Reitbrook. Der Fuhrpark des Reitbrooker Milchhofs von Jan-Hendrik Langeloh wurde um ein Elektrofahrzeug erweitert. Es ist ein Prototyp.

Auch wenn auf dem Milchhof Reitbrook die vergangenen eineinhalb Jahre alles andere als leicht waren, hat Jan-Hendrik Langeloh nun einen großen Schritt gewagt: Ein Elektroauto ist als zehntes Fahrzeug nun im Einsatz. „Wir haben lange darauf herum gedacht, haben viel ausprobiert und es schlussendlich doch immer wieder verworfen. Vor allem aus Kostengründen“, sagt der Hof-Chef.

Seit 1999 liefert der Milchhof Reitbrook seine Waren bis an die Kunden-Haustür. Natürlich immer gut gekühlt. Eines der ersten Fahrzeuge damals: ein Renault Kangoo. Dann folgten mehrere Generationen und Größen von Volkswagen, neue Produkte kamen parallel hinzu: Joghurt, Eier und seit einiger Zeit auch selbst produzierter Käse gehören zum Sortiment.

Es war ein langgehegter Traum, ein E-Auto im Fuhrpark zu haben

Wo bisher immer der Diesel rattert, wenn die Fahrer die Produkte ausliefern, gibt es nun ein ruhiges Elektrosurren. Zudem ist der neueste Spross wieder ein Franzose: „Er passte als einziger in das Preisbudget. Denn der Fahrzeug-Akku ist nur gemietet, nicht gekauft. Damit haben wir eine Sorge weniger, sollte etwas einmal nicht funktionieren“, so Langeloh über seinen „ZE maxi“, der 40.500 Euro gekostet hat. „Inklusive Steuer und Kühlausbau. Das müssen wir erst einmal wieder einnehmen“, so der älteste Sohn von Ingrid und Gerd Langeloh, den Gründern des Milchhofs.

Immerhin: Wäre der Akku mitgekauft und nicht gemietet worden, wären noch einmal über 8000 Euro hinzugekommen. „Nun gehen aber sogar noch 6000 Euro Umweltbonus herunter“, freut sich der Unternehmer.

Ein E-Auto im Fuhrpark zu haben ist ein langgehegter Traum

Allein sechs Fahrzeuge halten die Reitbrooker vor allem für die Auslieferung an Privathaushalte vor. Sie sind kleiner als die restlichen vier, die als Klein-Lkw klassifiziert sind. Auch der Kangoo gehört nun zu den „Kleinen“, auch wenn er etwas länger ist als sein Schwestermodell. „Es ist ein langgehegter Traum, ein E-Auto im Fuhrpark zu haben. Das passt gut zu uns“, sagt Langeloh und spielt damit auf die Fotovoltaik-Anlage an, die auf einem der Gebäude verbaut ist.

Zwei Elektroanschlüsse hat das Fahrzeug: vorn für den Fahrantrieb, hinten für die Kühlung.
Zwei Elektroanschlüsse hat das Fahrzeug: vorn für den Fahrantrieb, hinten für die Kühlung. © Florian Büh | Florian Büh

Der selbst produzierte Strom wird nun genutzt, um die Auslieferungen teilweise durchführen zu können. „180 Kilometer reicht der Akku. Das ist in etwa so viel, wie unsere Angestellte mit diesem Auto in der Woche fährt. Ein zweiter Akku übernimmt dabei die Kühlung der Produkte. Der muss häufiger aufgeladen werden, da wir ja immer wieder die Tür öffnen, wenn wir beim Kunden sind. Dann muss der Kompressor wieder arbeiten“, erklärt Langeloh.

Akkus werden durch selbstproduzierten Strom gespeist

Der „Renault Kangoo ZE maxi“ ist, so wie er nun in Reitbrook steht und fährt, ein Unikat: „Wir sind Pionier auf diesem Gebiet und der Wagen ein Prototyp“, betont Langeloh und verrät: „Manches würde ich jetzt sogar wieder anders machen.“

Diese Art von Umbau haben weder Händler Rubbert (Neugraben) noch Ausrüster Stay Cool (Oststeinbek) bisher verkauft. „Zwei Jahre hatten wir die Idee. Trotz Corona haben wir uns im Herbst 2020 getraut, das Fahrzeug zu bestellen. Auch, weil wir durch die Situation mehr Privat- als Geschäftskunden beliefern.“

Schon nach wenigen Tagen im Einsatz gab es ausnahmslos positive Rückmeldungen: „Die Kunden finden, dass unsere Idee gut in die Zeit passt“, so Langeloh. „Unsere Milchfahrerin Ariane, die nun mit dem Fahrzeug unterwegs ist, hat sich bisher auch nicht beschwert“, auch wenn das Kühlaggregat auf dem Dach doch etwas lauter ist als bei den bisherigen Fahrzeugen des Fuhrparks. „Sie ist immerhin fünfeinhalb Stunden damit unterwegs. Aber sie hört eh gern Musik“, scherzt der Landwirt.

Wo die Elektrizität erzeugt wird, soll sie auch genutzt werden

Durch das neue Fahrzeug steigt auch die sogenannte Selbstnutzungsrate der Sonnenkollektoren auf dem Dach des Milchhofes auf etwa 80 Prozent. So, wie es – auch aus der Sicht des Landwirts – sinnvoll ist: „W0 die Elektrizität erzeugt wird, sollte sie auch genutzt werden und nicht durch Leitungen erst verteilt werden müssen“, erklärt Jan-Hendrik Langeloh.

Leider jedoch sei keines der Gebäude so gebaut, dass es für den Sonnenstand optimal wäre. So müsse doch oft Strom hinzugekauft werden. Nun werden die kommenden Monate zeigen, ob sich das Sonderfahrzeug im Alltag bewähren kann.