Dassendorf. Frank Flatau aus Wiershop will Hamburger Fußball-Verband neue Impulse verleihen. Es kommt zur Kampfkandidatur.
Eine Revolution im Hamburger Fußball-Verband? Diesen Gedanken weist Frank Flatau weit von sich. „Wir wollen dem Verband nichts Böses“, betont der 55 Jahre alte Sprecher der Initiative „Praxis Fußball“. Die vertritt rund ein Viertel der Vereine und strebt nun nach größerem Einfluss: Auf dem Verbandstag am 4. Juni bewirbt sich Flatau, der aus Wiershop bei Geesthacht stammt und Fußball-Abteilungsleiter bei der TuS Dassendorf ist, für den Vorsitz im Spielausschuss.
Es ist die Schlüsselposition für die Planung der kommenden Saison. „Es muss wieder deutlich werden, wer für wen arbeitet, nämlich der Verband für die Clubs“, fordert Flatau. „Wir brauchen eine bessere Kommunikation. Die Vereine müssen mit ins Boot geholt werden.“
Zweimal wurde eine Saison wegen Corona abgebrochen
Eine Kritik, die HFV-Sprecher Carsten Byernetzki nicht nachvollziehen kann: „Nach den Rückmeldungen, die wir aus den Vereinen bekommen haben, war das alles einwandfrei.“ Rückblende: Als im März 2020 die Corona-Pandemie eine Unterbrechung des Spielbetriebs erzwang, war die Saison 2019/20 nach wochenlanger Pause auf Beschluss der Vereine ohne Auf- und Abstieg abgebrochen worden. Gleichzeitig billigten sie auf dem Verbandstag im Sommer 2020 dem Spielausschuss weitreichende Entscheidungsbefugnisse zu, damit dieser in der Saison 2020/21 schnell auf Veränderungen im Pandemiegeschehen reagieren könnte. „Im Nachhinein war das wohl ein Fehler“, schätzt Flatau. Denn wieder vergingen nach dem Lockdown im November Monate der Ungewissheit, bis die Saison Anfang März schließlich abgebrochen wurde.
Künftig möchte Flatau schon im Vorhinein festlegen, wie bei welcher Entwicklung verfahren werden soll. „Es geht um Planungssicherheit für die Clubs“, betont er. Sollte sich der 55-Jährige in der Kampfabstimmung gegen Amtsinhaber Joachim Dipner (75) vom SC Victoria durchsetzen, käme das einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse im HFV hin zum Herrenfußball gleich. Denn die Initiative „Praxis Fußball“ besteht fast ausschließlich aus Vertretern des Herrenfußballs. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich schon einmal mit den Alten Herren, Senioren und mit dem Futsal beschäftigt haben. Das gehört beim Spielausschuss auch alles mit dazu“, gibt Byernetzki zu bedenken.
Von Null auf Hundert an die Spitze des Gremiums
Eines großen Rückhalts gerade im Bergedorfer Raum darf sich Flatau wohl sicher sein. „Es kann große Vorteile haben, jemanden wie Frank, der aus der Praxis kommt, im Spielausschuss zu haben. Er bekommt viele tagesaktuelle Entwicklungen mit“, schätzt beispielsweise Philipp Mohr, Sportlicher Leiter beim SV Altengamme. Gerald Grassé, Abteilungsleiter beim SV Nettelnburg/Allermöhe und Mitglied im Jugendausschuss des Norddeutschen Fußball-Verbandes, gilt hingegen eher als Kritiker der Initiative „Praxis Fußball“. „Ich bin hin- und hergerissen“, sagt er zur Bewerbung Flataus. „So von Null auf Hundert an die Spitze des Gremiums zu gehen, finde ich ziemlich extrem. Es kann aber den Vorteil haben, dass es alte Strukturen aufbricht.“