Vorwiegend mit Eigengewächsen und Spielern aus der Region wollen die Wohltorfer die Klasse halten. Das wird nicht leicht.
Wohltorf. Einmal am Hamburger Rothenbaum aufschlagen. Für den früheren Tennisprofi Philipp Hammer wurde dieser Traum am 20. Juli 2009 wahr. Damals durfte der Aumühler mit einer Wildcard in der Qualifikation zu den German Open ran. Dem Österreicher Stefan Koubek, der Nummer 151 der Welt, bot er einen großen Kampf, musste sich aber mit 3:6, 7:6 (7:5), 1:6 geschlagen geben und beim Eine-Million-Euro-Turnier die Segel streichen.
Trainer Jonscher: „Schwer einzuschätzen, wo wir stehen“
Knapp zwölf Jahre später schlägt Hammer nun am Sonnabend für den TTK Sachsenwald in der Herren-30-Bundesliga auf. Der 39-Jährige, der vor dreieinhalb Jahren vom Club an der Alster zu den „Bluebirds“ (Herren) wechselte, ist der große Hoffnungsträger beim Aufsteiger, der sich seiner Linie treu bleibt und auch im Oberhaus weitgehend darauf verzichten will, Gastspieler einzufliegen, wie es alle Liga-Konkurrenten regelmäßig tun. TTK-Coach Alexander Jonscher geht daher zwar mit viel Vorfreude, aber auch mit gemischten Gefühlen in die Saison. „Es ist schwer einzuschätzen, wo wir stehen“, betont er. „In der Regionalliga sind wir ja klar durchmarschiert, aber was das für die Bundesliga bedeutet, ist unklar.“
Lucas Leppin und Philip Lang rücken aus den Herren auf
Mit dem Franzosen Paul Gayroud steht bei den Wohltorfern nur eine Verstärkung aus dem Ausland im Kader. „Ihn werden wir vor allem dann einsetzen, wenn wir gegen Ende der Saison tatsächlich die Chance haben, die Klasse zu halten“, macht Jonscher klar. Zunächst aber sollen es vor allem die bewährten Kräfte aus den vergangenen Jahren richten. Sebastian Fitz, Stefan Heinkel und Alexander Breitkopf sind hier in erster Linie zu nennen. Außerdem sind mit Lucas Leppin und Philip Lang zwei sehr leistungsstarke Spieler altersmäßig in die Herren 30 hineingewachsen, die in der Bundesliga ebenfalls eine gute Rolle spielen können.
Gegner TC Wernigerode: Der kleinste Bundesliga-Verein
Im ersten Spiel der Saison geht es für Hammer und Co. zum kleinsten Verein der Liga, den TC Wernigerode in den Harz. „Wir haben 140 Mitglieder und noch nicht einmal eine Gastronomie. Das macht unsere Mannschaft alles in Eigenregie“, schildert Wernigerodes Teammanager Stephan Sterzik. Anders als die Wohltorfer setzen die Harzer jedoch massiv auf Hilfe aus dem Ausland: Vier Tschechen, zwei Polen und zwei Italiener stehen im Kader der Gastgeber. Kontakte, die über das große Herren-Turnier entstanden sind, die Harzer Volksbank-Open, das Wernigerode alljährlich ausrichtet und das in der Region seinesgleichen sucht. „Das sind keine typischen Legionäre“, betont daher Sterzik.
100-jähriges Jubiläum des TTK Sachsenwald steht an
Beim Saisonauftakt gegen den TTK ist Wernigerode jedoch stark ersatzgeschwächt. Das liegt daran, dass lange unklar war, ob die Bundesliga überhaupt gespielt wird. „Laienhaft und arrogant“, nennt Sterzik die Organisation durch den Deutschen Tennis-Bund: „Könnten wir mit voller Kapelle spielen, wären wir sicher Favorit. So aber stehen die Chancen pari.“ Den Wohltorfern wird es recht sein. In diesem Sommer feiert der TTK Sachsenwald sein 100-jähriges Bestehen. Ein Auftakt-Sieg in der Bundesliga wäre ein schönes Geschenk.