Lohbrügge. Kibele Acar soll für soziale Berufe begeistern und Netzwerke schaffen. Vernetzt und aktiv sowie Young Socials heißen die Projekte.
Über drei Jahre lief das Jobvermittlerprojekt „Mi4Mi“ der Bergedorfer Aleviten (BAKM) überdurchschnittlich gut, wurden insgesamt 242 Flüchtlinge beraten und ein guter Teil davon in Anstellung, Ausbildung oder Praktika vermittelt. Zum Jahresende wird das Projekt wohl enden – doch Bergedorfs Aleviten-Chef Alper Dogan macht sich nun zwei neue Ideen stark, um Migranten und Flüchtlinge in Lohn und Brot zu bringen: „Vernetzt und aktiv“ und „Young Socials“.
Das Gesicht dahinter ist eine junge Wirtschaftsjuristin: Kibele Acar sitzt als frisch ausgebildete Akademikerin im „haus brügge“ und treibt beide Projekte voran. „Vernetzt und aktiv“ ist ein Projekt des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), mit dem Netzwerke und professionelle Strukturen für Migranten geschaffen werden sollen, um in den hiesigen Arbeitsmarkt einzusteigen.
Soziale Berufe kommen aus mehreren Gründen für Geflüchtete infrage
Das Ziel der 27-Jährigen mit den „Young Socials“, das von der Aktion Mensch gefördert wird, ist dieses: Migranten und Geflüchtete im Alter von 18 bis 27 Jahre sollen „für soziale Berufe sensibilisiert, informiert und aktiviert“ (Kibele Acar) werden. Sie denke dabei speziell an Krankenpflege, an die Betreuung von Kindern und alten Menschen.
Soziale Berufe geraten aus mehreren Gründen für Geflüchtete in den Fokus. Oftmals haben die „Neuankömmlinge“ in ihrer Heimat bereits in dieser Branche gearbeitet Und Alper Dogan weiß, dass es hierzulande in Pflegeberufen, vor allem, was die Quantität anbelangt, hakt: „Hinzu kommt, dass es niedrigschwellige Berufe sind, bei denen du in Kontakt mit anderen Hemmschwellen abbauen und dich leichter integrieren kannst.“
Das Credo: „Menschlichkeit ist mir enorm wichtig“
Die Richtige für „Young Socials“ und „Vernetzt und aktiv“ zu finden, das war für Dogan nicht schwer: Kibele Acar gehört seit frühester Kindheit zur Gemeinschaft des BAKM mit ihren 230 Mitgliedern. Das Credo, das sie dort prägte: „Menschlichkeit ist mir enorm wichtig.“
Wann die ersten persönlichen Beratungen im „haus brügge“ beginnen können, ist aufgrund von Corona noch ungewiss. Wahrscheinlich wird dies erst in der zweiten Jahreshälfte möglich sein. Solange muss geworben werden, zum Beispiel für die „Young Socials“ über mehrsprachige Flyer. Acar kann auf deutsch, türkisch und englisch beraten. „Wo es sprachlich schwierig wird, sollen mir Ehrenamtliche helfen“, sagt sie.
Traum von einem vom BAKM betriebenen Kinderpflegestützpunkt
Und dann wäre da noch das Fernziel von „Vernetzt und aktiv“: Acar und Dogan träumen irgendwann von einem vom BAKM betriebenen Kinderpflegestützpunkt in Bergedorf. Gemanagt von Mitarbeitern, die von Kibele Acar einst für diesen Beruf begeistert wurden.