuchs natürlich stehen lässt. „Wo wir mit viel Aufwand 5000 Bäume pro Hektar pflanzen, zeigt die Natur, wie es eigentlich geht – und lässt auf gleicher Fläche 150.000 neue Buchen und Eichen sprießen.“