Hamburg. Jörg Plagens machte eine fünfwöchige Reise in die Heimat seiner Frau. Er gilt als Fußball-Missionar, leistet Entwicklungsarbeit.
Noch wartet Jörg Plagens auf das Ergebnis des Derbys. Fotos von dem Match hat er bislang auch noch nicht. Am vergangenen Sonntag, als er mit seiner Frau Adjele (31) gerade im Flieger zurück aus Togos Hauptstadt Lomé nach Hamburg saß, standen sich die Schulmannschaften von Sanguéra und Baguida auf dem Fußballplatz gegenüber. 90 Minuten lang – und Plagens, der Fußball-Missionar aus dem Bergedorfer Bezirksamt, kann trotz des ausstehenden Endresultats behaupten, dass seine Entwicklungsarbeit in dem westafrikanischen Land langsam Früchte trägt.
Fünf Wochen lang wollten die seit fast genau drei Jahren verheirateten Jörg und Adjele Urlaub bei ihrer Familie machen – doch der 63-jährige musste natürlich nach dem sehen, was er bei seinen vier Reisen zuvor angestoßen hatte. „Natürlich kann ich das nicht lassen“, sagt der Fußball-Botschafter, der bei dieser Gelegenheit gleich haufenweise gestiftete Trikots, Shorts, Stutzen, Schuhe und Bälle von Profiklubs wie dem FC St. Pauli, Hertha BSC Berlin oder Holstein Kiel, von Amateurvereinen wie HT-16 – dort kickte und trainierte Plagens selbst – oder auch von Privaten an ehemalige Projektteilnehmer verteilte. Seit dem letzten Besuch vor zwei Jahren haben sich 15 Jugendmannschaften gegründet, die regelmäßig unter Anleitung trainieren.
Plagens ist im normalen Berufsleben Pumpenmeister für Fleete und Gräben
Plagens reiste dreimal im Auftrag des Senior-Expert-Service (SES) als ehrenamtlich Engagierter nach Togo. Der SES sucht genau solche lebenserfahrenen Typen wie Plagens, die einmal Abstand vom Berufsleben brauchen, um Projekte in fremden Kulturen voranzubringen. „Train the trainers“, also die Ausbildung von Fußball-Coaches, war eine wesentliche Maßgabe des SES-Programms. Zwar existieren in dem 7,6-Millionen-Einwohner-Land erste und zweite Liga, dahinter aber leider keine Vereinskultur. Bis der deutsche Fußball-Missionar die Dinge anschob, der im normalen Berufsleben Pumpenmeister für Bergedorfs Fleete und Gräben ist.
Laut Plagens gebe es nun in zahlreichen Dörfern „fußballfeldähnliche Spielflächen“ – nicht vergleichbar mit mitteleuropäischem Standard: „Deutsche Plätze sind so eben, da kannst du eine Wasserwaage aufstellen. In Togo spielen sie auf plattgetretenem Elefantengras oder auf Sand“, weiß Plagens, „manchmal gibt es von Spielhälfte zu Spielhälfte einen Höhenunterschied von fünf Metern. Aber es gibt ja zweite Halbzeiten.“ Jedoch ist eine Platzpflege bei den klimatischen Bedingungen – aktuelle Togo-Temperatur 32 Grad – auch nicht einfach.
Mehrtägige Quarantäne nach Besuch in Togo
Zum Glück für Adjele: Es blieb im Urlaub neben Fußball, Rundreisen und einem Empfang beim Deutschen Botschafter auch Familienzeit. „Ich war zwei Jahre nicht zu Hause, umso schöner war die Zeit. Ich habe so eine große Familie und habe gar nicht jeden Verwandten sehen können“, sagt Adjele Plagens. Die 31-Jährige lebt bei ihrem Mann in Hamburg-Horn seit 1. Februar 2019, spricht mittlerweile sehr gut deutsch und hat eine feste Arbeit als Köchin im Gymnasium Altona.
Weil die Schulen hierzulande aber pandemiebedingt geschlossen sind, muss Adjele wohl bis zum 15. März mit ihrem Job warten. Warten ist für die Plagens das Stichwort: Nachdem sie Togo nach einem negativen PCR-Test verlassen durften, verbringen sie nun eine mehrtägige Quarantäne in ihrer Horner Wohnung, bis ein weiterer Corona-Test bestenfalls negativ ausfällt.
Bereits drei Auslandsreisen - 31. Juli 2021 ist Ruhestand angesagt
Natürlich ist das Virus auch in Afrika ein Thema: „Maske tragen wird empfohlen, in öffentlichen Gebäuden und Transportmitteln sowie auf Märkten ist es zwingend vorgeschrieben.“ In Taxis dürfen zurzeit nur drei Personen gleichzeitig sitzen, „vorher saß man da häufig zu siebt drin“, berichtet Jörg Plagens, der sich so schnell wie möglich impfen lassen will, um mit sicherem Gefühl weitere fußballerische Missionen anzutreten. Drei Auslandsreisen hat der Mann, der übrigens am 31. Juli 2021 in den Ruhestand geht, noch für dieses Jahr eingeplant – nach Togo, Südindien und Malawi soll es gehen, um auch dort Trikots und Bälle zu verteilen, Trainer auszubilden und gegebenenfalls auch mal einen Sportplatz zu veredeln.