Bergedorf. Zwei Siege und ein zweiter Platz für den 16-jährigen Bergedorfer in Südfrankreich: „Mir fehlen die Worte!“

Chancengleichheit wird groß geschrieben in der Formel 4. Alle Fahrzeuge werden von den gleichen 160 PS starken Abarth-Motoren angetrieben, sind bis zu 240 Kilometer pro Stunde schnell, und alle Teams verwenden identische Pirelli-Reifen. Eine Materialschlacht wie in der Formel 1 gibt es hier nicht. Es kommt allein auf das Können der Fahrer an. Und der Beste in Europa nach den ersten Rennen auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet (Frankreich) ist ein Bergedorfer: Tim Tramnitz.

Dem Ferrari-Nachwuchs den Auspuff gezeigt

Der 16-jährige Schüler des Luisen-Gymnasiums wurde auf dem ehemaligen Formel-1-Kurs in Südfrankreich zunächst Zweiter im ersten Rennen und gewann dann die Rennen Nummer zwei und drei. Damit führt er nun die Gesamtwertung der italienischen Formel 4 an, die in Europa als anspruchsvollste Formel-4-Rennserie gilt. Denn zum einen sind hier 37 Rennwagen am Start, nicht nur 15 bis 20 wie in Deutschland, zum anderen mischen auch die Nachwuchs-Talente aus der Ferrari Driver Academy mit. Doch auch die mussten sich beim Saisonstart hinter Tramnitz einreihen. „Mir fehlen selber echt die Worte“, konnte es der Bergedorfer kaum fassen. „Ich kann noch gar nicht richtig glauben, was wir da als Team geschafft haben.“

„Wir“, das ist das Kerpener Team US Racing von Gerhard Ungar und Ralf Schumacher. Der Bruder von Formel-1-Legende Michael Schumacher hat einst in den 1980er-Jahren selbst den steinigen Weg aus den unteren Formel-Klassen in die Formel 1 geschafft. Tramnitz’ Mentor ist aber vor allem Gerhard Unger. „Er ist einer der erfolgreichsten Menschen im Motorsport. Von ihm habe ich viel gelernt“, sagt der 16-Jährige.

Formel-4-Piloten träumen vom Aufstieg in die Formel 1

Davon träumt auch Tramnitz, ebenso wie jeder seiner Formel-4-Konkurrenten. Doch sie alle wissen, es bleiben ihnen nur zwei, drei Jahre, um in der Formel 4 durch Erfolge auf sich aufmerksam zu machen. Danach ist der Zug abgefahren. Die Bergedorfer Motorsport-Hoffnung ist da auf einem guten Weg. Anfang November 2020 gewann Tramnitz mit 15 Jahren in der deutschen Serie in Oschersleben sein erstes Formel-4-Rennen. Daraufhin versuchte er sich im Dezember in der italienischen Serie und belegte auf Anhieb die Plätze acht und 13. Nun scheint er bereits seinen nächsten Entwicklungsschritt vollzogen zu haben und nimmt das gewonnene Selbstbewusstsein mit in die Saison.