Bergedorf. Bei gutem Wetter ist dort „bis zu dreimal pro Woche“ Party, klagen Anwohner in Bergedorf. Ist ein Alkoholverbot geplant?

Immer wenn bei Sonnenuntergang das Wetter gut, die Luft mild ist, legen sich Sorgenfalten auf die Stirn von Stefanie Gotthardt und ihren Nachbarn am Schillerufer: Wird gleich wieder das Partyvolk anrücken und ihnen mit lauter Musik und zunehmend besoffenem Gegröle bis in den frühen Morgen den Schlaf rauben?

„Im Sommer passiert das mitunter dreimal in der Woche“, beschreibt die 37-jährige Anwohnerin aus der Ernst-Mantius-Straße. Bis zu 40 junge Menschen treffen sich dann – meist in mehreren Kleingruppen –, um im Park beim Bille-Bad zu feiern. „Sie bringen auf Fahrradanhängern kräftige Bluetoothboxen mit, einmal hatte einer sogar eine Autobatterie dabei. Die bietet wohl länger Strom als die gängigen Akkus der Geräte.“

Anwohner fordern Alkoholverbot in der Partyzone am Schillerufer

Die Finanzreferentin bei der Handelskammer weiß von Nachbarn bei ihr im Haus, darunter eine junge Familie, die es dort mit dem nächtlichen Lärm nicht lange aushielten. Nach weniger als einem Jahr zog sie entnervt wieder aus. Auf der anderen Seite des Parks, an der Chrysanderstraße, platzte angeblich sogar ein Hausverkauf, weil ein Nachbar den Kaufinteressenten geraten hatte, doch einmal zu später Stunde vorbeizuschauen. Beeindruckt von der nächtlichen Druckbeschallung sollen sie dann doch lieber woanders gekauft haben.

„Ich verstehe ja, dass junge Menschen gerade zu Corona-Zeiten an frischer Luft ihre Treffpunkte brauchen“, sagt Stefanie Gotthardt. „Aber diese Leute übertreiben es mit der Lautstärke.“ Mehrfach schon riefen sie oder andere Anwohner die Polizei. Die kam dann meistens auch, löste die Versammlungen auf. Bis zur nächsten Party.

Nächtliche Partygänger weichen vom Schlosspark ans Schillerufer aus

Zweimal ging Gotthardt auch gegen Mitternacht zu den jungen Leuten hinunter, suchte das Gespräch. „Da sagten mir zwei Mädchen, der Platz sei auch deswegen so beliebt, weil hier kein Alkoholverbot besteht wie im Schlosspark.“

Bei Bergedorfs und Hamburgs Behörden stößt das Lärmproblem bislang auf taube Ohren. „Auffälligkeiten, wie zum Beispiel das vermehrte Antreffen von feiernden Jugendlichen, die ruhestörenden Lärm verursachen, sind dem zuständigen Polizeikommissariat 43 nicht bekannt“, heißt es etwa in der Antwort des Senats auf eine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator.

Alkoholverbot am Schillerufer muss die Bezirksversammlung beschließen

Vereinzelt sei es zu polizeilichen Einsätzen wegen Ruhestörung gekommen, das Schillerufer stelle in dieser Hinsicht aber keinen Brennpunkt dar. Eine Statistik über polizeiliche Einsätze wird nach diesen Angaben nicht geführt, Maßnahmen zum Schutz der Anwohner gegen den nächtlichen Radau, wie etwa ein Alkoholverbot, seien nicht geplant.

Auch das Bezirksamt kennt das Thema nur vom Hörensagen. „Eine direkte Beschwerdelage liegt im Bezirksamt nicht vor“, erklärt Sprecherin Gabriele Günter auf Anfrage. „Vielmehr sind die Erkenntnisse zum Verhalten der Jugendlichen über die Presse und die Polizei an das Bezirksamt herangetragen worden.“ Und weiter: „Ein Verbot des Alkoholkonsums ist im Gesetz über Grün- und Erholungsanlagen nicht vorgesehen.“

Gründen Anwohner eine Bürgerinitiative?

Für den Erlass eines entsprechenden Verbots bedürfe es daher eines Beschlusses der Bezirksversammlung. „Im Übrigen wird aufgrund der derzeitigen Beschwerdelage ein Alkoholverbot als nicht notwendig erachtet.“ Stefanie Gotthardt erwägt jetzt, gemeinsam mit anderen leidtragenden Anwohnern eine Initiative zu gründen, um mit vereinten Kräften mehr Nachtruhe am Schillerufer zu erreichen.