Bergedorf. Nachbarn kritisieren die dichte Bebauung am Weidenbaumsweg. Warum sie sich über die vorangegangene Bürgerbeteiligung ärgern.
Sieht so eine ernst gemeinte Beteiligung der Bürger aus? Die Nachbarn des künftigen Weidensteg-Viertels in Bergedorf zweifeln: Immerhin 42 Einwände und kritische Stellungnahmen erreichten das Rathaus, als die Pläne sechs Wochen lang öffentlich auslagen – geändert hat sich indes wenig: Noch immer sind am südlichen Ende des Weidenbaumswegs fünf bis sieben Stockwerke hohe Wohnblöcke für bis zu 1500 Menschen geplant.
„Das Bezirksamt Bergedorf hat sich viel Mühe gegeben, alle Einwände abzuwehren“, heißt es seitens der Interessengemeinschaft Glasbläserhöfe, die eine weit weniger dichte Bebauung wünscht und auf eine Schrumpfkur gehofft hatte. Sprecher Oliver Bödeker: „Es frustriert, dass Bürgerbeteiligung als wichtiges Element demokratischer Kultur nur formal abgearbeitet wird.“
Wohngebiet Weidensteg in Bergedorf: Mittwoch berät der Stadtentwicklungsausschuss
Am Mittwoch steht die „Zustimmung zum Planentwurf B 113“ auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses. 326 Seiten umfasst die Drucksache zum Bau von 710 Wohnungen, einem Nahversorgungszentrum und einem Kindergarten. Dies sei „gewünscht und erforderlich“, heißt es in der Vorlage des Bezirksamtes über die Bebauungsdichte – und verärgert die 500 Bürger, die sich an einer Online-Petition beteiligt hatten. Sie fordern mehr Frei-, Spiel- und Erholungsflächen, betonen Wohnwert- und Umweltaspekte und befürchten eine Zunahme des Verkehrs.
Keineswegs wolle man grundsätzlich eine Bebauung verhindern, aber eine zukunftsorientierte Stadtplanung könne nicht darauf setzen, „dass die künftigen Bewohner auf ein Auto verzichten, also zu Fuß oder radelnd zum Bahnhof kommen“, sagt Oliver Bödeker, der nun einen Brief an alle Fraktionen und die Bezirksamtsleitung geschickt hat. Tenor: Masse statt Klasse dürfe nicht das Ziel an der Schleusengraben-Achse sein, die Interessengemeinschaft sei nicht nur vom Ergebnis, sondern auch vom Beteiligungsverfahren enttäuscht.